Max Emanuel Cencic

Jäger der verlorenen Barock-Arien

Der kroatische Countertenor Max Emanuel Cencic (rechts) in der Rolle des Siroe in der Oper 'Siroe,König von Persien' des deutschen Komponisten J. A. Hass im Vigszinhaz Comedy Theatre, in Budapest, 17 April 2015, am Premierenabend. Links im Bild: Der spanische Tenor Juan Sancho.
Der österreichisch-kroatische Countertenor Max Emanuel Cencic (rechts) in der Rolle des Siroe in der Oper 'Siroe, König von Persien' des deutschen Komponisten J. A. Hass. © picture alliance/MT/Zsolt Szigetvary
Der Countertenor im Gespräch mit Mascha Drost |
Max Emanuel Cencic gilt weltweit als einer der besten Countertenöre. Doch der Künstler beschränkt sich nicht nur auf den Gesang - gerade hat er mit viel Energie und Liebe vergessene und unbekannte Barock-Arien für seine neue CD aufgespürt: "Arie Napoletane".
"Cencic ist mit der zur Zeit schönsten Stimme im Fach Countertenor begabt" - so schwärmte vor ein paar Jahren das Fachmagazin "Opernwelt". Doch der österreichisch-kroatische Sänger Max Emanuel Cencic ist nicht nur mit einer aufregenden Stimme begabt – wie seine vielen Studio- oder Bühnenproduktionen beweisen. Der einstige Wiener Sängerknabe hat auch eine eigene Produktionsfirma. Und die gibt ihm tolle Möglichkeiten, vergessene Barockarien wiederzuentdecken und seine Trouvaillen auf schon so manch schöner CD herauszubringen.
Unbekanntes aus der "Neapolitanischen Schule"
Sein aktuelles Albumprojekt, das er gemeinsam mit dem Originalklangensemble Il Pomo D'Oro unter der Leitung von Maxim Emelyanychev herausgebraucht hat, trägt den Titel "Arie Napoletane". Neun der zehn Arien von Komponisten der sogenannten "Neapolitanischen Schule" sind Weltersteinspielungen, darunter Komponisten wie Alessandro Scarlatti, Nicola Porpora und Leonardo Leo. Cencic:
"Was mich daran reizt, ist das Gefühl so etwas wie ein Schatzjäger zu sein - der Dinge sucht, sucht, sucht. Und wie das so ist bei einer Schatzsuche: Man findet nicht immer den Schatz, man findet auch Dinge, die nicht so interessant sind. Aber irgendwann einmal stößt man halt doch auf einen Schatz. Und das ist das Aufregende dabei."
Kaum schriftliche Aufzeichnungen
Er arbeite mit Musikwissenschaftlern zusammen, die für ihn die alten Archiven durchsuchten. Und etwas Schriftliches zu finden, sei tatsächlich nicht einfach. Denn einzig Händel habe bei Lebzeiten dafür gesorgt, dass seine Werke in schriftlicher, auch in gedruckter Form zugänglich gemacht wurden. Italienische Barock-Komponisten dagegen hätten "sich nicht wirklich darum gekümmert, dass ihr Werk auch nach ihrem Ableben weiterlebt."
Gerade Neapel, als Ursprungsort der wieder entdeckten Arien, sei besonders interessant: Dort habe es mehrere bedeutende Konservatorien gegeben und talentierte Sänger - darunter viele Kastraten - aller Kulturkreise. Der Okzident habe den Orient getroffen - und das Ergebnis sei sehr interessant.
Cencic räumte ein, dass es nicht einfach sei, den großen Gestus der Barock-Arie oder auch die Innigkeit der gefühlvollen, ruhigen Stücke im Studio vor dem Mikrofon adäquat zu interpretieren - denn diese müsse wirklich "aus dem Herzen" kommen.
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