Soziale Echos
55:06 Minuten
"Es funktioniert und klingt wie Klassik: genauso steif — und dann auch noch falsch!" Martin Schüttler wendet sich gegen eine Musikpraxis, die Rituale über Inhalte stellt und ihre Bedingungen weiter verfestigt, anstatt sie grundlegend in Frage zu stellen.
"Kritisches Komponieren" – das klingt für viele nach Siebziger Jahren, nach vergrübelten Überbauten und Subtexten, und dementsprechend haben nicht wenige Komponistinnen und Komponisten der Gegenwart eine große Scheu davor, ihre Arbeit als "kritisch" zu bezeichnen. Anders Martin Schüttler: Für ihn ist der kritische Aspekt seiner Arbeit zentral und demzufolge knüpft er explizit an eine Lesart an, die Musik nicht einfach als Selbstzweck versteht.
"Kritisches Komponieren", schrieb Schüttlers Kompositionslehrer Nicolaus A. Huber, sei "ein analytisches Komponieren, das nicht einfach Musik herstellt, sondern über Musik Auskunft gibt" und das gelänge nur dann, wenn sie zugleich "etwas über den Menschen aussagt".
In diesem Sinne versteht Martin Schüttler seine Arbeit als Kritik an einer weitgehend zum Genre erstarrten Neuen Musik, die sich seit Jahrzehnten nicht bewusst zu sozialen Kontexten verhält und ihre eigene soziale Verortung nur unzureichend hinterfragt und reflektiert.
In diesem Sinne versteht Martin Schüttler seine Arbeit als Kritik an einer weitgehend zum Genre erstarrten Neuen Musik, die sich seit Jahrzehnten nicht bewusst zu sozialen Kontexten verhält und ihre eigene soziale Verortung nur unzureichend hinterfragt und reflektiert.
Normalität infrage stellen
Für Schüttler ist Neue Musik kein Genre, keine musikalische "Sparte", sondern eine Art des Denkens von, über und mit Musik.
Grundlegend für seine Arbeit ist ein methodischer Zweifel gegenüber allen Konventionen des Musikalischen: Instrumente und ihre Formationen, Aufführungs- und Präsentationspraktiken, Orte, Räume, Kostümierungen. Nichts davon hat eine Gültigkeit, die nicht auf den Prüfstand gestellt werden könnte.
Dass gewisse Rituale und Codes anscheinend reibungslos "funktionieren", ist für Martin Schüttler keineswegs eine Aufforderung zum "Weiter so!", als vielmehr eine Herausforderung, genau diese "Normalität" infrage zu stellen.
Grundlegend für seine Arbeit ist ein methodischer Zweifel gegenüber allen Konventionen des Musikalischen: Instrumente und ihre Formationen, Aufführungs- und Präsentationspraktiken, Orte, Räume, Kostümierungen. Nichts davon hat eine Gültigkeit, die nicht auf den Prüfstand gestellt werden könnte.
Dass gewisse Rituale und Codes anscheinend reibungslos "funktionieren", ist für Martin Schüttler keineswegs eine Aufforderung zum "Weiter so!", als vielmehr eine Herausforderung, genau diese "Normalität" infrage zu stellen.