Medienwirtschaft

    Springer-Chef fürchtet die Macht von Google

    Der Chef des Medienunternehmens Axel Springer, Mathias Döpfner, fürchtet die wirtschaftliche Macht von Google. Obwohl er selbst mit dem Konzern kooperiert, fordert er die strengere Überprüfung durch EU-Behörden.
    Gute Nachrichten für die digitalen Global Player: Yahoo hat gerade seinen Umsatz um zwei Drittel gesteigert und den Gewinn verdoppelt - und auch Google betont die eigenen Impulse für die Digitalwirtschaft. Einen Gewinn in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar hat das Unternehmen im vergangenen Jahr verzeichnet.
    Die Erfolge des Unternehmens bewogen Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung um für eine "profitable Partnerschaft" mit den Medienverlagen zu werben. Als Paradebeispiel nannte Schmidt die Vereinbarung mit dem Axel Springer Verlag. Mit den Springer-Chefs habe man zwar lange über Fragen des Urheberrechts gestritten, sich aber geeinigt. Mittlerweile machen die beiden Konzerne bei der Werbung im Internet gemeinsame Sache.
    Verstöße gegen Wettbewerbsregeln
    Mit dieser Huldigung der guten Zusammenarbeit konnte sich Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende von Springer, offensichtlich nicht anfreunden. Ebenfalls in der FAZ reagierte er heute mit einem offenen Brief. Darin geht er mit Google hart ins Gericht. Der Medienmanager wirft dem Internetkonzern Verstöße gegen Wettbewerbsregeln vor. Döpfner kritisiert, dass der Konzern die Suchfunktion nutze, um eigene Angebote vor denen der Konkurrenten zu präsentieren. So missbrauche Google seine Marktmacht.
    Mehrere Verlage hatten in den vergangenen Monaten ihr Leistungsschutzrecht geltend gemacht. Jenes umstrittene Recht also, nachdem Google bezahlen muss, wenn es in seinen Suchergebnissen Ausschnitte von Onlineartikeln anzeigt.
    Auf der heutigen Hauptversammlung von Axel Springer untermauerte Döpfner die in seinem Brief formulierte Kritik. Wenn Google Suchergebnisse im Internet zugunsten der eigenen Angebote und zulasten von Wettbewerbern herauf- oder herabstufe, "dann ist das ein Missbrauch der marktbeherschenden Stellung".
    Die Frage ist: Wer ist künftig der Verleger?
    Ganz generell geht es Döpfner darum, wer künftig die Rolle des Verlegers einnehmen wird. Bleibt es so wie bislang, dass er selbst als Chef eines "traditionellen Inhalteunternehmens" Medienangebote verkauft oder werden digitale Technologieunternehmen, wie etwa Google, ihre Macht ausspielen? Döpfner verwies auf ein Kartellverfahren bei der EU-Kommission und forderte eine strengere Bewachung des Konzerns durch die Behörden.
    Michael Maier, österreichischer Journalist und IT-Unternehmer, sagte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, er teile Döpfners Angst vor Google nicht. Die Medienunternehmen hätten in den vergangenen Jahren alles getan, um von Google zu profitieren, zum Beispiel, indem sie Artikel so angepasst haben, dass sie von dem Algorithmus der Google-Suche gefunden werden. "Hätten sie stattdessen in journalistische Inhalte investiert, dann bräuchten sie jetzt keine Angst vor Google haben", sagt Maier. Google könne den Medienverlagen sogar eine Hilfe bieten.
    Springer will, trotz Verkauf seiner Regionalzeitungen, an Kernkompetenz festhalten
    Tatsächlich hat sich der Axel Springer Verlag selbst von vielen alten Kernangeboten verabschiedet. Regionale Tageszeitungen wie das "Hamburger Abendblatt" und die "Berliner Morgenpost", aber auch TV-Zeitschriften wie die "Hörzu" gingen als Gesamtpaket für 920 Millionen Euro an die Funke-Gruppe. Das Geschäft soll bis Ende April endgültig vollzogen sein.
    Trotzdem will sich Axel Springer nicht endgültig vom Vertrieb journalistischer Produkte verabschieden und den Markt der Werbeanzeigen nicht Google und Co. überlassen. "Je näher wir bei unseren Kernkompetenzen bleiben, desto erfolgreicher sind wir", sagte Döpfner auf der Hauptversammlung in Berlin. "Ein Handelsunternehmen wollen wir nicht werden", ergänzte er.
    Etwa 200.000 Digitalabonnenten
    In seiner Rede vor den Aktionären verwies der Manager auf 47.000 Abonnenten des Digitalangebots der "Welt" und 152.000 bei dem der "Bild"-Zeitung nach jeweils sechs Monaten. Das seien "bemerkenswerte und ermutigende Zahlen". Der Erfolg von Bezahlmodellen für journalistische Online-Angebote sei "fast eine Zukunfts- und Schicksalsfrage der Branche".
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