Mary Shelley: Streifzüge durch Deutschland und Italien. In den Jahren 1840, 1842 und 1843
Aus dem Englischen von Nadine Erler
Verlagshaus Römerweg, Frankfurt am Main 2017
256 Seiten, 24 Euro
Europa aus der Sicht einer Reisenden im 19. Jahrhundert
Auf ihren "Streifzügen durch Deutschland und Italien" ab 1840 notierte die britische Schriftstellerin Mary Shelley fortwährend Briefe an fiktive Empfänger. Ihre genauen Beobachtungen von Menschen und Landschaften sind noch heute eine vergnügliche und witzige Lektüre.
Mary Shelley erzählt in diesen Texten von ihren Reisen ab 1840, die sie anfänglich durch Frankreich und Deutschland nach Norditalien, später auch durch das heutige Tschechien und Österreich (was für sie beides zu Deutschland zählt) und bis nach Rom führten. In Form von Briefen an fiktive Empfänger; Briefe, die Privates berühren, aber zur Veröffentlichung gedacht waren. Dabei ging Shelley davon aus, dass einige Fakten über ihr Leben bekannt waren: ihr Aufenthalt in Como 1816, der Skandal um ihre Beziehung mit dem Lyriker Percy Shelley, der 1822 im Golf von La Spezia beim Untergang eines Segelbootes ertrank, und der Tod zweier ihrer Kinder bei früheren Aufenthalten in Italien.
Denn diese tragischen Ereignisse schwingen im Hintergrund der Reiseberichte immer mit – etwa wenn Mary Shelley von dem Boot berichtet, mit dem ihr Sohn über den Comer See segelt. Sie beschreibt ihre Gefühlsqualen an vielen Orten, die sie aus der Vergangenheit kennt, sagt aber auch, dass Italien das einzige Land sei, in dem sie von ihren Ängsten genesen könne. Sie liebt das Land, sie spricht die Sprache und fühlt sie sich hier zu Hause. Und deshalb bieten die Briefe aus Italien neben einem intensiven Einblick in das Gefühlsleben Mary Shelleys auch sehr genaue Beobachtungen von Menschen und Landschaften sowie fundierten Anschauungen über italienische Geschichte und Politik.
Denn diese tragischen Ereignisse schwingen im Hintergrund der Reiseberichte immer mit – etwa wenn Mary Shelley von dem Boot berichtet, mit dem ihr Sohn über den Comer See segelt. Sie beschreibt ihre Gefühlsqualen an vielen Orten, die sie aus der Vergangenheit kennt, sagt aber auch, dass Italien das einzige Land sei, in dem sie von ihren Ängsten genesen könne. Sie liebt das Land, sie spricht die Sprache und fühlt sie sich hier zu Hause. Und deshalb bieten die Briefe aus Italien neben einem intensiven Einblick in das Gefühlsleben Mary Shelleys auch sehr genaue Beobachtungen von Menschen und Landschaften sowie fundierten Anschauungen über italienische Geschichte und Politik.
Arme Winzer-Hütten an der Mosel
In ihren Berichten aus Deutschland beschränkt sie sich hingegen bewusst. Sie maßt sich kein Urteil über das Denken der Deutschen an – beobachtet und beschreibt aber genau, manchmal durchaus selbstironisch. So lamentiert sie über schlechte Hotels und steht geschockt in den ärmlichen Hütten der Winzer an der Mosel. Sie ist überrascht von gebildeten niederen Ständen – Standesdünkel ist Mary Shelley nicht fremd – und sie ist wie alle Engländer der Zeit überwältigt von den Burgen am Rhein und der Ruine des Heidelberger Schlosses, staunt über die tosenden Wassermassen des Rheines bei Schaffhausen. Sie kurt in der feinen Gesellschaft von Bad Kissingen, mokiert sich über den fehlenden Hochadel dort und ist entsetzt, dass der Kurarzt seinen Job ernst nimmt und ihr alle Leckereien aus der Ernährung streicht, sie rast mit dem Zug von Leipzig nach Berlin, besichtigt dort die Gemäldegalerie, das Schloss – und eine Eisengießerei.
Das alles liest sich nicht nur vergnüglich und witzig, sondern bietet häufig auch überraschende Einblicke in das Leben und die Interessen der gebildeten, wohlsituierten Stände im 19. Jahrhundert. Dazu sieht das Buch auch noch toll aus. Der Verlag hat nicht gespart und Shelleys Streifzügen einen haptisch schönen Einband ebensolches Papier samt Lesebändchen und zahlreiche zeitgenössische Abbildungen spendiert.
Das alles liest sich nicht nur vergnüglich und witzig, sondern bietet häufig auch überraschende Einblicke in das Leben und die Interessen der gebildeten, wohlsituierten Stände im 19. Jahrhundert. Dazu sieht das Buch auch noch toll aus. Der Verlag hat nicht gespart und Shelleys Streifzügen einen haptisch schönen Einband ebensolches Papier samt Lesebändchen und zahlreiche zeitgenössische Abbildungen spendiert.