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Die Retrospektive "Marlene Dumas - The Image as Burden" ist bis zum 6. September in der Fondation Beyeler in Basel zu sehen.
Vielschichtige Gemälde mit Leichtigkeit
Pünktlich vor der Kunstmesse Art Basel eröffnet die Fondation Beyeler "The Image as Burden": die Retrospektive einer der bedeutendsten Malerinnen der Gegenwart. Dafür hat die Südafrikanerin Marlene Dumas einen weiteren ihrer berühmten menschlichen Schädel gemalt.
"Ich habe einmal gesagt: Was man nicht sehen kann, das malt man."
Kurz vor der Eröffnung skizzierte die 61-jährige Marlene Dumas, ganz in Schwarz gehüllt, mit blondem Wuschelkopf und Jesus-Lack-Latschen, in einer berührenden Rede mit wenigen Worten die Essenz ihrer Arbeit: Eine Kunst zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Malerei und Dichtung, zwischen Liebe und Verlust, Humor und Horror, Politik und Punk.
Geboren 1953 in der Nähe von Kapstadt ging die von Buren abstammende Marlene Dumas 1976 – auf dem Höhepunkt der Apartheid in Südafrika, kurz nach dem Höhepunkt der künstlerischen und politischen Emanzipationsbewegungen in Europa und den USA – mit 23 Jahren nach Amsterdam.
Südafrikanische Kunst aus Europa
Oft wird sie mit dem Worten zitiert, Südafrika habe ihrer Kunst den Inhalt, Europa die Form gegeben:
"Wenn man in einem anderen Land lebt als dem, aus dem man stammt, fragt man sich: Ist das meine Bestimmung? Habe ich mir das selber ausgesucht? Meine Brüder sagten damals zu mir: 'Bleib in Südafrika und kämpfe hier für eine bessere Welt. Warum willst du das in Europa tun?' Vielleicht hat das mit der Sehnsucht des Künstlers nach einem Ort zu tun, der gar nicht existiert."
Die optimalen Tageslichtbedingungen der Fondation Beyeler ermöglichen, die über 100 Exponate aus über 40 Jahre von Raum zu Raum, Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu verfolgen und zu sehen, wie sehr sich Dumas über all die Jahre selbst treu geblieben ist und ihre malerische Handschrift sich kontinuierlich gefestigt hat: Die Zerrissenheit zwischen den Kulturen, die sie in ihren vielschichtigen Gemälden in Leichtigkeit verwandelt. Dynamisch wirkende Skizzen mit großen Farbflächen in Tusche oder Öl. Verfremdete und dennoch unverkennbare Portraits, oft überlebensgroß oder im Close-up, von Ikonen wie Jesus, von der verstorbenen Soulsängerin Amy Winehouse, von Pauline Lumumba, der Ehefrau des ermordeten kongolesischen Politikers, sowie von unbekannten weißen und schwarzen Menschen. Humorvolle und poetische Titel.
Mischung aus kalt und warm
Ein oft wiederkehrendes Motiv: Dumas' Tochter Helena, Jahrgang 1989. Das erste Bild, das der Besucher bei Eintritt in die Ausstellung sieht, ist denn auch "The Painter", ein überlebensgroßes Porträt ihrer Tochter als Kleinkind, nackig, über und über mit Farbe beschmiert, eine Hand rot, die andere blau, das Gesicht trotzig und unheimlich blass.
"The Painter ist eine meiner liebsten Arbeiten. Nicht nur weil es meine Tochter zeigt, eine Art Alter Ego, einen weiblichen Maler, etc. Nein, ist vor allem auch diese sehr kalte Farbe, die das Gemälde als Gemälde interessant macht. Es gibt dieses Grün, diese Kälte, aber die eine Hand ist rot und strahlt Wärme aus. Ein Kind hat mal gesagt: 'Oh, das ist ja ein Bild von einem Kind mit einer warmen Hand und einer kalten Hand.' Falls es so etwas wie eine bestimmte Qualität meiner besseren Arbeiten gibt, dann denke ich, ist es diese Mischung aus kalt und warm."
Für die Retrospektive in der Fondation Beyeler hat Marlene Dumas einen neuen ihrer berühmten menschlichen Schädel gemalt, ältere zeigt sie gerade parallel auf der Biennale in Venedig. Ein so simples wie faszinierendes Gemälde eines lachenden Totenkopfes, das die Größe und Weisheit von Marlene Dumas und ihrer Kunst auf den Punkt bringt:
"Der menschliche Schädel ist in gewisser Weise das erste oder das letzte Porträt. Ich dachte mir, ich male für die Retrospektive in Basel ein Totenschädel, der neben den ersten Zeichnungen gezeigt wird, die ich gemeinsam mit meiner Tochter gemacht habe: Runde Gesichter mit zwei Augen und einer Nase, ähnlich einem Schädel. Für meine Ausstellung in den USA habe ich eine tote Marilyn Monroe gemalt. Und für Basel einen glücklichen Totenschädel. Vielleicht ist der Tod ja nicht das Schlimmste im Leben? Wir wissen es nicht!"