Medienmaschinerie

"Klima-Greta" auf allen Kanälen

Greta Thunberg überreicht auf einer Gala den Preis "Anführer des Jahres" an Janne Andersson, den Trainer der schwedischen Fußball-Nationalelf.
Greta Thunberg auf einer Gala, bei der sie dem Fußball-Nationaltrainer Schwedens einen Preis überreicht. © Andreas L. Eriksson / imago sportfotodienst
Von Carsten Schmiester |
Die 16-jährige Klima-Aktivistin Greta Thunberg hat mit ihrer Rede auf der UN-Klimakonferenz die Welt bewegt. Seither ist sie Dauergast in den Medien. Unser Schweden-Korrespondent fürchtet, dass sie keine Zeit mehr für sich hat.
Im Moment kommt die inzwischen 16-jährige Greta kaum noch zum Demonstrieren vor dem schwedischen Reichstag. Dort, wo ihre Klimakampagne angefangenen hat im vergangenen Herbst. Ein Fast-Noch-Kind mit ernstem Gesicht hielt der erwachsenen, aber unverantwortlichen Welt den Spiegel vor: "Ihr Umweltsünder macht unsere Erde kaputt, unsere Zukunft!"
Seither ist diese Greta Tintin Ernman Thunberg, Tochter eines Schauspielers und der bekannten Opernsängerin Malena Ernman, eine Heldin, sozusagen die beste aller Gutschweden.

Die Medienmühle

Und sie droht, in der Medienmühle zerrieben zu werden. Selbst die große Sportgala im Fernsehen kam ohne sie nicht aus. Greta übergab den Preis für den "Anführer des Jahres" an Janne Andersson, den Trainer der Fußball-Nationalelf. Das hatte mit Klima nichts zu tun, aber irgendwie doch mit dem großen Ganzen und auch dazu hat Greta gute Gedanken:
"In umwälzenden und unsicheren Zeiten braucht man mutige Menschen, die sich trauen, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Die wissen, wann man nach vorn und wann man zurück gehen muss. Die Gemeinschaft vor das eigene Ich stellen, die Zukunft vor die Gegenwart!"
Man vergisst dabei, dass Greta nicht gesund ist. Dass sie im Alter von acht Jahren nur noch weinte, nicht mehr aus dem Haus ging und nichts mehr aß, weil sie in der Schule einen Film über Plastikmüll in den Meeren gesehen hatte.

Diagnose Asperger

Später kam die Diagnose "Asperger Syndrom", eine Art Autismus. Und auch darüber musste sie öffentlich sprechen, in der Talkshow "Skavlan".
"Hätte ich kein Asperger und wäre ich nicht so merkwürdig, dann hätte ich mich wohl auch in dem sozialen Netzwerken verfangen, nach denen alle so verrückt zu sein scheinen. Ich sehe die Welt aber anders und glaube, dass ich sonst nicht in der Lage wäre, von außen auf das Problem zu gucken."
Greta hat ja recht mit allem, was sie dazu sagt, zum Klimawandel. Jedenfalls in den Augen sehr vieler, nicht nur junger Menschen. Aber Privatsphäre und Zeit nur für sich und für ihr Anderssein, die lässt man ihr kaum noch. Nicht, solange sie als Medienstar funktioniert.
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