Max-Ophüls-Festival

"Moneyboys" als großer Gewinner

Patrick Wellinski im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
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Der Film "Moneyboys" über männliche Prostitution in China hat beim Max-Ophüls-Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch erhalten. Auch der Favorit unseres Filmkritikers Patrick Wellinski "Soul of a Beast" wurde mehrfach prämiert.
Der große Gewinner des Filmfestivals Max Ophüls Preis heißt in diesem Jahr "Moneyboys". Der in Taiwan gedrehte Spielfilm um männliche Prostitution in China wurde gleich mehrfach ausgezeichnet. Er gewann den Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm, für das beste Drehbuch und den Preis der ökumenischen Jury. Wegen Corona fand das Festival für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm in Saarbrücken ohne Publikum in einem hybriden Format statt und war vier Tage länger als sonst.

Reifer Film, der die Form beherrscht

"Es ist eine Geschichte, die vom Kampf um Akzeptanz erzählt, der Suche nach sich selbst, dem Anderssein", sagt Filmkritiker Patrick Wellinski über "Moneyboys". Darin geht es um einen Stricherjungen in China und dessen Leben in Gefahr, denn Prostitution ist in der Volksrepublik verboten.

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Der Regisseur C.B. Yi stammt aus China und hat in Wien bei Starregisseur Michael Hanecke Film studiert. C.B. Yi habe für diese Geschichte starke Bilder gefunden, auch deshalb sei sein Film vor einem Jahr bereits beim Filmfestival in Cannes gezeigt worden, so Wellinski. "Das ist schon für ein Debütwerk ein sehr reifer Film, der die Form beherrscht. Das gelingt nicht vielen Regisseuren gleich in ihrem ersten Film."

Bebende Leinwand bei "Soul of a Beast"

Für die beste Regie wurde der Schweizer Film "Soul of a Beast" prämiert. "Das war mein Favorit des Festivals", sagt Wellinski. Der Regisseur Lorenz Merz erzählt darin von einem 17-jährigen jungen Mann, der sich als alleinerziehender Vater durchschlägt. "Das zerreisst diese Figur, das Pflichtgefühl des Vaters, gleichzeitig der Freiheitsdrang eines Teenagers, der er ja auch noch ist – bei diesem Film bebt förmlich die Leinwand."
Deutschlandfunk Kultur und die Bundeszentrale für politische Bildung verliehen den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film 2022 an "Ladybitch" von Paula Knüpling und Marina Prados.

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"Es geht um sexuelle Belästigung am Theater, es geht um eine Schauspielerin, die von einem prominenten Regisseur während der Dreharbeiten belästigt wird", sagt unser Kritiker. Es sei interessant, wie dieser Film den Graubereich des Grenzübertritts auslote. "Es ist auch schön, dass hier ein Film einen Preis gewinnt, der diese gesellschaftlichen Themen als politisch begreift."

Dem Familiengeheimnis auf der Spur

Im besten Dokumentarfilm "Anima – Kleider meines Vaters" von Uli Decker geht es um das Crossdressing des Vaters der Regisseurin. Bei ihm habe sich erst nach dessen Tod herausgestellt, dass er ein "Crossdresser" gewesen sei und sich in der konservativen, bayerischen Provinz regelmäßig als Frau kostümiert habe, sagt Wellinski. "Das war ein Riesenfamiliengeheimnis auch im Ort." Dieser Blick auf die Familie und deren Geheimnisse könne vermutlich auch ein größeres Publikum jenseits des Festivals ansprechen, erwartet unser Kritiker.
Wellinski bedauert, dass bei dem Festival die ästhetischen Experimente eher das Nachsehen hätten. "Es ist wohl so, dass Jurys am Ende eher Themen und Diskurse prämieren." Das sei schade, weil das auch Zeichen für den Nachwuchs setze.
(gem)

AUSZEICHNUNGEN 2022:

Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm (36.000 Euro)

Moneyboys
Österreich, Frankreich, Belgien, Taiwan 2021, ca. 120 Min.
Regie: C.B. Yi

Max Ophüls Preis für den besten Dokumentarfilm (7500 Euro)

Anima - die Kleider meines Vaters

Deutschland 2022, ca. 94 Min.
Regie: Uli Decker

Max Ophüls Preis für den besten mittelangen Film (5000 Euro)

Unter der Welle
Deutschland 2022, ca. 39 Min.
Regie: Veronika Hafner

Max Ophüls Preis für den besten Kurzfilm (5000 Euro)

Lullaby

Österreich 2022, ca. 21 Min.
Regie: Magdalena Chmielewska

Max Ophüls Preis für die beste Regie (5500 Euro plus 5500 Euro Verleihförderung)
(Filmpreis des saarländischen Ministerpräsidenten)

Soul of a Beast
Schweiz 2021, ca. 110 Min.
Regie: Lorenz Merz

Fritz Raff-Drehbuchpreis (13.000 Euro)

Moneyboys
Österreich, Frankreich, Belgien, Taiwan 2021, ca. 120 Min.
Regie: C.B. Yi

Beste Schauspielerin (3000 Euro)

Julia Windischbauer für ihre Leistung in "Para:dies"
Österreich 2022, ca. 76 Min.
Regie: Elena Wolff

Bester Schauspieler (3000 Euro)

Pablo Caprez für seine Leistung in "Soul of a Beast"
Schweiz 2021, ca. 110 Min.
Regie: Lorenz Merz

Publikumspreis Spielfilm (5000 Euro)

Everything Will Change

Deutschland, Niederlande 2021, ca. 92 Min.
Regie: Marten Persiel

Publikumspreis Dokumentarfilm (5000 Euro)

Anima - die Kleider meines Vaters

Deutschland 2022, ca. 94 Min.
Regie: Uli Decker

Publikumspreis mittellanger Film (5000 Euro)

Unter der Welle
Deutschland 2022, ca. 39 Min.
Regie: Veronika Hafner

Publikumspreis Kurzfilm (5000 Euro)

Zeitpunkt X

Deutschland 2022, ca. 24 Min.
Regie: Simon Schneider

Beste Musik in einem Dokumentarfilm (5000 Euro)

Julia Kent und Jola Wieczorek für "Stories from the Sea"
Österreich 2021, ca. 86 Min.
Regie: Jola Wieczorek

Preis für den gesellschaftlich relevanten Film (5000 Euro)

Ladybitch
Deutschland 2022, ca. 97 Min.
Regie: Paula Knüpling, Marina Prados

Preis der Jugendjury (2500 Euro)

Risse im Fundament
Deutschland 2022, ca. 84 Min.
Regie: Genia Leis, Gerald Sommerauer

Preis der ökumenischen Jury (2500 Euro)

Moneyboys
Österreich, Frankreich, Belgien, Taiwan 2021, ca. 120 Min.
Regie: C.B. Yi

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