Marsianer schlagen zurück
Für ihren Trip zurück in die Zukunft stöberte die British Library nicht nur in ihren Regalen, sie holte auch so einiges aus den Archiven. Ihre Aus- und Einsichten und ihre visionären Botschaften vermittelt sie in allen Medien.
Großbritanniens erstes bemanntes Weltraumabenteuer, erklärt Kuratorin Katya Rogatschevskaja, ist datiert auf das Jahr 1638. Möglich machte es ein Engländer, der Raumfahrer aber war ein Spanier:
"An Bord eines Flugapparats, gezogen von Schwänen, reist Domingo Gonsales allein zum Mond. Die Schwere-losigkeit: er hat sie erlebt."
Der 1638 erschienene Roman "The Man in the Moone" von Francis Godwin gilt als früher Vorläufer der Science Fiction, einer von vielen. Nein, Godwins Don Domingo war nicht der erste Mann im Mond, auch er hatte seine Vorgänger:
"Eine Fontäne katapultiert eine Reisegruppe zum Mond. Sie begegnen merkwürdigen Geschöpfen und werden Zeuge interplanetarer Kriege."
Die Reisenden gehören zum Figurenpersonal des griechischen Rhetorikers Lukian. Mit Satiren wie "Wahre Geschichten" und "Die Luftreise" wurde er, wenn man so will, zum Urvater der abendländischen Science Fiction-Tradition – im zweiten Jahrhundert nach Christus.
Ein Erstdruck von Godwins "Man in the Moone" und eine illustrierte Lukian-Ausgabe von 1647: Sie stehen am Anfang der Schau in der British Library. Ihr Titel "Out of this World", so die Kuratorin, diene sozusagen als Kurzformel für ein ganzes Genre:
"Science Fiction behandelt die großen Fragen der Menschheit: packend, engagiert und fantasievoll. Sie reißt uns raus aus unserer Welt."
...und sie entführt uns – entlang den Überschriften der einzelnen Abteilungen der Ausstellung – in ganz fremde Welten, in Parallel- und Gegen-" und Zukunftswelten, in virtuelle und perfekte Welten und schließlich ans Ende aller Welten, vor dem H.G. Wells 1943 warnte.
Der Besucher taucht ein in knapp 2000 Jahre Sci-Fi-Geschichte. Dass dabei die Gattungsgrenzen fast ganz aufgehoben sind, daran mögen sich in einer Zusammenschau wie dieser allenfalls die hartgesottensten Fans stoßen.
Von Lukian und Thomas Morus geht es weiter zur Gru-selromantik von Mary Shelleys "Frankenstein" und zur utopischen Fantastik Jules Vernes bis hin zu den Dys-topien George Orwells und zu modernen Klassikern des Futurismus wie Arthur C. Clarke und J.G. Ballard, dem wohl prominentesten Vertreter der so genannten "New Wave Science Fiction".
Parallel zur Literatur dokumentiert die Ausstellung, was Science Fiction natürlich auch ist: ein großes Kapitel Kino und Radio. Sie gehören zu den Meilensteinen aus der Frühzeit des Films und Rundfunks: der sowjetische Stummfilm "Aelita" aus dem Jahr 1924 – Fritz Langs "Metropolis" kam drei Jahre später – und die Hörspielfassung von H.G. Wells‘ Weltuntergangsopus "Krieg der Welten" von 1938. Erst erobert der Sozialismus den Mars und dann schlagen die Marsianer zurück!
Der Untertitel der musealen Zeitreise "back to the future" – "Science Fiction, aber nicht wie Sie sie kennen!" – deutet an, wozu diese Schau auch Gelegen-heit bietet: zum Kennenlernen nämlich einiger ihrer theoretischen Vordenker, die man in diesem Kontext vielleicht nicht unbedingt erwarten würde...
Zur Bekanntschaft etwa mit Immanuel Kant. Ein Infor-mationstext verweist auf den Philosophen der Aufklärung. Auch so lässt sich Science Fiction definieren: als Aufbruch in neue Denk- und Lebenswelten und als Ausweg aus selbst verschuldeter Unmündigkeit nach der Kantschen Maxime: "Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir".
Informationen der British Library (englisch)
"An Bord eines Flugapparats, gezogen von Schwänen, reist Domingo Gonsales allein zum Mond. Die Schwere-losigkeit: er hat sie erlebt."
Der 1638 erschienene Roman "The Man in the Moone" von Francis Godwin gilt als früher Vorläufer der Science Fiction, einer von vielen. Nein, Godwins Don Domingo war nicht der erste Mann im Mond, auch er hatte seine Vorgänger:
"Eine Fontäne katapultiert eine Reisegruppe zum Mond. Sie begegnen merkwürdigen Geschöpfen und werden Zeuge interplanetarer Kriege."
Die Reisenden gehören zum Figurenpersonal des griechischen Rhetorikers Lukian. Mit Satiren wie "Wahre Geschichten" und "Die Luftreise" wurde er, wenn man so will, zum Urvater der abendländischen Science Fiction-Tradition – im zweiten Jahrhundert nach Christus.
Ein Erstdruck von Godwins "Man in the Moone" und eine illustrierte Lukian-Ausgabe von 1647: Sie stehen am Anfang der Schau in der British Library. Ihr Titel "Out of this World", so die Kuratorin, diene sozusagen als Kurzformel für ein ganzes Genre:
"Science Fiction behandelt die großen Fragen der Menschheit: packend, engagiert und fantasievoll. Sie reißt uns raus aus unserer Welt."
...und sie entführt uns – entlang den Überschriften der einzelnen Abteilungen der Ausstellung – in ganz fremde Welten, in Parallel- und Gegen-" und Zukunftswelten, in virtuelle und perfekte Welten und schließlich ans Ende aller Welten, vor dem H.G. Wells 1943 warnte.
Der Besucher taucht ein in knapp 2000 Jahre Sci-Fi-Geschichte. Dass dabei die Gattungsgrenzen fast ganz aufgehoben sind, daran mögen sich in einer Zusammenschau wie dieser allenfalls die hartgesottensten Fans stoßen.
Von Lukian und Thomas Morus geht es weiter zur Gru-selromantik von Mary Shelleys "Frankenstein" und zur utopischen Fantastik Jules Vernes bis hin zu den Dys-topien George Orwells und zu modernen Klassikern des Futurismus wie Arthur C. Clarke und J.G. Ballard, dem wohl prominentesten Vertreter der so genannten "New Wave Science Fiction".
Parallel zur Literatur dokumentiert die Ausstellung, was Science Fiction natürlich auch ist: ein großes Kapitel Kino und Radio. Sie gehören zu den Meilensteinen aus der Frühzeit des Films und Rundfunks: der sowjetische Stummfilm "Aelita" aus dem Jahr 1924 – Fritz Langs "Metropolis" kam drei Jahre später – und die Hörspielfassung von H.G. Wells‘ Weltuntergangsopus "Krieg der Welten" von 1938. Erst erobert der Sozialismus den Mars und dann schlagen die Marsianer zurück!
Der Untertitel der musealen Zeitreise "back to the future" – "Science Fiction, aber nicht wie Sie sie kennen!" – deutet an, wozu diese Schau auch Gelegen-heit bietet: zum Kennenlernen nämlich einiger ihrer theoretischen Vordenker, die man in diesem Kontext vielleicht nicht unbedingt erwarten würde...
Zur Bekanntschaft etwa mit Immanuel Kant. Ein Infor-mationstext verweist auf den Philosophen der Aufklärung. Auch so lässt sich Science Fiction definieren: als Aufbruch in neue Denk- und Lebenswelten und als Ausweg aus selbst verschuldeter Unmündigkeit nach der Kantschen Maxime: "Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir".
Informationen der British Library (englisch)