Maulwurf, Frosch und Eisbär
Ein sehbehinderter Maulwurf, ein forscher Frosch und ein berlinernder Eisbär - drei Handpuppen sind beim Videoportal youtube zu Stars geworden. Die Klickzahlen auf ihre Videos gehen in die Hunderttausende. Der Mann hinter den Puppen ist Rene Marik, Jahrgang 1970, Schauspieler, Comedian und studierter Puppenspieler.
"Autschn! Hage, hage, jemand zu hage?"
Ganz eindeutig: Der Maulwurf, der da auf youtube zu sehen ist, hat einen Sprachfehler.
"Rapante, Rapante … "
Rapante - die Geschichte kommt einem dann doch bekannt vor, wie der Maulwurf da versucht, mit einer blonden Barbiepuppe Kontakt aufzunehmen, die auf einem Pappturm steht. Rapunzel.
Die Hand in der Puppe und die Stimme gehören Rene Marik, 38. Zu seinem Ensemble gehören außerdem noch ein Frosch, der an Kermit erinnert, und ein kleiner, prolliger Eisbär, der die Hauptrolle in einem Clip spielt, der schon eineinhalb Millionen Mal angeklickt wurde. Titanic.
"Sach ma, jetzt kommt des Ding aber näher, ham die mich noch nicht gesehen, oder wat."
Von dem Eigenleben seiner Handpuppen im Netz wusste Rene Marik anfangs überhaupt nichts. Der erste Clip, der - von wem auch immer - auf youtube eingestellt wurde, war von einem Fernsehauftritt bei Kurt Krömer.
"Das hat sich irgendwie verbreitet im Netz, und plötzlich waren da total viele Klicks drauf. Ich habe das durch Zufall gesehen, und habe dann hier in Berlin in einem ziemlich kleinen Club gespielt, im Kookaburra. Und auf einmal waren da ganz viele Leute, was sonst eher schwierig war, weil mich ja niemand kannte. Und es war klar, dass die Leute da waren wegen youtube. Weil in dem Moment, wo ich den dämlichen Turm an die Wand geheftet habe, sind die halt ausgerastet."
"Autschn! Ein Abend über die Liebe" heißt sein Programm, die Puppen sind da nur ein Element. Er steht auch selbst auf der Bühne, als berlinernder Hartz-IV-Empfänger oder im Anzug mit Gedichtband in der Hand.
"Weißt Du noch, wo wir am meisten gelacht haben, das war beim Wasserski."
Die Anfragen haben inzwischen so zugenommen, dass er nun ein eigenes Management hat, das sich um Auftritte und Vermarktung kümmert. Den Maulwurf gibts jetzt schon als Klingelton. Und auf einer DVD, die gerade veröffentlicht wurde, kann man sich anschauen, wie Maulwurf, Frosch und Eisbär durch die Lande tingeln, mit eigenem Tourbus. Was macht Marik eigentlich? Kabarett?
Er sieht sich als "Comedian", obwohl das heute ja fast schon ein Schimpfwort ist. Die "taz" schrieb einmal, seine "Muppet-Show mit Stoffresten und dadaistischen Satzfetzen" sei der "krasse Gegenentwurf zu den lautstarken Prolls der Branche".
Im Mai 2008 wurde der sogar mit dem renommierten Prix Pantheon honoriert. Anarchie sei das Grundgefühl, aus dem sich ein wunderbar infernalischer Infantilismus ableite, so die Jury.
"Ich glaube natürlich, in jeder Figur steckt ein Stück von mir drin, aber meine Lieblingsfigur ist schon der Maulwurf."
Rein äußerlich haben sie wenig gemeinsam. Rene Marik ist groß, schlank - aber ja, die Brille, Sehschwäche, und ein Nachtarbeiter ist Marik ja auch.
"Ich glaube, so dieses Nerdhafte, dass der so ein Freak ist, so ein bisschen hilflos auch, das kenne ich von mir auch irgendwoher."
Ist die Figur des Maulwurfs also autobiografisch angelegt?
"Soweit möchte ich bitte nicht gehen."
Rene Mariks Lebenslauf hat einige überraschende Wendungen aufzuweisen. Geboren 1970 verbrachte er seine Kindheit bei der Bundeswehr, auf dem Gelände einer Kaserne im Westerwald, wo seine Eltern die Kantine betrieben. Nach der Hauptschule besorgt ihm der Vater eine Lehrstelle, in einem KFZ-Betrieb.
"Ich glaube, das einzige, was ich da wirklich gelernt habe, war, dass ich gewusst habe: Ich werde auf keinen Fall eine Arbeit tun, die mir keinen Spass macht. Dann lieber gar nichts machen, dann lieber suchen und rumkucken, bis ich irgendwas finde, was mir wirklich Spass macht und damit dann leben."
Er bricht die Lehre ab. Nach Realschule und Abitur beginnt er Mathematik zu studieren. Mit dem Vordiplom in der Tasche geht er Mitte der 90er nach Berlin. Und dort wird wieder alles anders: Binnen kürzester Zeit verwandelt sich der "Mathenerd" in einen Hausbesetzer, der in einer Punkband spielt und mit einem Straßentheater durch die Fußgängerzonen zieht.
Durch Zufall entdeckt er seine neue Leidenschaft, das Puppenspiel, für Erwachsene - was er dann auch studiert, an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Danach steht er, wieder eine Wendung, mehrere Jahre auf der Bühne, im Theaterhaus Jena, als Schauspieler wohlgemerkt. Sein Programm mit den Puppen lief lange nebenher, bis sie ihre Karriere im Internet starteten.
Maulwurf, Frosch und Eisbär ist, und das ist schön zu hören, der große Erfolg bisher nicht zu Kopf gestiegen.
"Die sind ja Stoff und ein Stückchen Schaumstoff, die haben ja selber keine Seele (Lacht)."
Maulwurf: "Manno."
"Natürlich hänge ich an denen, das ist ja auch mein Arbeitsmaterial, und natürlich mag ich die auch. Aber das sind Dinge, schon irgendwo wichtige Dinge, aber nur Dinge."
Im Moment bestimmen diese "Dinge" sein Leben, auf Dauer soll das nicht so sein. Wer weiß, was Rene Marik in fünf Jahren macht?
Ganz eindeutig: Der Maulwurf, der da auf youtube zu sehen ist, hat einen Sprachfehler.
"Rapante, Rapante … "
Rapante - die Geschichte kommt einem dann doch bekannt vor, wie der Maulwurf da versucht, mit einer blonden Barbiepuppe Kontakt aufzunehmen, die auf einem Pappturm steht. Rapunzel.
Die Hand in der Puppe und die Stimme gehören Rene Marik, 38. Zu seinem Ensemble gehören außerdem noch ein Frosch, der an Kermit erinnert, und ein kleiner, prolliger Eisbär, der die Hauptrolle in einem Clip spielt, der schon eineinhalb Millionen Mal angeklickt wurde. Titanic.
"Sach ma, jetzt kommt des Ding aber näher, ham die mich noch nicht gesehen, oder wat."
Von dem Eigenleben seiner Handpuppen im Netz wusste Rene Marik anfangs überhaupt nichts. Der erste Clip, der - von wem auch immer - auf youtube eingestellt wurde, war von einem Fernsehauftritt bei Kurt Krömer.
"Das hat sich irgendwie verbreitet im Netz, und plötzlich waren da total viele Klicks drauf. Ich habe das durch Zufall gesehen, und habe dann hier in Berlin in einem ziemlich kleinen Club gespielt, im Kookaburra. Und auf einmal waren da ganz viele Leute, was sonst eher schwierig war, weil mich ja niemand kannte. Und es war klar, dass die Leute da waren wegen youtube. Weil in dem Moment, wo ich den dämlichen Turm an die Wand geheftet habe, sind die halt ausgerastet."
"Autschn! Ein Abend über die Liebe" heißt sein Programm, die Puppen sind da nur ein Element. Er steht auch selbst auf der Bühne, als berlinernder Hartz-IV-Empfänger oder im Anzug mit Gedichtband in der Hand.
"Weißt Du noch, wo wir am meisten gelacht haben, das war beim Wasserski."
Die Anfragen haben inzwischen so zugenommen, dass er nun ein eigenes Management hat, das sich um Auftritte und Vermarktung kümmert. Den Maulwurf gibts jetzt schon als Klingelton. Und auf einer DVD, die gerade veröffentlicht wurde, kann man sich anschauen, wie Maulwurf, Frosch und Eisbär durch die Lande tingeln, mit eigenem Tourbus. Was macht Marik eigentlich? Kabarett?
Er sieht sich als "Comedian", obwohl das heute ja fast schon ein Schimpfwort ist. Die "taz" schrieb einmal, seine "Muppet-Show mit Stoffresten und dadaistischen Satzfetzen" sei der "krasse Gegenentwurf zu den lautstarken Prolls der Branche".
Im Mai 2008 wurde der sogar mit dem renommierten Prix Pantheon honoriert. Anarchie sei das Grundgefühl, aus dem sich ein wunderbar infernalischer Infantilismus ableite, so die Jury.
"Ich glaube natürlich, in jeder Figur steckt ein Stück von mir drin, aber meine Lieblingsfigur ist schon der Maulwurf."
Rein äußerlich haben sie wenig gemeinsam. Rene Marik ist groß, schlank - aber ja, die Brille, Sehschwäche, und ein Nachtarbeiter ist Marik ja auch.
"Ich glaube, so dieses Nerdhafte, dass der so ein Freak ist, so ein bisschen hilflos auch, das kenne ich von mir auch irgendwoher."
Ist die Figur des Maulwurfs also autobiografisch angelegt?
"Soweit möchte ich bitte nicht gehen."
Rene Mariks Lebenslauf hat einige überraschende Wendungen aufzuweisen. Geboren 1970 verbrachte er seine Kindheit bei der Bundeswehr, auf dem Gelände einer Kaserne im Westerwald, wo seine Eltern die Kantine betrieben. Nach der Hauptschule besorgt ihm der Vater eine Lehrstelle, in einem KFZ-Betrieb.
"Ich glaube, das einzige, was ich da wirklich gelernt habe, war, dass ich gewusst habe: Ich werde auf keinen Fall eine Arbeit tun, die mir keinen Spass macht. Dann lieber gar nichts machen, dann lieber suchen und rumkucken, bis ich irgendwas finde, was mir wirklich Spass macht und damit dann leben."
Er bricht die Lehre ab. Nach Realschule und Abitur beginnt er Mathematik zu studieren. Mit dem Vordiplom in der Tasche geht er Mitte der 90er nach Berlin. Und dort wird wieder alles anders: Binnen kürzester Zeit verwandelt sich der "Mathenerd" in einen Hausbesetzer, der in einer Punkband spielt und mit einem Straßentheater durch die Fußgängerzonen zieht.
Durch Zufall entdeckt er seine neue Leidenschaft, das Puppenspiel, für Erwachsene - was er dann auch studiert, an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Danach steht er, wieder eine Wendung, mehrere Jahre auf der Bühne, im Theaterhaus Jena, als Schauspieler wohlgemerkt. Sein Programm mit den Puppen lief lange nebenher, bis sie ihre Karriere im Internet starteten.
Maulwurf, Frosch und Eisbär ist, und das ist schön zu hören, der große Erfolg bisher nicht zu Kopf gestiegen.
"Die sind ja Stoff und ein Stückchen Schaumstoff, die haben ja selber keine Seele (Lacht)."
Maulwurf: "Manno."
"Natürlich hänge ich an denen, das ist ja auch mein Arbeitsmaterial, und natürlich mag ich die auch. Aber das sind Dinge, schon irgendwo wichtige Dinge, aber nur Dinge."
Im Moment bestimmen diese "Dinge" sein Leben, auf Dauer soll das nicht so sein. Wer weiß, was Rene Marik in fünf Jahren macht?