Tourdaten 2018
29.11. in Zürich - X-Tra mit MGMT
3.12. in Hamburg – Docks mit MGMT
9.12. in Berlin - Astra Kulturhaus mit MGMT
Pop für Leute, die keine Lust auf Pop haben
Der US-amerikanische Popmusiker Matthew Dear mag keinen Mainstream-Pop. Die Stücke auf seinem neuen Album "Bunny" sind Ergebnisse dieses Widerspruchs: seltsam entrückte Musik, die durch lauter Effekthascherei nicht mehr richtig zur Geltung kommt.
Wie klingt gute Popmusik? Das ist die große Frage, die "Bunny" stellt, das neue Album von Matthew Dear, ein US-Amerikaner, der vor allem Clubmusik macht, immer aber auch Elemente des Mainstream-Pop in seine Musik einbaut, obwohl, oder gerade weil er Mainstream-Pop eigentlich doof findet. Die Stücke auf "Bunny" sind Ergebnisse dieses Widerspruchs: Sie wirken seltsam entrückt. Etwa "Horses", eine Zusammenarbeit mit Tegan And Sara, die klingen als würden sie in ein Telefon hineinsingen.
Matthew Dear liebt den Effekt. Manchmal zu sehr. Stimmen brechen ab, verschwinden im Echo oder ändern plötzlich komplett die Tonlage. Das wirkt ein bisschen gewollt, so als wolle er zeigen, was er alles kann. Trotzdem ist der Mut zur Übertreibung auch eine Qualität, die aktueller Popmusik fehlt, meint Matthew Dear: "Es gibt guten Pop, aber auch sehr kalkulierten, maßgeschneiderten. Mich interessiert die Wissenschaft dahinter."
Ein Lob auf den kitschigen Charts-Pop der 90er
Matthew Dear veröffentlicht seit fast 20 Jahren Musik, 1998 hat er Ghostly International mitgegründet, ein Label für experimentelle elektronische Musik. Er kennt das Musikgeschäft. Und meint, dass selbst kitschiger Charts-Pop der 90er-Jahre bessere Texte hatte als die meiste Musik heute.
"Sogar richtig schlechte Bands wie Goo Goo Dolls oder Third Eye Blind."
"Wenn du dir die Texte anschaust, merkst du, dass die mysteriös sind. Es gibt Wortspiele, sie haben versucht, Dinge zu verstecken. Das gibt es heute nicht mehr. Alles ist so offensichtlich und eindeutig. Also, selbst die Popmusik der 90er, die ich damals echt scheiße fand, war provokanter als die Musik heute."
Hörer sollen sich ein wenig unwohl fühlen
Dabei sei es doch so einfach, gute Musik zu machen. Man müsse nur sich selbst treu bleiben und ein bisschen mutiger sein.
"Ich meine, lass uns doch aufhören mit diesen Formeln und langweiligen Strukturen. Lass uns die Leute zum Denken anregen. Sie sollen sich ruhig ein wenig unwohl fühlen beim Hören. Und dann verstecken wir kleine Dinge in der Musik, die sie noch ein bisschen mehr nachdenken lassen."
Auf "Bunny" verarbeitet Matthew Dear seine Irritation über den Zustand der Popmusik. Seine Musik ist Pop für Leute, die Pop genauso langweilig finden wie er. Oder: Die mehr von Pop erwarten als Autotune-Effekt und sinnlose Texte.
"Bunny" ist ein Anti-Pop-Pop-Album. Die Texte sind zweideutig, die Struktur der Songs ungewöhnlich. Euphorisch singt Matthew Dear etwa darüber, dass es meist die bösen Typen sind, die man anziehender findet als die guten.
Matthew Dear sagt, seine Musik soll herausfordernd sein. Das ist sie. Niemand klingt wie er: die tiefe Stimme, der Überfluss an Effekten, die seltsame Mischung aus Pop, Elektro und Avantgarde. Es dauert eine Weile, bis man sich an die Stimmung des Albums gewöhnt hat. Trotzdem schafft es "Bunny" nicht, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das gute Songwriting fällt vor lauter Effekthascherei kaum auf. Es scheint, als hätte Matthew Dear vergessen, dass Effekte am Ende auch wirken müssen, um wirklich gut zu sein.