Maßnahmen gegen die vierte Coronawelle

Impfen, Hygiene, Abstand

07:47 Minuten
Viele COVID-19 Impfspritzen auf einem weissen Untergrund.
In Deutschland wird eine Menge getan, um zögerliche Bürger vom Piks zu überzeugen. © imago / fStop Images / Peter Stark
Timo Ulrichs im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Eine weitere Bund-Länder-Runde entscheidet, wie es in Sachen Corona weitergeht. Der Epidemiologe Timo Ulrichs setzt vor allem auf das Impfen, um die vierte Welle zu brechen. Impfverweigerer fordert er auf, sich die Konsequenzen ihres Handelns klarzumachen.
Es ist mal wieder soweit: Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder kommen zu einer Videokonferenz zusammen. Auf der Tagesordnung stehen gleich zwei Krisen: die Bewältigung der Flutkatastrophe und Covid-19. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen soll der Corona-Kurs für den Herbst bestimmt werden.
Was tun, um die vierte Welle zu brechen? Der Infektionsepidemiologe Timo Ulrichs prognostiziert, dass die Infektionszahlen bald sehr viel schneller nach oben klettern werden als zur Zeit. Seine Antwort darauf: Hygiene, Abstandsregeln weiter einhalten und so viel wie möglich impfen.
Ulrichs spricht sich klar gegen eine Impfpflicht aus. Impfen müsse weiter freiwillig bleiben: "Allerdings sollte sich jeder klar machen, was das für Konsequenzen hat, wenn man sich nicht impfen lässt. Nämlich, dass wir die Herden-Immunität nicht so schnell und gut erreichen. Und dass wir vor allen Dingen nicht die schützen, die nicht geimpft werden können: die Kinder und Jugendlichen und die, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können."

Ungleiche Lastenverteilung

Hier habe es über den gesamten Zeitraum der Pandemie eine "ungleiche Lastenverteilung" gegeben, kritisiert der Wissenschaftler. Die Kinder und Jugendliche hätten, um die Älteren zu schützen, bei Bildung und Bewegungsfreiheit zurückstecken müssen. Jetzt sollten sich die Erwachsenen umgekehrt alle impfen lassen, damit die Kinder beim Schulstart möglichst sicher seien, fordert Ulrichs.
Die vierte Welle wird dem Epidemiologen zufolge anders ausfallen als die Wellen zuvor. Schon die dritte habe weniger Tote gefordert, sagt Ulrichs: "Da hat schon das Impfen durchgeschlagen. Und das wird jetzt noch mehr der Fall sein." Dennoch werde es, wenn die Welle groß ausfalle, auch dieses mal wieder Covid-Fälle mit schweren Verläufen - "bis hin zum Tod" - geben. Das könne man aber weitestgehend mit dem weiteren Beachten von Hygiene und Abstand und vermehrtem Impfen verhindern.
Rein technisch ist das kein Problem: Nach monatelangem Ärger, weil es nicht genügend Impfstoff gab, ist dieser inzwischen reichlich vorhanden - wie vom Bund für den Sommer zugesagt. Nun gilt es, noch zögernde Bürger für die Impfung zu gewinnen. "Jede Impfung zählt!", appellierte schon Gesundheitsminister Jens Spahn. Vollständig geimpft sind bundesweit rund 45,6 Millionen Menschen - das sind knapp 55 Prozent aller Einwohner.

Warnung vor weiteren Mutationen

Die Bund-Länder-Runde wird vermutlich entscheiden, das Angebot kostenloser Schnelltests für alle im Herbst auslaufen zu lassen - auch als Anstoß für mehr Impfungen. Das Bundesgesundheitsministerium hat den Schritt für Mitte Oktober vorgeschlagen. Gratis dürften Schnelltests dann nur noch für Menschen sein, die nicht geimpft werden können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt, wie für Schwangere oder Unter-18-Jährige.
Abstandsregeln und Maskenpflicht werden in Deutschland wohl bestehen bleiben: in Bussen und Bahnen oder Geschäften etwa. Neu geregelt werden könnte aber der Zugang zu bestimmten Einrichtungen: dass also nur hinein oder teilnehmen kann, wer geimpft, genesen oder frisch negativ getestet ist. Im Gespräch ist dies unter anderem für Kliniken und Pflegeheime, Sportereignisse, Indoor-Veranstaltungen sowie Hotels und Gaststätten.
Ulrichs lenkt den Blick zudem auch auf die internationale Situation und warnt vor der Delta-Variante und weiteren Mutationen. Im südlichen Afrika oder in Südostasien beispielsweise könne sich das Virus derzeit noch ohne Hindernisse ausbreiten, betont er. Die reichen Länder müssten deswegen möglichst schnell Impfstoff zur Verfügung stellen - hier werde noch nicht genug getan.
(ahe/mit Material von dpa)
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