Arzt und Autor Erik D. Schulz

Maschinen werden uns verführen

33:58 Minuten
Porträt von Erik D. Schulz, Arzt und Schriftsteller.
Will auch mit seinen Romanen Gutes bewirken: Erik D. Schulz, Arzt und Schriftsteller. © Die Hoffotografen
Moderation: Ulrike Timm |
Audio herunterladen
Abends schreibt Erik D. Schulz Thriller, Gesellschafts- und Science-Fiction-Romane, jüngst eine Dystopie über die Gefahren der künstlichen Intelligenz. Tagsüber ist er praktischer Arzt in Berlin-Pankow. Beides passt gut zusammen, findet er.
Aus seiner Arbeit als praktischer Arzt zieht der Autor mit dem Künstlernamen Erik D. Schulz – auf seinem Praxisschild steht sein bürgerlicher Name Erik-Delf Schulze – Anregungen für die literarische Tätigkeit. Seine Spezialität: Zukunftsfantasien.
Die Idee zu einem Pandemieroman hatte er schon vor Jahren, lange vor Corona, während der Masern-Epidemie 2015: "Da hatten wir manchmal Angst, dass die Praxis gestürmt wird. Und das kommt im Buch auch so vor."

Bald überflügelt uns die künstliche Intelligenz

So entstand Erik D. Schulzes Dystopie „Weltmacht ohne Menschen“, in der ein Arzt zwischen die Fronten zweier künstlicher Superintelligenzen im Kampf um die Weltherrschaft gerät.
Weitreichende Entscheidungen treffen in dem Roman nicht mehr die Menschen, sondern die Maschinen. Er spielt im Jahr 2075. Schulz‘ Einschätzung zufolge könnte es bereits in den Vierzigerjahren unseres Jahrhunderts so weit sein, dass die Computer intelligenter als Menschen sind.
"Das Problem entsteht, wenn eine künstliche Intelligenz dann beginnt, Ziele zu verfolgen, die uns diametral entgegenstehen. Das können Ziele sein, die wir gar nicht verstehen", sagt er. Ob diese Maschinen dann ein eigenes Bewusstsein haben, ist Schulz zufolge nicht so wichtig. Die Kompetenz der Supercomputer sei gefährlicher.

Noch können wir den Stecker ziehen

Die Errungenschaften der künstlichen Intelligenz, glaubt der Science-Fiction-Autor, werden so enorm sein, dass die Menschheit verführt werden wird, sich ihr auszuliefern.

Blinde werden sehen können, Taube hören und Gelähmte wieder gehen können. Wir stecken in dieser Realität eigentlich schon mitten drin. Noch können wir die KI einsperren und den Stecker ziehen. Irgendwann aber wird sie ausbrechen.

Erik D. Schulz

Es sei in der Geschichte der Menschheit noch nie vorgekommen, dass etwas Hochintelligentes von weniger intelligenten Wesen kontrolliert werden musste, gibt er zu bedenken. Der diesbezüglichen Gefahren müssten wir uns bewusst sein.
Schulz kam auf Umwegen zum Arztberuf: Weil in der DDR nicht jeder, der wollte, Medizin studieren konnte, arbeitete er zunächst als Techniker. Erst nach dem Mauerfall konnte er Arzt werden.

"Wir werden nuklear erpresst"

Schulz hat ein Anliegen mit seinen Büchern: Er will Leser und Leserinnen dabei unterstützen, etwas zum Besseren zu bewirken. Jeder und jede soll animiert werden, sich zu engagieren. Das gilt auch für die aktuelle politische Situation, die Schulz für brandgefährlich hält. Einen Konflikt mit Russland fürchtet er schon seit Jahrzehnten:
"Und es ist nicht die German Angst, die ich meine, sondern eine höchst berechtigte Furcht. Wir werden nuklear erpresst, weshalb maximale Zurückhaltung geboten ist."
Die Diskussion um Aufrüstung sieht Schulz, der Mitglied bei den Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) ist, sehr kritisch. Die Gefahr eines Atomkrieges sei leider real, schon seit Jahrzehnten.

Erik D. Schulz: "Weltmacht ohne Menschen"
Delfy International Publishing
320 Seiten, 14 Euro

(AB)
Mehr zum Thema