Caroline Fetscher ist Autorin des Berliner "Tagesspiegel". Zu ihren Themen gehören gesellschaftliche Debatten in Kultur und Politik, insbesondere Menschenrechte und Kinderschutz.
Neue Debatte über den "Schnutenpulli"
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Die Maskenpflicht wird neu diskutiert: Ist sie ein "Konsumkiller" oder gehen die Leute lieber einkaufen, wenn sie sich sicher fühlen? Tagesspiegel-Journalistin Caroline Fetscher plädiert für größte Vorsicht und Maske.
In Mecklenburg-Vorpommerns ist Wirtschaftsminister Harry Glawe zugleich Gesundheitsminister. Der CDU-Politiker hat sich nun dafür ausgesprochen, dass Kunden beim Einkaufen keine Maske mehr tragen sollten und damit eine Debatte entfacht. Auch in anderen Bundesländern wird das nun diskutiert.
Sie sei ganz auf der Linie der Maskenbefürworter, sagt unser Studiogast, die Tagesspiegel-Journalistin Caroline Fetscher. Sie bezieht sich dabei auf Empfehlungen des prominenten Virologen Christian Drosten und den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. "Ich bin absolut dafür, dass wir so vorsichtig wie möglich sind." So lange das niemandem mehr koste als etwas Mühe beim Atmen im Supermarkt, sei sie keinesfalls dafür, die Masken abzusetzen.
Die Maske als "Konsumkiller"?
Glawe sage, dass die Masken der Wirtschaft schadeten, sagt unser Redakteur Alexander Moritz. Leute mit Maske kauften angeblich nicht mehr so gerne ein. Deshalb solle die Maskenpflicht nach den Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern fallen. Der Vorschlag habe viel Widerspruch geerntet, selbst die Ministerpräsident Manuela Schwesig (SPD) wolle an der Maskenpflicht festhalten. Auf Plattdeutsch werde der Mund-Nasenschutz liebevoll als "Schnutenpulli" tituliert.
Ob das Einkaufen mit Maske ein "Konsumkiller" sei, wie manche behaupten, sei bisher ungeklärt, sagt Moritz. "Es ist eher eine gefühlte Wahrheit." Es gebe eine Studie von vier Ökonomen der Universität Kopenhagen, die das Konsumverhalten in der Coronakrise in Schweden und Dänemark verglichen hätten. "Schweden, da gibt es keine Maskenpflicht, sehr laxer Umgang – in Dänemark deutlich strengere Regeln." Aber in beiden Ländern sei der Konsum in den vergangenen Monaten um etwa ein Viertel eingebrochen. "Die Masken sind nicht daran schuld, dass wir weniger einkaufen." Die Studie lege sogar das Gegenteil nahe, dass die Maskenpflicht dabei helfe, sich beim Einkaufen eher sicher zu fühlen.
Typologie der Maskenverweigerer
Fetscher sagt, sie habe drei Typen der Maskenverweigerer identifiziert. "Da sind die politisierten Autonomen", sagt sie. Diese große Gruppe reiche von der Kreuzberger Szene bis zu den Reichsbürgern. "Die wollen sich vom Staat nichts sagen lassen." Dann gebe es den "vornehmen Klassendünkel-Typus", der dem gehobenen Bürgertum angehöre und sich nicht dadurch entwürdigen wolle, dass er so eine alberne Maske über seine Nase ziehe.
Außerdem gebe es den "kohärenzlosen Prekariatstyp", der das Ganze nicht verstehe. "Er setzt sich nicht hin und hört eine Stunde lang Drosten-Podcast."Das sei der schlecht informierte Typus."
Alle drei seien Typen der "Asozialität", sagt Fetscher. Denn bei der Maske gehe es um die soziale Geste anderen gegenüber, nicht sich selbst gegenüber.