Im Ensemble bauen statt einzelne Meisterwerke
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Lange sei Frankfurt am Main eine der hässlichen Städte in Deutschland gewesen, sagt der dort lebende Schriftsteller Martin Mosebach. Das habe sich längst verbessert, auch dank des Hochhausviertels.
Über die Architektur seiner Heimatstadt Frankfurt am Main hat der Schriftsteller Martin Mosebach sich oft kritisch geäußert. Nun überraschte er zum "Tag der Architektur" damit, dass er der von moderner Architektur geprägten Finanzmetropole bessere Noten gab.
Nachdem Frankfurt lange den Ruf gehabt habe, eine der hässlichsten deutschen Städte zu sein, habe sich die Stadt inzwischen "bekrabbelt", sagte Mosebach im Deutschlandfunk Kultur. "Die alte Beauty kann natürlich nicht zurückkehren", sagte er über die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt. Aber das Hochhausviertel habe als ganzes betrachtet eine städtebaulich günstige Wirkung gehabt. Auch einige "skandalöse Fehlplanungen" der Nachkriegszeit seien inzwischen repariert worden.
EZB-Hochhaus als Skulptur
Begeistert zeigt sich Mosebach, der in Frankfurt geboren wurde und bis heute dort lebt, von dem Hochhaus der Europäischen Zentralbank: "Ich finde diese Lösung, einen solchen riesenhaften Koloss eben anzuschrägen und ihn obeliskenhaft als assymetrischen Obelisken zu konzipieren, genial." Das Gebäude sei eine große Skulptur.
Allerdings sei es unfassbar schwer, Ensembles zu bauen. "Das ist das, was in der Stadt gebraucht wird", sagte Mosebach. Es würden nicht einzigartige Meisterwerke benötigt, die danach in irgendwelchen Architekturhandbüchern stünden. Man sollte mehr vom Ensemble her denken und nicht vom Einzelbauwerk.
Unter dem Motto "Räume prägen", wird an diesem Wochenende der alljährliche "Tag der Architektur" begangen, der Gelegenheit bietet, dass Planer, Architekten, Bauherren und die interessierte Öffentlichkeit über Baukultur ins Gespräch kommen sollen.
(gem)