Vorwurf hindu-nationalistischer Regierungspolitik
Aus Hindus werden Muslime. So weit, so gut. Doch wie freiwillig kann ein Glaubenswechsel sein, wenn solche Konversionen – wie in Indien – massenhaft geschehen? Regierungschef Modi wird vorgeworfen, Politik nur für Hindus zu machen.
Massenkonversionen, Bekehrungsszeremonien zum Wechsel des Glaubens, haben eine politische Kontroverse entfacht. Im Dezember waren rund 250 indische Muslime bei einer feierlichen Zeremonie in Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh zum hinduistischen Glauben zurückgeholt worden, wie es hieß. In der Stadt, in der das weltberühmte Taj Mahal steht, hat die nationalistische Hindu-Gruppe Bajrang Dal großen Rückhalt. Ajju Chauhan ist einer der Anführer der Gruppe:
"Das war ein Programm zur Wiedererweckung, bei dem 57 Familien, deren Vorfahren vor rund 30 Jahren zum Islam übergetreten waren, auf eigenen Wunsch zum Hinduismus zurück gekehrt sind. Sie haben erkannt, dass sie bei uns besser aufgehoben sind."
Ob tatsächlich alle Teilnehmer der umstrittenen Konversionszeremonie so freiwillig ihren Glauben gewechselt haben, ist fraglich. Eine junge Frau sagte, es seien ihnen Reis und Weizen versprochen worden, weil sie so arm seien. Von einem Glaubenswechsel bei der Veranstaltung habe sie nichts gewusst.
"Das geschah völlig ohne unser Wissen. Wir haben nicht geahnt, dass diese Leute uns zwingen würden, vom Islam zum Hinduismus zu wechseln."
Massen-Konversionen wie bei dieser Zeremonie in Agra vor wenigen Wochen gibt es immer wieder und sie haben eine heftige politische Kontroverse entfacht. Der Regierung Modi wird vorgeworfen, Politik nur für die Hindus zu machen. Muslime und Christen fürchten eine zunehmende Diskriminierung.
Abfall vom Glauben im Islam streng verboten
Sakshi Maharaj, ein konservativer Abgeordneter der Regierungspartei BJP forderte jüngst, dass jede Hindu-Frau mindestens vier Kinder bekommen sollte, um mit dem angeblich zu schnellen Bevölkerungswachstum der indischen Muslime Schritt zu halten. Andernfalls würden die Hindus bald zur Minderheit im Land. Dabei sind über 80 Prozent der Inder Hindus, die Muslime machen nur rund 14 Prozent aus.
Aslam Qureshi, ein muslimischer Geistlicher in Agra verurteilte die Massenkonversion Anfang Dezember. Apostasie, der Abfall vom Glauben, ist im Islam streng verboten und wird hart bestraft. Im Koran ist nach den geläufigsten Interpretationen zwar nur von einer Strafe im Jenseits die Rede. Fundamentalistische Gruppen fordern für eine Abkehr vom Islam jedoch die Todesstrafe.
"Die Nachricht von diesen Konversionen hat sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Land verbreitet. Das ist Teil eines großen Plans, der gegen die Muslime gerichtet ist. Sie wollen alle Muslime zu Hindus konvertieren. Doch das wird ihnen nicht gelingen."
Manish Tewari, der Vorsitzende der indischen Oppositionspartei Congress-Party, verurteilte die Konversionen und machte die nationalistische Politik der Regierung Modi für die aufgeheizte Stimmung verantwortlich.
"Erzwungene Wechsel der Religionszugehörigkeit sind ein krimineller Akt und jeder, der so etwas durchführt sollte zur Verantwortung gezogen werden. Diese Regierung macht eine Politik auf Kosten der religiösen Minderheiten. es gibt immer wieder Proteste und wenn das so weiter geht, dann gibt es nur noch Chaos und Anarchie in unserem Land."