Marktplatzkonzerte vor ostdeutschen Landtagswahlen

"Wir stehen gegen den Rechtsruck zusammen"

04:42 Minuten
Ein Mann mit seinem Kind passiert ein Gebäude in desolatem Zustand im Mai 2019 in der ostdeutschen Grenzstadt Görlitz.
Bei den Landtagswahlen im Herbst ist die Sorge vor einem Rechtsruck groß. © Getty Images / Sean Gallup
Till Facius im Gespräch mit Max Oppel |
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Eine Initiative will vor den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen ein Zeichen gegen Rechts setzen. Geplant sind Konzerte und Lesungen in kleineren Städten. Dabei wollen die Aktivisten auch die Wendezeit in den Blick nehmen.
Die Initiative #WannWennNichtJetzt will sich im Sommer in den Wahlkampf der ostdeutschen Bundesländer einmischen. Nicht als Partei, sondern als Gesprächsangebot an die Menschen vor Ort, wie Till Facius, der Sprecher der Thüringer Sektion der Initiative, im Deutschlandfunk Kultur betont.
Im Mittelpunkt stünden dabei Menschen, die sich "antifaschistisch, progressiv und emanzipatorisch" engagierten, erklärt Facius. Denn genau diese Menschen gebe es in den Orten abseits der Großstädte ebenso – und nicht nur Rechte.

Finanzierung durch Spenden

Die Tour soll am 20. Juli im sächsischen Zwickau beginnen, wie Facius sagt. Geplant seien nicht nur Konzerte, etwa auf Marktplätzen, sondern auch Workshops, Lesungen und andere Veranstaltungen. Um dieses Vorhaben, das 60 000 Euro kostet, zu finanzieren, haben die Aktivisten Spenden gesammelt, unter anderem auch mit einer Crowdfunding-Kampagne, die zur Zeit noch läuft.
Im Herbst werden in Sachsen, Brandenburg und Thüringen die Landtage neu gewählt. Umfragen sagen ein Erstarken von rechten Parteien voraus. Auch weil bei der Wahl zum EU-Parlament am 26. Mai die AfD in vielen Teilen Ostdeutschlands die stärkste politische Kraft wurde. Deswegen betont Facius: "Wir wollen gegen den Rechtsruck zusammenstehen". Dazu wolle die Initiative den "solidarischen Pol in Ostdeutschland" sichtbar machen.

Keine Partei, sondern Bewegung

Ein Schlüssel des Erstarkens der Rechten in Ostdeutschland liege in den Geschehnissen vor 30 Jahren. Wichtig sei es daher, die "Ungerechtigkeitserfahrungen der Wende- und Nachwendezeit von links aufzuarbeiten", erklärt Facius. "Wir haben das Gefühl, dass das von Rechten stark instrumentalisiert wird."
Doch eine Partei wolle #WannWennNichtJetzt nicht sein. Für Facius steht fest: "Es braucht linke Mehrheiten im Parlament, aber auch eine starke außerparlamentarische Bewegung, die sich selbst organisiert."
(rzr)
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