Fluxus-Kunst und Polyamorie
Nam June Paik, Wolf Vostell und Joseph Beuys trafen sich in ihrem Kölner Atelier. Mit dem Musiker Karlheinz Stockhausen und dessen Ehefrau lebte Mary Bauermeister eine "ménage à trois". Von diesen aufregenden Zeiten und neuen Werken erzählt die Fluxus-Künstlerin "Im Gespräch".
Sie gilt als "Großmutter der Fluxusbewegung" in Deutschland. Im Kölner Atelier von Mary Bauermeisters trafen sich Anfang der 60er-Jahre Aktionskünstler wie Nam June Paik, Wolf Vostell, Joseph Beuys oder auch der Musiker Karlheinz Stockhausen. Mit letzterem verband sie eine leidenschaftliche Liebes- und Arbeitsbeziehung, zunächst in einer "ménage à trois" mit dessen Ehefrau.
Mary Bauermeister: "Ich fand das unehrlich und finde es immer noch unehrlich, wenn Menschen ihre polygamische Natur ausleben, aber so tun als wäre die Monogamie das richtige und das alles ist Sünde. Wenn, dann ehrlich, und nicht auf Kosten der ersten Frau. Und er hat zwei Jahre um mich geworben und ich habe, da er verheiratet war, 'Nein' gesagt, aber irgendwie waren unsere Seelen zu stark miteinander schon in Affinität. Wir konnten das nicht verhindern, aber dann habe ich darauf bestanden, bitte ehrlich, und die erste Frau war mutig genug, das Experiment zu wagen, sie wollte auch ihren Mann nicht verlieren und sie ist eine großartige Frau."
Während ihrer Zeit in New York kam die Autodidaktin, die wegen ihrer blonden Haare auch "Miss Cornflakes" genannt wurde, zu internationalem Ruhm. Zurück in Deutschland errichtete sie ein Haus mit Garten auf dem Land, zog ihre Kinder groß und entdeckte ihre Faszination für spirituelle Fragen. Derzeit sind Werke von ihr im Potsdamer Fluxus-Museum ausgestellt.
Die umgedrehte Deutschlandflagge
Mary Bauermeister: "Wenn man mich heute fragt, was sind Deine letzten Fluxus-Akte, die ich in den letzten Jahren wieder betrieben habe, dann ist es einmal die deutsche Flagge umzudrehen in die ursprüngliche Form, dass Gold wieder oben ist. Schwarz ist Erde, Schwerkraft und gehört nach unten ... und alle öffentlichen Gebäude, die diese Flagge ausstellen, die kriegen die von mir geschenkt. Es muss das Licht nach oben und dann sind wir vielleicht wieder ein Volk der Dichter und Denker und nicht der Waffenexporteure. Das ist meine Hoffnung. Da ich es als Künstler mache und nicht als Rechtsradikaler. Als Künstler habe ich Narrenfreiheit: Gold gehört nach oben."