Markus Lüpertz inszeniert "La Bohème"

"Ich gehe als Maler an die Sache ran"

09:42 Minuten
Der Kopf eines Mannes mit weißem Bart und schwarzem Hut ragt aus einer gemalten Gebirgslandschaft.
Findet seine Inszenierung durchaus konkurrenzfähig: Markus Lüpertz. © imago images/ari
Markus Lüpertz im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Mit 80 Jahren gibt der Maler Markus Lüpertz sein Debüt als Opernregisseur: mit Puccinis "La Bohème" am Staatstheater Meiningen. Und bleibt dabei doch ein Stück weit seiner eigentlichen Kunst treu. "Das ist mein Credo: dass es eine reine Atelierarbeit wird."
Ein Maler als Opernregisseur: Markus Lüpertz führt Regie bei Puccinis Oper "La Bohème" im Staatstheater Meiningen. Die Premiere ist ausverkauft.
Als Opernregisseur sieht sich Lüpertz dennoch nicht: "Ich gehe an die Sache als Maler ran", unterstreicht er.
Neben der Regie ist Lüpertz auch für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich. "Ich habe viele Dinge selbst gemalt, alle Kostüme angemalt. Das ist mein Credo: dass das eine reine Atelierarbeit wird."

Keine Inszenierung wie aus dem "Tatort"

Aktuelle Theatertrends sind Lüpertz' Sache nicht:
"Die neuen Inszenierungen sehen aus wie 'Tatort'-Inszenierungen", kritisiert er und spielt damit auf den Hang mancher Regisseure zum Realismus an.
"Es gibt Regeln, die gerade en vogue sind, dass die Sänger liegen, wenn sie singen. Das ist etwas, was mir nicht den Kopf will."
Die Kostüme der Oper "La Bohème" in der Regie vom Maler Markus Lüpertz sind sehr bunt.
Er habe alle Kostüme angemalt, sagt Markus Lüpertz.© Staatstheater Meiningen / Jochen Quast
Die Handlung von "La Bohème" bezeichnet Lüpertz als stereotyp, die Musik Puccinis dagegen sei großartig: "Wenn man genau hinhört, sieht man die ganze Moderne bis hin zu Stockhausen dort vertreten."

Die Arie an die Rampe bringen

Er brauche ganz wenig Bewegung auf der Bühne, sagt Lüpertz. Allerdings sei es ihm wichtig, dass die Sängerinnen und Sänger ihre "Arie an die Rampe bringen":
"Dass sie nach vorn ins Publikum singen, dass sie die Leute, die dort sitzen, mit ihrer Musik hineinziehen in mein Bild."
Bühnenbild von "La Bohème". Vorne zwei gemalte Köpfe, im Hintergrund hält ein Schauspieler ein gemaltes Blatt.
Unverkennbar Lüpertz: Das Bühnenbild von "La Bohème".© Staatstheater Meiningen / Xiomara Bender

So gut wie an der Met

Was er in der Generalprobe gesehen habe, habe sehr gut funktioniert, sagt Lüpertz: "Ich habe 'La Bohème' an vielen Orten und in vielen Ländern gesehen, bis hin zur Met in New York. Ich finde, das ist durchaus konkurrenzfähig."
Angst, sich zu blamieren, hat Lüpertz nicht, aber ein Scheitern sei durchaus möglich: "Bei all meinen Projekten ist das Scheitern eine ewige Begleitung von mir. Vergessen Sie nicht, die ganze europäische Kultur basiert auf einem Scheitern. Es kommt auf das Niveau an, auf dem man scheitert."
(beb)
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