Nach den Beratungen über die Corona-Maßnahmen: Hören Sie hier eine Einschätzung von Stephan Detjen, Chefkorrespondent des Deutschlandradio.
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Eine Studie zur Dunkelziffer hätte geholfen
06:09 Minuten

Der Politik blieb nichts anderes übrig, als die Anti-Corona-Maßnahmen zu verschärfen, sagt der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske. Doch waren die bisherigen Entscheidungen sinnvoll? Glaeske sieht klare Versäumnisse: Man hätte mehr wissen können.
Die Bundesregierung und -länder mussten die Maßnahmen gegen die Pandemie verschärfen: Das sieht auch der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske so. Denn man habe bisher "relativ wenig erreicht", wie er meint:
"Insofern blieb der Politik keine andere Lösung, als noch einmal bestimmte Dinge zu verschärfen, um die Zahlen einzugrenzen. Aber es bleiben Grundprobleme. Und die sind nicht angefasst worden."
Studie hätte im Sommer durchgeführt werden können
Dazu zählt Glaeske in erster Linie eine sogenannte Kohortenstudie, mit der man die Dunkelziffer der Infektionen hätte bestimmen können. Sie hätte aufgezeigt, wo genau Kontakte problematisch und wirkliche Hotspots seien.
Die Forderungen nach einer solchen Studie seien schon über ein halbes Jahr alt, es gehe hier also um "Versäumnisse der Vergangenheit". Den Sommer hätte man dazu nutzen können.
Auch die Festlegung auf die Zahl von 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner als Grundlage für Maßnahmen könne man "nicht rational erklären", so der Experte. Denn die Dunkelziffer liege womöglich vier- bis siebenmal höher als das, was aus Tests ersichtlich sei: "Wir haben vieles, was wir wissen sollten, nicht parat an Wissen und nicht parat als Basis für Entscheidungen."
(bth)