Männersentimentalität statt zorniger HipHop
Die Erwartungen an das erste gemeinsame Album von Marteria und Caspar sind groß. Doch ist HipHop im Doppelpack auch doppelt so gut? Musikkritiker Jens Balzer findet, dem Album fehlt es an Spannung und Widersprüchen.
1982 wurden sie geboren und "1982" nennen Marteria und Casper auch ihr erstes gemeinsames Album. Dass sich ihre Wege einmal kreuzen würden, hätte wohl niemand geahnt. Schließlich wurde Casper in den USA geboren und Marteria in Rostock.
Zum ersten gemeinsamen Auftritt kam es in einem Klub namens "Faust" im niedersächsischen Münster. Jetzt haben die beiden Deutschrapper ihr erstes gemeinsames Album herausgebracht. Die Erwartungen an das Album sind hoch. Musik-Kritiker Jens Balzer findet, zwar man solle sich das Album auf jeden Fall anhören. Wirklich begeistert ist er aber nicht:
"Ich finde, dass beide hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, die sie gehabt hätten. Am Ende ist das doch eher so ein Seitenwerk oder Mixtape, wie man heute so sagt."
Politik spielt keine besondere Rolle
Trotzdem bietet das Album interessante biografische Einblicke und Gegenüberstellungen: Caspers Kindheit in den USA, Jugend im dörflichen Westdeutschland. Bei Marteria umgekehrt, Kindheit und Jugend im Osten, in Rostock, dann Model-Karriere in den USA.
Eigentlich gelten sowohl Caspar als auch Marteria als politisch links. Trotzdem spiele Politik auf dem Album keine besondere Rolle, erklärt Jens Balzer. Auch dort, wo Marteria in einem Song das Sonnenblumenhaus in Rostock erwähnt, das 1992 zum Gegenstand rassistischer Progrome wurde, werde daraus kein Thema gemacht, das über die HipHop-Stanze eines roughen Lebens in der Vorstadt hinausgehe.
Sentimental statt zornig
Die Platte sei überraschend unzornig, findet Jens Balzer. Die beiden Musiker würden auf dem Album nicht wirklich miteinander in Dialog treten. Stattdessen monologisierten die beiden miteinander und aneinander vorbei. In den meisten Punkten seien sie sich ohnehin einig.
Die beiden Musiker blickten im Modus der Midlife-Crisis auf ihre Biografien zurück. Männersentimentalität statt zorniger HipHop.
(mw)