Matthias Lilienthal zur Besetzung der Volksbühne

"Eigentlich wollen beide Seiten dasselbe"

"Doch Kunst" steht am 22.09.2017 in Berlin auf dem Transparent an der Volksbühne. Aktivisten haben das Gebäude am Nachmittag besetzt, protestieren so gegen den neuen Intendanten Chris Dercon. Die Protestierenden bezeichnen ihre Aktion als Performance.
Performance oder politischer Protest? Seit dem 22.9.2017 ist die Berliner Volksbühner von Aktivisten besetzt. © picture alliance / Paul Zinken / dpa
Matthias Lilienthal im Gespräch mit Christine Watty |
Besetzer und Management der Volksbühne sollten aufeinander zugehen und einen vernünftigen Kompromiss suchen, meint der frühere Chefdramaturg der Volksbühne, Matthias Lilienthal, denn: "Eigentlich wollen sie dasselbe. Vielleicht haben sie es noch nicht ganz gemerkt."
Brunch am Wahlsonntag, Schminken für Kinder und abends eine Filmvorführung: Die Übernahme der Berliner Volksbühne durch ein Künstlerkollektiv namens "Staub zu Glitzer" will keine Besetzung sein, sondern eine "transmediale Theaterinszenierung".
Aktivisten besetzen die Volksbühne Berlin: Ein Teilnehmer verliest am 22.9.2017 ein Statement.
Aktivisten besetzen die Volksbühne Berlin: Ein Teilnehmer verliest ein Statement.© André Mumot
"Was jetzt eine transmediale Theaterinszenierung ist, weiß ich nicht", sagte der langjährige Chefdramaturg der Volksbühne und jetzige Intendant der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, im Deutschlandfunk Kultur. "Manchmal liest sich das Programm wie das Beiprogramm der Volksbühne unter Castorf, die ja immer wieder auch mit nicht-theatralen Aktionen gearbeitet haben." Für Lilienthal steckt hinter der Aktion offenbar ein eher politisches Motiv, nämlich der Protest gegen Gentrifizierung.
Matthias Lilienthal, Intendant der Münchner Kammerspiele 
Matthias Lilienthal, Intendant der Münchner Kammerspiele © Deutschlandradio / Norbert Wasmund
Allzu große Gegensätze zwischen Besetzern und Volksbühnenführung sieht der frühere Chefdramaturg der Volksbühne offenbar nicht. Viele der Klischees, die über Chris Dercon kursierten, hätten wenig mit der Realität zu tun, betont er. "Eigentlich wollen sie dasselbe. Vielleicht haben sie es noch nicht ganz gemerkt." Insofern rät Lilienthal beiden Seiten, mit Verständnis aufeinander zuzugehen: "Dann hoffe ich, dass sich ein vernünftiger Kompromiss finden lässt." (uko)
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