Gegen die diffusen Bilder von Afrika
Auf JournAfrica berichten afrikanische Autorinnen und Autoren über ihre Heimatländer für deutsche Leser. Die Medienplattform ist die erste ihrer Art: Mitbegründer Philipp Lemmerich erklärt Anlass und Ziel des Projekts.
Guerilla-Marketing in Angola, Klimawandel im Senegal oder Streetart in Kenia: Auf Journafrica.de berichten afrikanische Autorinnen und Autoren über ihren Kontinent. Die Betreiber nutzen die Netzwerke vor Ort, es werden keine Korrespondenten entsandt.
Diffuse Bilder von afrikanischen Ländern
Ins Leben gerufen wurde das Projekt unter anderem von Philipp Lemmerich. Er und seine heutigen Teamkollegen haben alle einen Bezug zu Afrika, sie sind durch afrikanische Staaten gereist oder haben zum Teil dort gelebt und gearbeitet. Dabei sei ihnen allen etwas aufgefallen, so Lemmerich:
"Wir haben alle gemerkt, dass in der medialen Darstellung von Afrika in Deutschland irgendwie was nicht stimmt. Wir hatten alle diffuse Bilder im Kopf, als wir zum ersten Mal in afrikanische Länder gereist sind (...) Und dann kommen wir dorthin und merken, dass diese Bilder - also meist korrupte Eliten, hungernde Kinder, unterdrückte Frauen - eigentlich mit dieser Lebensweise vor Ort gar nicht so viel zu tun haben."
Zurück in Deutschland ging es auf die Ursprungssuche dieser Vorurteile - und die Grundsteinlegung von JournAfrica:
"Wir sind ziemlich schnell darauf gestoßen, dass deutsche Medien sehr sehr wenig über Afrika berichten - und wenn sie berichten, dann meist negativ. Das war für uns der Impuls zu sagen: Wir bauen jetzt eine eigene Plattform, wir arbeiten mit eigenen Journalisten zusammen."
Zeitlos und nah an der deutschen Lebenswelt
Mittlerweile ist JournAfrica fast ein Jahr online. Bis Ende Dezember reichen die Startgelder der Stiftungen für das Projekt aus. Die Organisatoren arbeiten ehrenamtlich, das Geld fließt in die Bezahlung der Autorinnen und Autoren. So können ein bis zwei Artikel pro Woche veröffentlicht werden, bis zum Ende des Jahres sollen es 80 Stück sein.
Für die Projektgründer müssen die Artikel dabei bestimmte Kriterien erfüllen:
"Sie sollen zeitlos sein. Und sie sollen so geschrieben sein, dass Menschen hier in Deutschland etwas mit ihnen anfangen können, dass sie Parallelen zu ihrer eigenen Lebenswelt identifizieren."
Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne für 2016. In jedem Fall sollen die Artikel aber weiterhin abrufbar sein, sagt Lemmerich. Die Summe der Artikel ergibt für ihn eine Art Gesamtbild:
"Je mehr Artikel wir bei JournAfrika bekommen, desto mehr werden wir wie eine Art Buch über Afrika. Mit vielen verschiedenen Perspektiven, mit vielen Polen."
Das Potential weiterzumachen wäre laut Lemmerich da, auch Leserschaft. Die Facebook-Seite laufe gut. Außerdem arbeitet JournAfrica seit Juni diesen Jahres mit der Frankfurter Rundschau zusammen, einmal monatlich wird hier ein Artikel publiziert. Für Januar 2016 ist eine Kooperation mit jetzt.de geplant.