Marvel-Produzent Kevin Feige

Der Herr über die Superhelden

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Der Präsident der Marvel Studios, Kevin Feige, auf einer Bühne bei einer Präsentation. Hinter ihm steht in grosser orangener Schrift: Mr. Marvel.
Der Präsident der Marvel Studios, Kevin Feige, kündigt neue Serien für den Streamindienst Disney+ an. © Getty Images / Disney / Jesse Grant
Von Marten Hahn |
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Milliarden US-Dollar haben die Superheldenfilme von Marvel eingespielt. Verantwortlich für den Erfolg ist Produzent Kevin Feige. Er setzt dabei vor allem auf eine tiefsitzende Sehnsucht.
Kevin Feige ist wegen der Produktion des Films "Black Widow" in London. Eigentlich gibt es aktuell keinen Grund, die Werbetrommel zu rühren. Sein jüngster Film "Avengers: Endgame" hat an den Kinokassen weltweit mehr Geld eingespielt als der bisherige Rekordhalter "Avatar".
Es kommt demnächst auch kein neuer Marvel-Film in die Kinos. Dennoch gibt der Präsident der Marvel-Studios in einem Londoner Hotel fleißig Interviews. Warum? "Weil ich ein sehr netter Typ bin. Disney bat mich, Interviews zu geben, und ich sagte: Ja, klar. Gern. Außerdem ist mein Hotel gleich um die Ecke."

Zuschauer strömen in die Kinos

Aus einer Ecke des Raums winken zwei PR-Damen des Mutterkonzerns. Disney kaufte Marvel im Jahr 2009 und dürfte die Entscheidung nicht bereut haben. Feige und sein Team spülen mit ihren Superheldenfilmen Milliarden US-Dollar in die Firmenkasse.
Superhelden von Marvel, Spider-Man Kuscheltiere und Hüte stehen dicht gedrängt in einem Regal.
Marvel Collection in einem japanischen Geschäft.© picture alliance / Pacific Press / Sherbien Dacalanio
Manch ein Kritiker kann keine Superheldenfilme mehr sehen. Aber die Mehrzahl der Kinogänger kann nicht genug bekommen. "Ich glaube, es gibt da diese tiefsitzende Sehnsucht nach Heldentaten. Ich bin kein Sportfan, aber ich glaube, deswegen mögen die Leute Sport und lieben es, wenn einer aus einer drohenden Niederlage einen Sieg macht."

Ironie als Erfolgsrezept

Schon in den 90ern- und frühen 2000er-Jahren gab es Superheldenfilme mit Marvel-Figuren. Aber seit die Firma die Streifen unter Feiges Führung selbst produziert, sind sie ironischer geworden.
Ein Beispiel aus dem Film "Captain America – The First Avenger": "Wie unterscheiden wir die Guten von den Bösen?" - "Wenn sie auf dich schießen, sind sie die Bösen."
"Wir mögen diese Art des Geschichtenerzählens, diese Art von Kino", erläutert Feige. "Ich denke, alle Geschichten sind ein Produkt ihrer Zeit. Aber wir setzen uns nie hin und denken: Wie steht es heute um die Welt? Lass uns einen Film machen, der das reflektiert."

Captain America und Donald Trump

Und trotzdem hat sich in den jüngsten Spider-Man-Film "Far From Home" sehr viel Zeitgeist geschlichen. Die Waffen des Bösewichts Mysterio sind Lügen und Illusionen.
"Wir dachten, Mysterio sei ein cooler Charakter, der noch nie in einem Film zu sehen war. Erst als wir dann alles entwickelten, merkten wir: Oh mein Gott, er ist Fake News!"
Aus Versehen politisch. Zu mehr lässt sich Feige nicht hinreißen. "Captain America"-Schauspieler Chris Evans lehnte sich da weiter aus dem Fenster. Auf Twitter nannte er Kommentare des US-Präsidenten rassistisch. Worüber würden Captain America und Donald Trump reden, wenn sie sich träfen?

Große Erfolge auch in China

Keine Ahnung, sagt Feige. Aber Captain America alias Steve Rogers würde höflich bleiben. Oder wie es im Film "Captain America: Civil War" heißt: "Wenn ich sehe, dass etwas falsch läuft, kann ich das nicht ignorieren."
Einer der wichtigsten Märkte für Marvel ist heute China. Ausgerechnet hier sind die Helden, die zusammen für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen, besonders profitabel. Politische Zusammenhänge sieht Feige aber auch hier nicht:
"Ich glaube, die Menschen, die in China ins Kino gehen, fühlen sich von diesen Filmen auf die gleiche Art und Weise angesprochen wie wir. Die Kinokultur dort ist gewachsen und wir haben das Glück, dass unser Studio und unsere Filme mitgewachsen sind. Wir machen Filme für Menschen, nicht für Regierungen."
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