Unerschrockener Gestalter in Sandalen
Sein dichter Vollbart, sein übergroßes Tweed-Sakko und die Sandalen waren sein Markenzeichen: Markus Meckel. Der vorletzte Außenminister der DDR und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete blickt zurück auf ein spannendes politisches Leben.
Markus Meckels Jugend in Ost-Berlin war untypisch für die DDR: Um den Esstisch seiner Eltern saßen oft Gäste aus dem Westen, Südafrika oder Japan. In der Schule lernte Meckel Latein und Altgriechisch, um Cicero, Sallust und Herodot im Original lesen zu können.
"Ich wollte Theologie studieren, und dazu gehört es, Latein und Griechisch zu lernen. Die alten Sprachen haben mich fasziniert, das war eine andere Welt. Die Namen habe ich erst gelernt, als ich mich in die Sprache hineinvertieft habe. Der ursprüngliche Wunsch hatte mit der Theologie zu tun. Dass dadurch sich noch ganz andere Horizonte öffneten, auch in die Philosophie, habe ich dann erst gemerkt, aber es hat mich sehr fasziniert."
... sagte er im Deutschlandradio Kultur. Meckel wuchs heran in der geistigen Freiheit, welche damals an den evangelischen Hochschulen und in den Gemeinden in der DDR gepflegt und verteidigt wurde. Mit 38 Jahren wurde er der vorletzte Außenminister der DDR.
Sieg einer friedlichen Revolution
"Am Anfang hatten wir auch nicht geglaubt, dass es so schnell möglich sein würde, die Macht der SED und des Kommunismus zu kippen. Es war möglich dadurch, dass die Massen auf den Straßen waren, und wir kleinen Gruppen, als Sozialdemokraten und andere Verhandlungen zu führen. Dann kam es zum Runden Tisch, um den Übergang z u organisieren und schließlich zur freien Wahl. Ich denke, dass es wichtig ist, sich deutlich zu machen, dass mit dem 9. November überhaupt die Frage der Deutschen Einheit auf den Tisch kam, durch den Sieg einer friedlichen Revolution."
Sein dichter Vollbart, sein übergroßes Tweed-Sakko und die Sandalen fielen in Regierungskreisen ästhetisch aus der Reihe. Meckel war insgesamt 19 Jahre lang Bundestagsabgeordneter der SPD.
Im Oktober 2013 wurde er dann Präsident des Volksbunds der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und kämpfte in diesem Amt für eine neue Sicht auf den Zweiten Weltkrieg als Angriffs- und Vernichtungskrieg.
"Es geht darum, an Krieg und Gewalt so zu erinnern, dass wir dies europäisch tun können. Das heißt, dass wir nicht nur an die deutschen Soldaten denken, sondern auch an die zivilen Kriegsopfer, die gehören mit dazu. Wir haben eine gesplittete Erinnerungskultur zwischen Nationalsozialismus, Holocaust, kommunistischer Aufarbeitung, Vertreibung und Krieg. Dies stärker zusammenzuführen unter den Werten, die wir heute vertreten, und dies gemeinsam mit anderen Europäern zu tun, deren Erfahrung einzubeziehen, das ist die Aufgabe."
Das war im Volksbund nicht mehrheitsfähig. Markus Meckel hat sein Amt im Oktober 2016 aufgegeben.