Das Dilemma der Antibiotika
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Es sei wichtig, dass weiterhin an neuen Antibiotika geforscht werde, sagt der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler. Fast genauso wichtig sei aber, das Problem der zunehmenden Resistenzen in den Griff zu kriegen.
Die Meldung war Besorgnis erregend. Laut einer Recherche des NDR geben immer mehr Pharmahersteller die Erforschung neuer Antibiotika auf. Grund dafür seien geringere Verdienstmöglichkeiten im Vergleich mit der Entwicklung anderer Medikamente, meldete der Sender.
Die Entwicklung neuer Antibiotika sei sehr wichtig, sagt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts. "Wir brauchen Antibiotika. Das ist gar keine Frage."
Mit jedem Einsatz kreieren wir neue Resistenzen
Doch neben der Forschung nach neuen Präparaten müsse zugleich "sehr viel Kraft" darauf verwandt werden, den Einsatz von Antibiotika einzuschränken, so der Mikrobiologe.
"Wir müssen verstehen, warum es ein Problem mit zunehmenden Resistenzen gibt", sagt Wieler. "Mit jedem Einsatz von Antibiotika kreieren wir neue Resistenzen oder reichern alte an."
"Einen großen Teil des Einsatzes können wir uns schlichtweg sparen", betont er. So würden Antibiotika noch immer bei leichten Harnwegsinfektionen oder bei "unproblematischen" Atemwegsinfektionen verabreicht.
85 Prozent der Antibiotika werden in Arztpraxen verschrieben
In Deutschland würden 85 Prozent der Antibiotika in Arztpraxen verschrieben, sagt Wieler: "Hier müssen wir dafür sorgen, dass sowohl die Ärzte als auch die Patienten deutlich bewusster mit Antibiotika umgehen." Es gebe eine Reihe von Maßnahmen, wie man deren Einsatz verringern könne: so zum Beispiel Infektionsprophylaxe und Impfen.
Wieler vergleicht die Situation mit einem Eimer, der Löcher hat. Oben ständig neues Wasser nachzuschütten, macht wenig Sinn, solange nicht die Löcher gestopft sind. Analog dazu ist die ständige Entwicklung neuer Medikamente sinnlos, solange nicht das Problem der Resistenzen gelöst wird.
(ahe)