Mit Werkzeugen aus der Vergangenheit
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Seine Vorschläge gehen in die richtige Richtung - aber noch lange nicht weit genug, findet Steffen Lange vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will es Unternehmen - sollte er Bundeskanzler werden - schwerer machen, Arbeitsverträge zu befristen. Und er will das Arbeitslosengeld I verlängern und damit die Hartz-IV-Reformen abmildern, die es seiner Partei lange so schwer gemacht haben, in Umfragen wieder in konkurrenzfähige Bereiche zur Union vorzustoßen.
Steffen Lange vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung beurteilt die Schulzschen Pläne als einerseits richtig - damit könne mehr soziale Gerechtigkeit geschaffen werden, sagte er im Deutschlandradio Kultur.
10 bis 40 Prozent aller Jobs sind bedroht
Andererseits erinnerte Lange aber daran, dass wir vor viel größeren Herausforderungen stehen, als es die Vorschläge von Schulz suggerieren. Der SPD-Politiker hantiere mit "Werkzeugen aus der Vergangenheit", sagte Lange: "Sie sind nicht falsch, aber sie gehen nicht weit genug."
Besonders Digitalisierung und Rationalisierung werden unser Leben gründlich durcheinanderrütteln: Nach unterschiedlichen Studien seien zwischen 10 und 40 Prozent aller Arbeitsplätze bedroht, so Lange.
Steuerreform, Grundeinkommen, Arbeitszeitverkürzung
Durch eine sozial-ökologische Steuerreform müsse die Digitalisierung in eine andere Richtung gelenkt werden, forderte er. Zudem gebe es "sehr spannende Ansätze" beim bedingunglosen Grundeinkommen - und auch die Arbeitszeitverkürzung müsse wieder auf die Agenda.
Zwar könne niemand wirklich sagen, wie sich die Beschäftigung letztlich verändern werde, räumte Lange ein. Die Politik müsse aber auf die einhergehende Verunsicherung reagieren. "Es kommt ein neuer Prekarisierungsschub auf uns zu, wenn wir nicht aufpassen", betonte er: "Und dem ist vor allen Dingen entgegenzuwirken." (ahe)