Springer übernimmt Nachrichtensender N24
Axel Springer versucht den Einstieg ins Fernsehgeschäft: Der Verlag übernehme den Nachrichtensender N24 zu 100 Prozent, teilte Springer am Montag in Berlin mit. N24 soll mit der "Welt"-Gruppe zusammengeführt und "zentraler Lieferant" für Bewegtbilder des Verlags werden.
Der Kauf zieht auch eine Personalie mit sich. Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust, bisheriger N24-Mitinhaber, wird ab Januar Herausgeber der "Welt". Gleichzeitig steht die Übernahme für einen Strategiewechsel von Axel Springer, sich weg vom klassischen Verlagsgeschäft hin zu einem Digitalkonzern zu entwickeln, und Zeitung, Fernsehen und Internet miteinander zu verzahnen. Fast die Hälfte seines Gewinns macht Springer inzwischen mit Online-Geschäften. Die bestehen zu großen Teilen aus Immobilien-Anzeigen, Werbe-Netzwerken und Partnerbörsen.
Fernsehgeschäft: zweiter Versuch
Die Neuausrichtung des Konzerns zeigte sich bereits im Juli dieses Jahres, als Axel Springer angekündigt hatte, mehrere Regionalzeitungen sowie Frauen- und Programmzeitschriften zu verkaufen. Springer-Chef Mathias Döpfner ließ verlauten, dass der Verlag durch den Verkauf der meisten Zeitschriften und Zeitungen fit gemacht werden könne fürs digitale Zeitalter.
Der N24-Deal ist bereits der zweite Versuch von Springer, sich im Fernsehbereich zu etablieren. Anfang 2006 hatte der Verlag nach wochenlangem Tauziehen mit den Wettbewerbsbehörden den Übernahmeversuch von ProSiebenSat1 abgesagt. Die Medienkonzentrationsbehörde KEK sowie das Bundeskartellamt hatten ihn damals untersagt. Springer wie auch N24 rechnen diesmal allerdings nicht damit, dass die Wettbewerbsbehörden und die KEK die Fusion untersagen. Beim Bundeskartellamt hat Springer die Übernahme bisher noch nicht angemeldet.
cwu mit afp und reuters
Programmtipp:
Der Kauf von N24 durch den Axel Springer Verlag ist auch Thema in der Ortszeit ab 17 Uhr. In der Sendung Fazit am Abend ab 23.05 Uhr äußert sich der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler zur Fusion im Interview.