Auf den Fotos von #Maskeauf sind viele kreative Mundschutzvarianten zu sehen. Das suggeriert: Selbstgenähte Varianten schützen.
Wie sinnvoll ist der Mundschutz?
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Charlotte Roche, Rezo, Jan Böhmermann: Immer mehr Prominente unterstützen #Maskeauf. Der Mundschutz sei wichtig, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, sagen sie. Stimmt das? Unser Wissenschaftsredakteur Martin Mair macht den Faktencheck.
Ob stylisch oder nicht: Einen echten Schutz bieten selbstgenähte Masken nicht. Zwar kann ein Mundschutz Marke Eigenbau mögliche Speicheltröpfchen abhalten, die das Coronavirus übertragen. Allerdings nur einen Teil. Und: Nach kurzer Zeit wird der Stoff durch die kondensierte Atemluft feucht und verliert seine Schutzwirkung so komplett.
Groß ist sie ohnehin nicht, weil gängige Stoffe wie Baumwolle nicht in der Lage sind, Viren zuverlässig auszusperren – dafür sind die Krankheitserreger schlicht zu klein. Letztlich sorgt ein selbstgenähter Mundschutz bestenfalls für ein gutes Gefühl und schadet auch nicht – bloß kann man sich im Ernstfall nicht auf die Schutzwirkung verlassen.
Textilunternehmen in Deutschland produzieren statt Unterwäsche und Hemden jetzt Mundschutzmasken. Das vermittelt den Eindruck, jeder kann das.
Tatsächlich sind nicht nur Textilfirmen, sondern auch Matratzenhersteller und sogar Autoteilezulieferer in die Maskenproduktion eingestiegen. Womöglich ist das ein gutes Geschäft, aber auch hier gilt: Die Schutzwirkung ist fraglich. Die Nachfrage ist dennoch da, weil Wegwerfmasken weltweit Mangelware sind. Sie bestehen aus Vliesstoffen, die in der Regel aus der Kunstfaser Polypropylen gewebt werden. Diese Masken fehlen in keiner Arztserie und werden in Krankenhäusern etwa im OP getragen.
Allerdings gilt auch hier: Sie stoppen das Coronavirus nur bedingt. In erster Linie helfen sie, die Verbreitung von Speicheltröpfchen zu verhindern. Und sie schützen Operierende vor Spritzern mit Körperflüssigkeiten des Patienten. Echten Schutz gegen Viren bieten nur spezielle Masken der Schutzklasse FFP3 – sie filtern mindestens 99 Prozent kleinster Partikel aus der Luft. Das Problem: Mit ihnen fällt das Atmen schwer.
Viele Menschen glauben nach wie vor: Mit einer Maske schütze ich mich vor einer Infektion.
Der Sinn einer Atemschutzmaske ist ein anderer: Erkrankte können damit Gesunde schützen. Wer sich etwa mit dem Coronavirus angesteckt hat und sich unbedingt in der Öffentlichkeit bewegen muss, schützt mit einer Atemschutzmaske seine Mitmenschen – sollte aber trotzdem ausreichend Abstand halten.
Das Robert-Koch-Institut hat Gesunden zunächst nicht dazu geraten, eine Maske zu tragen - ob aus dem Laden oder von der eigenen Nähmaschine. Inzwischen hat die Behörde ihre Einschätzung etwas geändert. Es sei zu vermuten, dass "auch Behelfsmasken das Risiko verringern können, andere anzustecken" - eben weil Speicheltröpfchen zum Teil zurückgehalten werden. Wissenschaftlich belegt sei die Schutzwirkung aber nicht, weshalb das Robert-Koch-Institut als wichtigste Schutzmaßnahmen weiterhin ausreichenden Abstand und gründliches Händewaschen ansieht.
In Deutschland hieß es bislang: Masken benötigt vor allem das medizinische Personal. Doch in Asien tragen viele einen Mundschutz – nicht erst seit dem Corona-Ausbruch.
Abschließend geklärt ist nicht, warum in vielen asiatischen Ländern der Mundschutz fast schon ein normales Bekleidungsstück ist. Forscher aus Tokio haben herausgefunden, dass neben der Gesundheit viele Japaner aus anderen Gründen zu Masken greifen: Zum einen dienen sie dem Schutz vor Staub, der in den Megastädten ein Problem ist. Und: Sie haben sich als Mittel etabliert, Makel im eigenen Gesicht zu verbergen.
Zudem werden Japaner seit Jahrzehnten dazu angehalten, einen hohen Hygienestandard zu wahren. Hinweise, sich regelmäßig die Hände zu waschen sind allgegenwärtig. Und der Respekt vor der Gesundheit der Mitmenschen ist ein extrem hohes Gut.
Experten hierzulande setzen bei der Eindämmung der Corona-Pandemie ebenfalls auf Einsicht, raten aber weiterhin zu drei simplen Regeln: Gründliches Händewaschen, Abstand halten und die sozialen Kontakte außerhalb der eigenen Familie weitgehend herunterzufahren.