Wie schlechte Nachrichten krank machen
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Zu viele schlimme Nachrichten, zu viele Newsticker: Der Psychiater Mazda Adli hat immer mehr Menschen in der Sprechstunde, die den Zustand der Welt nur noch schlecht verdauen können. Seine Empfehlung: Nachrichten wie früher konsumieren.
Wir werden überflutet von schlechten Nachrichten - und das hat Auswirkungen auf die psychische Gesundheit vieler Menschen. Diese These vertritt der Psychiater und Stressforscher Mazda Adli. Die Kette von medialen Alarmbotschaften reiße nicht ab und Psychiater und Psychotherapeuten betrachteten dieses Phänomen mit Sorge, sagt der Chefarzt an der Fliedner Klinik Berlin. Immer mehr Menschen klagten in der Sprechstunde darüber, dauerhaft mit negativen Nachrichten konfrontiert und deswegen permanent besorgt zu sein.
Die vielen schlechten Nachrichten seien Grundlage einer Stimmung, auf der dann persönliche, individuelle Sorgen besonders gut gedeihen könnten, sagt Adli. Seiner Beoachtung zufolge sind es besonders jüngere Menschen, die das Gefühl haben, in einer Welt zu leben, in der die Zukunft unvorhersehbar sei - "und wo die nächste Gefahr gleich um die Ecke lauert".
Bilder transportieren mehr Emotionen als Text
"Das, was richtig Stress macht, ist die Masse an Echtzeit-Schlagzeilen, Newstickern oder auch das Phänomen, dass wir zunehmend Nachrichten über Bilder und ohne Text entgegennehmen", betont der Arzt. Im digitalen Zeitalter werde alles schnell über Bilder transportiert - und über diese übertrügen sich auch vermehrt Emotionen. Adli plädiert für mehr Aufklärung darüber, wie digitale Medien auf die Gefühle von Menschen wirken: "Wenn man das weiß, kann man sich besser davor schützen."
Für unproblematisch hält Adli aufbereitete Nachrichten etwa der "Tagesschau" - er selbst greift gern zur gedruckten Zeitung. Das sei eine Art und Weise, Nachrichten zu konsumieren, die gut bekömmlich sei, so Adli: "Weil man das liest. Weil auch viele Nachrichten einen erst am nächsten Tag erreichen. In der Regel ist das ja immer noch rechtzeitig. All das hilft, ein bisschen Luft zu schaffen zwischen Ereignissen und den eigenen Gefühlen."
(ahe)