Maya Angelou: "Was für immer mir gehört"
Aus dem amerikanischen Englisch von Melanie Walz
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
247 Seiten, 16 Euro
Eine Frau und ihr unbändiger Freiheitswille
05:37 Minuten
Sie war Tänzerin und Bürgerrechtlerin, Autorin und Straßenbahnfahrerin: In "Was für immer mir gehört" schreibt die außergewöhnliche Maya Angelou über ihr Leben als schwarze Frau in der US-Nachkriegszeit: lebendig, drastisch und mit großem Humor.
Toni Morrison über Maya Angelou: "Sie hatte 19 Talente, gebrauchte zehn und war einfach einzigartig." Maya Angelou, geboren 1928 in Missouri, war Bürgerrechtlerin, Tänzerin, Schriftstellerin, erste schwarze Straßenbahnfahrerin in San Francisco und vieles mehr. Zu ihrem Freundeskreis gehörten unter anderem James Baldwin, Dr. Martin Luther King, Malcolm X und Billie Holiday.
Autobiografische Erzählungen neu aufgelegt
Als Autorin hat Maya Angelou 30 Bücher geschrieben, sieben davon sind autofiktional. Den letzten Band verfasste sie ein Jahr vor ihrem Tod 2014. Der erste von 1969 erregte weltweit Aufsehen und erschien 1980 unter dem Titel "Ich weiß, dass der gefangene Vogel singt" auf Deutsch. Doch danach wurde es bei uns wieder still um diese außergewöhnliche Frau. Nun hat sich der Suhrkamp Verlag entschieden, auch die restlichen autobiografischen Erzählungen zu veröffentlichen. Der zweite Band – in den USA wurde er bereits 1974 veröffentlicht – liegt jetzt unter dem Titel "Was für immer mir gehört" vor.
Darin erzählt Maya Angelou ihre Lebensgeschichte in den Jahren 1945 bis 1947. Zu Beginn, direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ist sie 17 Jahre alt und hat einen nicht ehelichen Sohn. Sie fühlt sich für ihn verantwortlich und schon sehr erwachsen. Also bricht sie die Schule ab und wird Köchin für kreolische Küche. Sie, die gar nicht kochen gelernt hat, überzeugt durch ihr Engagement und ihren unverbrüchlichen Glauben an sich selber.
Nach einer unglücklichen Liebesbeziehung geht sie nach San Diego, arbeitet dort in einem Nachtklub und führt kurzfristig ein Bordell mit zwei lesbischen Frauen. Als ihr gedroht wird, sie anzuzeigen, flüchtet sie zu ihrer Großmutter in den Süden der USA. Doch die Welt ist dort für sie zu eng geworden. Sie kehrt nach San Francisco zurück und beginnt als Tänzerin zu arbeiten, hat Kontakt zu Spielern und Drogendealern.
Großer Humor und ironische Distanz
All dies beschreibt Maya Angelou mit scharfem Blick für die Situation der Afroamerikaner in der Nachkriegszeit. Ihre lebendige, bildreiche Sprache ist überaus drastisch, mit großem Humor und oft ironischer Distanz zu sich selbst. Scheinbar naiv beschreibt sie ihre Träume von einem liebevollen Mann und einem geborgenen Leben, nur um dann wieder die volle Härte ihrer Lebenswirklichkeit zu zeigen.
Und doch ist ihr Erzählen von einem unbändigen Freiheitswillen, von einem unerschütterlichen Glauben an das Gute und an sich selbst erfüllt. Ihre Dialoge beschwören eine Unmittelbarkeit herauf, die ihre Figuren sehr plastisch werden lassen. Das Buch erzählt viel von sozialer Ungerechtigkeit und ist damit erschütternd aktuell.