Max-Liebermann-Ausstellung in Bremen

Wie die Tennis-Damen auf die Leinwand fanden

Max Liebermann: Tennisspieler am Meer, erste Fassung, 1901
Max Liebermann: Tennisspieler am Meer, erste Fassung, 1901 © Museum Kunst der Westküste, Alkersum, Föhr © Repro Lukas Spörl
Dorothee Hansen im Gespräch mit Anke Schaefer |
"Für Max Liebermann ist der Sport eine Facette des modernen Lebens", sagt die Kunsthistorikerin Dorothee Hansen. Liebermann entdeckt dieses Sujet um die Jahrhundertwende - als Freizeitvergnügen des modernen Bürgertums.
Der Maler Max Liebermann war der erste deutsche Künstler, der sich intensiv mit dem Thema Sport auseinandersetzte. Ende des 19. Jahrhunderts wandte er sich zunächst Motiven von Sommergästen an der Nordsee zu. Dort malte er anfangs Badende und Reiter am Wasser, später dann moderne Sportarten wie Tennis.
Max Liebermann: Nach dem Bade, 1904
Max Liebermann: Nach dem Bade, 1904© Copyright © Tate / Tate Images
Polo und Pferderennen, die in England bereits seit einiger Zeit populär waren, beobachtete er in Hamburg und Florenz. Vor allem in der Zeit von 1900 bis 1914 beschäftigte sich Liebermann mit diesen Motiven. Die Sportarten vermittelten ein Bild des wilhelminischen Großbürgertums, das sich in seinen Freizeitbeschäftigungen am englischen Sportsman orientierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg, in den 20er- Jahren, rückten die sportlichen Motive bei Liebermann in den Hintergrund. Stattdessen begannen jüngere Künstler, den Sport als Thema zu entdecken - vor allem populäre Massensportarten wie Fußball oder Boxen.
Ernst Oppler: Boxkampf (im Berliner Sportpalast), 1920
Ernst Oppler: Boxkampf (im Berliner Sportpalast), 1920© © The Israel Museum, Jerusalem
Die Boxerdarstellungen von Willy Jaeckel, Renée Sintenis oder Rudolf Großmann spiegeln diesen Wechsel des Blicks vom eleganten Rasensport in freier Natur zum schweißtreibenden Körpereinsatz im urbanen Sportpalast.

Die Sonderausstellung "Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport" in der Kunsthalle Bremen untersucht Max Liebermanns Blick auf Bewegung und Sport und erzählt zugleich die Geschichte vom Reiten, Tennis und Polo in der Kunst. In der Schau werden Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen sowie aus der Sammlung der Bremer Kunsthalle präsentiert.


In unserer Sendung "Fazit" äußert sich Dorothee Hansen, stellvertretende Direktorin der Kunsthalle Bremen, über die Schau und Liebermanns Liebe zum Sport-Sujet:
"Für Max Liebermann ist der Sport eine Facette des modernen Lebens. Es geht ihm nicht um Leistungssport, es geht ihm darum, dass der Sport für die großbürgerlichen Schichten, die ihren Urlaub an der holländischen Küste verbringen, so wie er selbst das getan hat, dass der Sport für sie zum Lebensstil gehörte."
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