Staub erkennen, kartieren, entfernen
Er sieht aus wie eine zu flach geratene Zapfsäule auf vier Rädern: Der Reinigungsroboter vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung soll in Büros eingesetzt werden. Überzeugende Arbeit leistet er im Praxistest noch nicht.
"Können wir im Zuge einer EEG-Reform auch mit sinkenden Strompreisen rechnen?"
Sigmar Gabriel: "Nein, das glaube ich nicht, aber was wir schaffen können, ist die Kostendynamik zu verändern, also zu durchbrechen."
Nein, Sigmar Gabriel ist nicht auf der "Hannover Messe" - wohl aber auf einer Leinwand zu sehen, überlebensgroß, auf dem Stand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Und "Energie" braucht auch das Exponat, das Richard Bormann von der Fraunhofer Gesellschaft vor dem Videobild des Hausherrn laufen lässt. Es geht um 48 Volt aus vier Autobatterien. Die treiben den "Reinigungsroboter" an.
"Also wischen kann er im Moment noch nicht. Aber er kann schauen, wo die Papierkörbe stehen. Die greift er und entleert sie in einem Sammelwagen. Er kann ganz schnell sein Werkzeug wechseln, was er am Arm dran hat. Also er kann die Hand austauschen gegen ein Reinigungsgerät. Und da benutzen wir im Moment einen Staubsauger. Mit diesem Staubsauger kann er Papierverunreinigungen und andere Verschmutzungen vom Boden wegsaugen."
Aufräumen im Schneckentempo
Zugegeben, besonders fleißig wirkt der einarmige Reinigungsroboter nicht. Behäbig schwenkt er den Arm, ergreift mit seinen drei konzentrischen Metallfingern den Papierkorb, schüttelt den Inhalt in einen Sammelbehälter. Im Schneckentempo. Die Meinungen der Besucher: geteilt.
Umfrage unter Besuchern
"Also, ich glaube, der wäre mir eher im Weg, als dass er mir helfen würde."
"Es wär' schon schöner, wenn mir jemand meine Böden putzt als dass ich das selber machen muss. Der müsste mein Zimmer aufräumen."
"Ich meine, schon die Anschaffungskosten für so ein Ding, die wären ja schon riesig, wahrscheinlich, na ja, und dann, so ein bisschen wischen und saugen kann man ja auch selber machen."
200.000 Euro kostet das Gefährt. "Care-O-bot" - den Haushaltsassistenten - gibt es schon als Butler, Notfallhelfer, Lauflernhilfe für Schlaganfallpatienten - nun also auch als Reinigungskraft für Büroumgebungen. Der Roboter rollt ins Office, scannt den Boden optisch nach Verunreinigung ab, und dann geht auch schon der Sauger los. Diffizilere Arbeiten, so der Doktorand aus dem Stuttgarter Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, bleiben vorerst den Kolleginnen aus Fleisch und Blut vorbehalten.
"… und nun ist die Überlegung, dass man eben sehr simple und einfache Aufgaben aus Sicht der Reinigung, die aber doch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, automatisieren kann, sodass diese schwierigen Aufgaben wie Schreibtische abwischen oder die Hygienereinigung, die eben wirklich viel Intelligenz und auch viel Sachverstand verlangen - vom Benutzer - dass die eben auch vom Fachpersonal durchgeführt werden, und der Roboter eben auch wirklich nur hilft, diesen Fachkräftemangel dann auszugleichen, und Bodenreinigung und Papierkorbentleerung dann übernimmt."
Nur bedingt tauglich
Nun hat es also auch den Reinigungssektor erwischt: Die Diskussion um den "Fachkräftemangel"! Um dem vorzubeugen, holte sich die Firma Dussmann den Roboter schon mal ins Haus. Zur Ansicht! Ergebnis: Bedingt tauglich, vor allem aber, viel zu teuer. Erst bei 40.000 Euro Anschaffungskosten - einem Fünftel des gegenwärtigen Preises - wäre das Gerät für Reinigungsunternehmen interessant, sagt Richard Bormann. Dann könnte sich Car-O-Bot nach fünf Jahren rechnen. Mit Mindestlohn vielleicht sogar noch früher.
"Das kann man aus zwei Richtungen sehen. Einerseits klar, es mag schon sein, dass da bestimmte Arbeitsplätze wegfallen. Andererseits muss man sagen: Welcher Kunde würde denn 16 Euro bezahlen als Stundenlohn. Also das ist der eine Kritikpunkt an der Stelle. Das andere ist natürlich auch: Werden solche Roboter jetzt produziert, dann entstehen auch wieder neue Arbeitsplätze, an der anderen Produktionsstätte dann. Da muss man eben sehen, dass es nicht nur Arbeitsplätze vernichtet, sondern Automatisierung auch neue Arbeitsplätze schafft, die einfach anders geartet sind, andere Tätigkeiten umfassen."
Es ist 18 Uhr. Der Messetag geht zu Ende, und Richard Bormann schaltet den Roboter ab. Doch da kommt schon die Spätschicht: Nicolet Steffer arbeitet sich über den Messestand. Die Reinigungskraft arbeitet für "Exposervice" - kommt eigens aus Berlin. Nun steht die quirlige Mittvierzigerin vor der nahezu gleichhohen Konkurrenz aus Metall. Und bleibt gelassen.
"Er hat für große Räume vielleicht eine Zukunft, aber nicht für kleine Räume. Aber irgendjemand muss die Sachen später dann mal programmieren. Na ja, dann machen wir halt alle andere Jobs später. Also, dann putzen wir vielleicht nicht, dann programmieren wir später. Also, Arbeit gibt's immer."