PEN-Rücktritt von Maxi Obexer
Angefeindet, weil sie sich keinem Lager zurechnen wollte: Die Schriftstellerin Maxi Obexer. © picture alliance / APA / picturedesk / Gert Eggenberger
"Im Moment herrscht Hass"
07:44 Minuten
Maxi Obexer ist als Co-Präsidentin des PEN Deutschland zurückgetreten. Sie habe sich aus der Schusslinie nehmen müssen, sagt sie. Damit stockt der Reformprozess in der Schriftstellervereinigung. Kommt er zum Stehen, drohe der Niedergang, sagt Obexer.
Es rumort weiter im PEN Deutschland. Nachdem Deniz Yücel als Präsident zurückgetreten ist und zusammen mit Eva Menasse und über 300 Schriftstellerinnen und Schriftstellern den PEN Berlin gegründet hat, ist nun auch Maxi Obexer aus dem Präsidium des "alten" PEN zurückgetreten.
Erst vor vier Wochen war Obexer als Co-Präsidentin gewählt worden, um den PEN Deutschland zu reformieren. Sie habe die essenzielle Notwendigkeit der Erneuerung des PEN gesehen, sagt Obexer. Dafür hätte sie zusammen mit Interimspräsident Josef Haslinger gestanden: "Wir sind mit einer sehr großen Anzahl an Stimmen gewählt worden, um für einen Neuanfang anzutreten."
Hass, Feindseligkeit und Destruktion
Aber der Vorstand sei immer wieder aus dem Hintergrund unter Beschuss geraten. "Im Moment herrscht Hass, im Moment herrscht Feindseligkeit, im Moment herrscht Destruktion", sagt Obexer. Sie sei besonders angefeindet worden, weil sie sich keinem Lager zurechnen wollte. Deshalb habe sie sich aus der Schusslinie nehmen müssen: "Ich möchte nicht in Kämpfe verwickelt werden, die nicht meine sind."
Trotz ihres Rücktritts sei sie dem restlichen Vorstand gegenüber loyal, sagt Obexer: "Ich möchte betonen, dass da sehr integere Leute am Start sind. Die möchte ich auch weiterhin unterstützen."
Die Erneuerung sei nötiger als je, sagt Obexer: "Ich möchte, dass der 'alte' PEN sich wirklich reformiert." Bleibe die Reform aus, riskiere man den Niedergang des PEN Deutschland: "Das ist verantwortungslos".
Die Kriegsstimmung überwinden
Die Gründung des neuen PEN Berlin habe sie nicht als Bedrohung empfunden, sagt Obexer, es könnten auch zwei PEN existieren: "Ich denke nur, sie sollten sich nicht gegenseitig kannibalisieren." Wichtig sei, eine Schnittstelle zu finden, an der man zusammenarbeiten könne: "Ich möchte diese Trennung nicht aufmachen in meinem Kopf".
Es gelte, das Lagerdenken zu beenden, betont Obexer. Die "Kriegsstimmung" müsse überwunden werden und dann die Perspektive wieder auf die gerichtet werden, um die es wirklich gehe: "Das sind die verfolgten und bedrohten Autorinnen und Autoren."
(beb)