Und wie schaut's in den USA aus? Über die Archivierung von Tweets und Facebook-Posts des designierten Präsidenten Donald Trump sprachen wir mit dem Netzaktivisten Markus Beckedahl.
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Peinliche Tweets deutscher Politiker
Peinlichkeiten per Twitter verbreiten - das ist keine Fähigkeit, die der designierte US-Präsident exklusiv hat. Auch deutschen Politikern rutscht häufiger mal der Finger auf Maus und Tastatur aus. Ein Rundgang durch die Sammlung kurioser Kurznachrichten.
Stellen wir uns mal vor, es gäbe ein Museum der peinlichsten Tweets deutscher Politik. Stilvoll eingerahmte 140-Zeichen-Zeugnisse hingen an weißen Wänden. Im Kabinett kurioser Kurznachrichten herrschte kein Fraktionszwang. Fundis würden neben Realos hängen, Rechte mit Hang zum Schießbefehl in kuscheliger Nähe zu Sicherheitsskeptikern und Pazifisten.
Folgenschweres Fehlgezwitscher
Im Foyer ließe es sich vorbeischlendern an versehentlichen Ausrutschern ausgewählter Vielnutzer. Im Falle von Peter Altmaier ist ausnahmsweise auch der Anglizismus "Heavy User" zulässig. Der Kanzleramtsminister, eigentlich bekannt als personifizierte Gemütlichkeit, twittert seit Jahren im Akkord. Der Kommunikationsprofi wäre mit seinem wohl einzigen - aber folgenschweren - Fehlgezwitscher vertreten. Noch bevor die Affäre um den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff die finale Empörungsstufe erreicht hatte, twitterte Altmaier:
"Wünsche mir, dass Christian seine Anwälte an die Leine legt und die Fragen/Antworten ins Netz stellt."
Gegenüber dem Ausrutscher aus dem Januar 2012 stünde Justizminister Heiko Maas, ebenfalls eigentlich als textsicherer Twitterer bekannt. Sein Social-Media-Team hatte im Sommer 2016 eine nicht ganz geschmackssicheres Musiker-Lob mitgeteilt:
Kaum getwittert, pustete Maas auch schon ein veritabler Shitstorm entgegen. Die gelobpudelte Punkband Feine Sahne Fischfilet wurde schon mal vom Verfassungsschutz beobachtet. Der Vorwurf, ausgerechnet der Justizminster lasse seine sozialdemokratische Hüfte heimlich zur Musik linker Verfassungsfeinde kreisen, machte die Runde. Ob der Tweet wirklich peinlich war, möge der Gast der fiktiven Ausstellung selbst urteilen.
Geradezu lyrisch: Erika Steinbach
Stramm rechts vom Foyer des Twitter-Museum ginge es in den Steinbach-Saal. Das altdeutsche Interieur wäre bis zum Rand des Deckenstucks bedeckt mit dem Œuvre der Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagfraktion für - potzblitz - Menschenrechte und Humanitäre Hilfe.
Aus dem Bereich Lyrik stammt einer der jüngsten Beiträge der in der Unionsfraktion auch für Humanitäre Hilfe zuständigen Ex-Präsidentin des Bundes der Vertriebenen.
Nach Steinbach kommt im Alphabet Storch. Beatrix von Storch mag adelig sein, den Netz-Knigge beherrscht sie aber so wenig wie den Einsatz ihrer Computer-Maus. Deshalb ist ihr die Hall of Shame gewidmet.
Zentrales Exponat der Hall of Shame wäre die Tweet-Liste unter dem Hashtag#mausgerutscht. Sie hatte auf Facebook geschrieben, Deutschland müsse sich gegen Menschen wehren, die die Grenze nach Deutschland überqueren wollen. Auf die Frage, ob die AfD Frauen und Kinder mit Waffengewalt aufhalten wolle, antwortete die europakritische Europa-Politikerin von Storch: "Ja." Später erklärte sie, sie sei auf der Maus ausgerutscht.
Sollte das Musem getwitterter Peinlichkeit um ein paar zeitgenössische Exponate erweitert werden - einfach auf Storchs Twitterprofil gehen und die letzten drei, vier Tweets ausdrucken. Zuletzt erstaunte sie mit einer Bemerkung zum angestrahlten Brandenburger Tor.
In der Abteilung getwitterter Schnellschüsse führt die Sammlung am Ende noch in eine grüne Kammer. Nach der Nachricht, dass ein Spezialeinsatzkommando einen mit einer Axt und einem Messer bewaffneten Täter nach einer Attacke auf der Flucht erschossen habe, twitterte Renate Künast (Grüne) noch in der Nacht:
(mau)