Mazda Adli, "Stress and the city”
Verlag C. Bertelsmann
384 Seiten, 19,99 Euro, als E-book 15,99 Euro.
Gesundheitsrisiko Stadtleben
Wer in der Stadt lebt, hat ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken als ein Landbewohner. Deshalb müsse die psychische Gesundheit von Städtern künftig ein zentrales Thema von Politik und Stadtplanung sein, fordert Mazda Adli in "Stress and the City".
Was tut der menschlichen Psyche gut? Ist es die Stadt mit ihren vielseitigen Angeboten, einer guten Infrastruktur und einer gehörigen Portion Stress durch Hektik, Lautstärke, Verkehr? Oder dann doch eher das Land – ruhig, sehr ruhig, entspannend – aber reizarm und langweilig? Nein, der Psychiater, Psychotherapeut und Stressforscher Mazda Adli polarisiert nicht in seinem Buch – vielmehr erläutert er, warum es wichtig ist, sich mit Fragen der psychischen Gesundheit vor allem in der Stadt zu beschäftigen.
Im Jahr 2050, so seine Erklärung, werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Sie sind und werden also die Zentren unserer Gesellschaften. Hier profitieren die Menschen von der Vielfalt, den kulturellen Ressourcen, der Gesundheitsversorgung und den Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung. Und gleichzeitig, wie sollte es anders sein, sind sie großem Stress ausgesetzt: Dichte, Lärm, Hektik, Gewalt und Anonymität – auf diese permanenten Reize reagiert das menschliche Gehirn nicht nur positiv.
Soziale Dichte bei gleichzeitige Vereinsamung
Mazda Adli präsentiert Zahlen: Demnach haben Stadtbewohner ein deutlich höheres Risiko, psychisch zu erkranken, als Menschen, die auf dem Land leben. Das Risiko, zum Beispiel an Schizophrenie zu leiden, ist doppelt so hoch.
Stadtstress ist soziale Dichte plus Vereinsamung, so eine der Beobachtungen in "Stress and the City" – und besonders problematisch sei diese Formel dann, wenn weitere Risikofaktoren hinzukämen. Studien haben aufgezeigt, dass beispielsweise soziale Isolation das Sterberisiko stärker erhöht als Fettleibigkeit und Alkoholkonsum, und das gilt auch für Demenz und Arthritis.
Deswegen, so Adlis Plädoyer, muss die psychische Gesundheit von Stadtbewohnern künftig zum zentralen Thema von Stadtplanern, Architekten, Soziologen und der Politik werden.