Martin Emmer über Hass-Kommentare

"Diese Debatten poppen jetzt an die Öffentlichkeit"

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Professor Doktor Martin Emmer forscht an der FU Berlin zu Internetthemen und Mediennutzung © Deutschlandradio / Matthias Dreier
Martin Emmer im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke |
Von Hass etwa auf Ausländer und Flüchtlinge geprägte Diskussionen, wie sie aktuell sehr stark auf Facebook stattfinden, habe es schon immer gegeben, sagt der Kommunikationswissenschaftler Martin Emmer. Die Stammtische früher seien einfach weniger öffentlich gewesen.
Dass Facebook vor Kurzem angekündigt hat, Hasskommentare schneller zu löschen und eine Initiative für Zivilcourage im Netz zu gründen, gehe im Wesentlichen auf den politischen und öffentlichen Druck zurück, sagte Martin Emmer, Professor für Kommunikation an der Freien Universität Berlin, im Deutschlandradio Kultur. Dabei sei unklar, "welchen Anteil Facebook hat an der Zunahme solcher Hass-Debatten". Denn es gebe keinen Vergleich zu früher:
"Es gab in Deutschland und überall vermutlich auch früher solche Debatten, die haben aber am Stammtisch in der Kneipe stattgefunden. Eine Folge des Internets ist, dass viele dieser Debatten jetzt plötzlich so an die Öffentlichkeit poppen und wir sie plötzlich sehen. Ob das alles neu ist und schlimmer als früher, da wäre ich etwas vorsichtig."
Damit bezieht sich Emmer auch auf den Richter Ulf Burmeister, der auf Deutschlandradio Kultur die These vertrat, Facebook wirke durch seine Algorithmen als "Brandbeschleuniger" für rechte Hetzkommentare. Die Nutzer befänden sich in einer Art Filterblase, da Faccebook sich merke, was man als "Like" markiert habe - und so werde man nur mit ähnlichen Inhalten konfrontiert.
Daraufhin meldeten sich auch die Aktivistin Anke Domscheit-Berg und der Publizist Christoph Kappes haben auf Twitter.Sie sagen, solche Blasen seien nicht Folge der Algorithmen, sondern Folge der Tatsache, dass Menschen, die sich in bestimmten Kreisen bewegen, eben auch nur die Kommentare dieser Kreise angezeigt bekommen.
Darauf entgegnete Emmer, dass es dazu wenige Studien gebe, da die Daten kaum zugänglich seien.
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