Max-Ernst-Retrospektive in New York
Dreißig Jahre ist es her, dass eine große Retrospektive von Max Ernst in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde. Grund genug für das Metropolitan Museum of Arts, das Werk des Dadaisten und Surrealisten den New Yorkern näher zu bringen. Am Donnerstag soll die große Ausstellung eröffnet werden.
Max Ernst im Metropolitan Museum of Art, daran sind natürlich hohe Erwartungen geknüpft und die Zutaten für eine herausragende Ausstellung sind auch alle gegeben: ein Pharmaunternehmen aus Deutschland als großzügiger Sponsor, erstklassige Ausstellungsräume, Werner Spies, der Max-Ernst-Spezialist und Freund des Künstlers.
Beim Rundgang durch die Schau sollte man eigentlich vor lauter Staunen den Atem anhalten, denn hier sind 175 berühmte Werke des Dada-Gründers und Surrealisten vereint, doch eines fehlt und Werner Spies sagt es selbst:
"Das einzige Meisterwerk, das mir fehlt in der Ausstellung, ist Max Ernst selbst.
Ich war mit Max Ernst lange Jahre befreundet. Ich habe dann auch sehr früh damit begonnen, seinen Katalog zu machen. Er war ein hinreißender Mensch, ein poetischer und intellektueller Mensch. Ich sage immer, wenn ich eine große Ausstellung mache, das einzige Meisterwerk, das mir fehlt in der Ausstellung, ist Max Ernst selbst.
Die Figur Max Ernst, sein unglaublicher Charme und auch der Zauber seiner Persönlichkeit."
Genau das vermisst man jedoch in New York, die Persönlichkeit Max Ernst und wer eigentlich hinter den Bildern steckt. Sein Leben, seine Liebschaften und sexuellen Phantasien, seine Ängste, Höhen und Tiefen.
Brav hängen die Bilder chronologisch streng geordnet in den verschiedenen Räumen: Die Einkleidung der Braut, Frühstück im Grünen, der Elefant Celebes, Ubu Imperator oder Oedipus Rex.
Es sind alles Werke mit geballter Aussagekraft und dennoch fehlt in New York die Spannung, zum Beispiel durch ein gutes Ausstellungsdesign, es fehlen - die Beleuchtung, die inszeniert - und - ein roter Faden, der den Zuschauer durch die Ausstellung führt und damit durch die verschiedenen Stationen des Künstlerlebens - Deutschland, Frankreich und die USA.
Zugegeben, es muss sehr schwierig gewesen sein, 175 so hochkarätige Bilder zusammen auszustellen und das wiederum ist die absolute Stärke der Ausstellung und des Organisators Werner Spies:
"Wenn ich heute eine große Picasso-Ausstellung mache, dann kommen 80 Prozent der Werke aus öffentlichem Besitz, wenn ich von Max-Ernst eine Ausstellung mache, dann sind es etwa 50 Prozent, die aus privatem Besitz kommen."
Ein Bild hat einen besonders aufregenden Werdegang hinter sich und passt deshalb besonders gut in die Ausstellung. Kuratorin Sabine Rewald:
"Ja, es ist dieses Bild "Europa nach dem Regen", das ist die zweite Version, die erste hat er in den 30ern gemacht, die 1940-42 mit Décalcomania und sie sehen diese merkwürdigen Spuren wie nach dem Untergang der Welt und dieses Bild hat er in Frankreich angefangen und dann wurde er gefangen genommen als "Enemy Alien". Er wollte nicht das dieses Bild verloren geht und hat es eingepackt, eingeschnürt in eine Rolle und hat seinen Namen drauf geschrieben und hat es nach New York geschickt, noch bevor er wusste, dass er nach New York gehen würde, nur um es zu retten und es kam an und er kam dann an, das war 41, und hat dann das Bild dort abgeholt und hat es weitergemalt."
In Amerika angekommen, gelingt es Max Ernst, sich schnell in der Künstler-Szene zu etablieren. Er heiratet Peggy Guggenheim, die ihn in der New Yorker Gesellschaft viele Türen öffnet.
Doch wie sein Leben in Amerika ist, darüber erfährt der Ausstellungsbesucher herzlich wenig.
1943 lernt Max Ernst die amerikanische Künstlerin Dorothea Tanning kennen, mit der er nach Arizona zieht. Im selben Jahr entsteht auch das Bild Vox Angelica, ein Glanzpunkt der Ausstellung.
Spies: "Diese Bilder haben alle aufregende Geschichten, zum Beispiel Vox Angelica, dieses Bild in vier Teilen ist so etwas wie die Arche Noah, die Max Ernst hier zusammengestellt hat, als er ins Exil kam, hier hat er die vier Panele, die zusammen dieses große Format ergeben, im Grunde all das verladen, was er in Europa zurücklassen musste."
Max Ernst besticht in seinen Werken mit eisgefeilten, sehr individuellen Maltechniken. In Amerika ist es vor allem die Décalcollage (oder auch Décalcomanie), ein zufälliges Muster entsteht mit flüssiger Farbe, zum Beispiel durch das Zusammenpressen von zwei Leinwänden.
In Arizona lebte Max Ernst in dem kleinen Ort Sedona. Hier widmete er sich auch der Landschaft, die ihn beeindruckte. Ein Bild in der Ausstellung dokumentiert diese Leidenschaft mit einem roten, bizarren Hügel und Sonnenuntergang.
Stellt sich noch die Frage, wie eigentlich die Amerikaner Max Ernst sehen.
Zweifelsohne hat er hier seinen festen Platz als Mitbegründer und Wegbereiter von Dada und dem Surrealismus, doch über seine schillernde Zeit in New York und sein zurückgezogenes Leben in Arizona zwischen 1941 und 53 ist in den USA wenig bekannt. Hier hilft nur der umfangreiche Katalog mit Essays von Werner Spies weiter.
Werner Spies konzentriert sich derweil auf sein nächstes Ziel, das Max-Ernst Museum in Brühl:
"Das Max-Ernst Museum, in dessen Stiftungsvorstand ich bin, Präsident des Stiftungsvorstandes, hat die gesamten Skulpturen von Max Ernst, hat hunderte, wenn nicht tausende Dokumente, Graphiken, einige Bilder - und ich werde bei der Eröffnung des Museums am 3. September, davon profitieren und einige wichtige Bilder aus dieser Ausstellung, die sonst im privaten Besitz sind, in diese Sammlung integrieren."
Es handelt sich wahrscheinlich um das berühmte Gemälde Oedipus Rex und mehrere Loplop- Drucke.
Wir werden sie in Brühl bald wiedersehen.
Service: Die Max-Ernst-Retrospektive im Metropolitan Museum of Art in New York ist noch bis zum 10. Juli zu sehen.
Die Ausstellung wird von einem 300 Seiten starken Katalog mit Essays von Werner Spies, Sabine Rewald, Ludger Derenthal, Thomas Gaethgens und Pepe Karmel begleitet.
Beim Rundgang durch die Schau sollte man eigentlich vor lauter Staunen den Atem anhalten, denn hier sind 175 berühmte Werke des Dada-Gründers und Surrealisten vereint, doch eines fehlt und Werner Spies sagt es selbst:
"Das einzige Meisterwerk, das mir fehlt in der Ausstellung, ist Max Ernst selbst.
Ich war mit Max Ernst lange Jahre befreundet. Ich habe dann auch sehr früh damit begonnen, seinen Katalog zu machen. Er war ein hinreißender Mensch, ein poetischer und intellektueller Mensch. Ich sage immer, wenn ich eine große Ausstellung mache, das einzige Meisterwerk, das mir fehlt in der Ausstellung, ist Max Ernst selbst.
Die Figur Max Ernst, sein unglaublicher Charme und auch der Zauber seiner Persönlichkeit."
Genau das vermisst man jedoch in New York, die Persönlichkeit Max Ernst und wer eigentlich hinter den Bildern steckt. Sein Leben, seine Liebschaften und sexuellen Phantasien, seine Ängste, Höhen und Tiefen.
Brav hängen die Bilder chronologisch streng geordnet in den verschiedenen Räumen: Die Einkleidung der Braut, Frühstück im Grünen, der Elefant Celebes, Ubu Imperator oder Oedipus Rex.
Es sind alles Werke mit geballter Aussagekraft und dennoch fehlt in New York die Spannung, zum Beispiel durch ein gutes Ausstellungsdesign, es fehlen - die Beleuchtung, die inszeniert - und - ein roter Faden, der den Zuschauer durch die Ausstellung führt und damit durch die verschiedenen Stationen des Künstlerlebens - Deutschland, Frankreich und die USA.
Zugegeben, es muss sehr schwierig gewesen sein, 175 so hochkarätige Bilder zusammen auszustellen und das wiederum ist die absolute Stärke der Ausstellung und des Organisators Werner Spies:
"Wenn ich heute eine große Picasso-Ausstellung mache, dann kommen 80 Prozent der Werke aus öffentlichem Besitz, wenn ich von Max-Ernst eine Ausstellung mache, dann sind es etwa 50 Prozent, die aus privatem Besitz kommen."
Ein Bild hat einen besonders aufregenden Werdegang hinter sich und passt deshalb besonders gut in die Ausstellung. Kuratorin Sabine Rewald:
"Ja, es ist dieses Bild "Europa nach dem Regen", das ist die zweite Version, die erste hat er in den 30ern gemacht, die 1940-42 mit Décalcomania und sie sehen diese merkwürdigen Spuren wie nach dem Untergang der Welt und dieses Bild hat er in Frankreich angefangen und dann wurde er gefangen genommen als "Enemy Alien". Er wollte nicht das dieses Bild verloren geht und hat es eingepackt, eingeschnürt in eine Rolle und hat seinen Namen drauf geschrieben und hat es nach New York geschickt, noch bevor er wusste, dass er nach New York gehen würde, nur um es zu retten und es kam an und er kam dann an, das war 41, und hat dann das Bild dort abgeholt und hat es weitergemalt."
In Amerika angekommen, gelingt es Max Ernst, sich schnell in der Künstler-Szene zu etablieren. Er heiratet Peggy Guggenheim, die ihn in der New Yorker Gesellschaft viele Türen öffnet.
Doch wie sein Leben in Amerika ist, darüber erfährt der Ausstellungsbesucher herzlich wenig.
1943 lernt Max Ernst die amerikanische Künstlerin Dorothea Tanning kennen, mit der er nach Arizona zieht. Im selben Jahr entsteht auch das Bild Vox Angelica, ein Glanzpunkt der Ausstellung.
Spies: "Diese Bilder haben alle aufregende Geschichten, zum Beispiel Vox Angelica, dieses Bild in vier Teilen ist so etwas wie die Arche Noah, die Max Ernst hier zusammengestellt hat, als er ins Exil kam, hier hat er die vier Panele, die zusammen dieses große Format ergeben, im Grunde all das verladen, was er in Europa zurücklassen musste."
Max Ernst besticht in seinen Werken mit eisgefeilten, sehr individuellen Maltechniken. In Amerika ist es vor allem die Décalcollage (oder auch Décalcomanie), ein zufälliges Muster entsteht mit flüssiger Farbe, zum Beispiel durch das Zusammenpressen von zwei Leinwänden.
In Arizona lebte Max Ernst in dem kleinen Ort Sedona. Hier widmete er sich auch der Landschaft, die ihn beeindruckte. Ein Bild in der Ausstellung dokumentiert diese Leidenschaft mit einem roten, bizarren Hügel und Sonnenuntergang.
Stellt sich noch die Frage, wie eigentlich die Amerikaner Max Ernst sehen.
Zweifelsohne hat er hier seinen festen Platz als Mitbegründer und Wegbereiter von Dada und dem Surrealismus, doch über seine schillernde Zeit in New York und sein zurückgezogenes Leben in Arizona zwischen 1941 und 53 ist in den USA wenig bekannt. Hier hilft nur der umfangreiche Katalog mit Essays von Werner Spies weiter.
Werner Spies konzentriert sich derweil auf sein nächstes Ziel, das Max-Ernst Museum in Brühl:
"Das Max-Ernst Museum, in dessen Stiftungsvorstand ich bin, Präsident des Stiftungsvorstandes, hat die gesamten Skulpturen von Max Ernst, hat hunderte, wenn nicht tausende Dokumente, Graphiken, einige Bilder - und ich werde bei der Eröffnung des Museums am 3. September, davon profitieren und einige wichtige Bilder aus dieser Ausstellung, die sonst im privaten Besitz sind, in diese Sammlung integrieren."
Es handelt sich wahrscheinlich um das berühmte Gemälde Oedipus Rex und mehrere Loplop- Drucke.
Wir werden sie in Brühl bald wiedersehen.
Service: Die Max-Ernst-Retrospektive im Metropolitan Museum of Art in New York ist noch bis zum 10. Juli zu sehen.
Die Ausstellung wird von einem 300 Seiten starken Katalog mit Essays von Werner Spies, Sabine Rewald, Ludger Derenthal, Thomas Gaethgens und Pepe Karmel begleitet.