Manon
Oper von Jules Massenet
Regie: Tatjana Gürbaca
Staatstheater Nürnberg
Verloren im Glitzer der Halbwelt
07:52 Minuten
Tatjana Gürbaca hat Massenets "Manon" am Staatstheater in Nürnberg inszeniert. Das Urteil unserer Kritikerin Franziska Stürz fällt ambivalent aus: Die Inszenierung habe stimmstarke Darsteller, es fehle allerdings etwas die französische Eleganz.
Die tragische Geschichte der Manon Lescaut fasziniert Regisseurin Tatjana Gürbaca, und sie sieht darin vor allem ein schonungsloses Bild einer Gesellschaft, in der das Geld regiert. Auch in ihrer Nürnberger Version der Geschichte kommt ein junges Mädchen mit Baskenmütze und Faltenrock in die Situation, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Keine Ankunft im Sehnsuchtsort
Gürbaca lokalisiert die Handlung in einem schwarzen Fantasieraum, den ein Glühbirnenportal umrahmt. Ein glänzender Laufsteg führt in eine andere Welt, die von Soldaten bewacht wird. Davor hausen Zuhälter und Schlägertypen und leichte Mädchen im Glitzerfummel. Sie konsumieren Drogen, schmeißen mit Geldscheinen um sich, lieben Sexspielchen und schrecken nicht vor Gewalt zurück. In diese glitzernde Halbwelt zieht es Manon, und sie verliert sich darin, ohne je in ihrem Sehnsuchtsort Paris anzukommen.
Das Zerrbild der Gesellschaft ist in Tatjana Gürbacas Lesart der "Manon" durchgehend schrill und trashig gezeichnet, und wirkt dadurch gerade im bürgerlich-soliden Nürnberg sehr fremd und fern. Das dauerschwarze Bühnenbild von Marc Weeger bietet trotz der sich gut darin bewegenden Darsteller auf Dauer zu wenig optische Reize, sodass der dreistündige Opernabend sich bisweilen zieht.
Mit Eleonore Marguerre hat Nürnberg eine stimmstarke, dramatische Manon, die sich überzeugend vom Bunny-Girl zum Vamp entwickelt und dann kläglich im T-Shirt verendet. Tadeusz Szlenkier punktet ebenfalls mit prachtvollen Tenortönen als idealistisch liebender Des Grieux, darstellerisch wird er von Hans Kittelmann als Guillot und Levent Bakirci als Lescaut allerdings übertroffen. Die auf deutsch gesprochenen Dialogpassagen fügen sich erstaunlich gut in das Spiel, und besonders aufhorchen lassen das lupenrein singende Damentrio des Opernstudios, sowie der hervorragend disponierte Chor.
Guido Johannes Rumstadt und die Staatsphilharmonie erfüllen das Nürnberger Opernhaus vor allem mit süffigen und dramatischen Klängen, etwas mehr französische Elegance bleibt allerdings an manchen Stellen zu wünschen übrig. Ein paar mehr Facetten hätte man doch noch herausholen können aus Massenets Manon.