"Ethisch höchst bedenklich"
Pharmakonzerne testen ihre Arzneimittel zunehmend in Indien. Doch dort häufen sich die Todesfälle - es wird offenbar manipuliert, und viele der Testpersonen wissen gar nicht, worauf sie sich einlassen. Der Mediziner Peter Sawicki fordert Listen, die schwarze Schafe aussortieren.
Peter Sawicki, Professor am Uniklinikum Köln und bis 2010 Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, hält eine Erfassung beziehungsweise Unterscheidung der weißen und der schwarzen Schafe unter den Medikamente testenden Pharmafirmen für unverzichtbar.
Er habe seine Zweifel, ob in Indien von dort ansässigen Firmen tatsächlich alle Auflagen erfüllt würden - oder ob diese nicht nur als lästige Bürokratie betrachtet würden, "die man auch durch weniger stringente Untersuchungen und gegebenenfalls sogar auch Fälschungen umgehen kann" . Generika und Primärprodukte seien gleichermaßen betroffen. So seien einer französischen Behörde bei Nachforschungen in einer indischen Firma gefälschte Kardiogramme aufgefallen.
"Sie kriegen dort praktisch alle Ergebnisse, die sie haben wollen. Und die Patienten werden gar nicht darüber aufgeklärt und wissen zum Teil gar nicht, dass sie an solchen Tests teilnehmen, was ethisch höchst bedenklich ist." Die Menschen kämen mit ihrer Erkrankung in irgendein Krankhaus - "in vielen Fällen war das eine Lungenkrankheit, weil dort Lungenmedikamente getestet wurden" - und bekämen dann einfach irgendein Mittel, um später nachuntersucht zu werden. Über mögliche Risiken würden sie nicht aufgeklärt, kritisierte Sawicki.
"Man betrachtet dort die Menschen nicht als selbständige Personen, die aufgeklärt werden können und die Möglichkeit haben sollten, nein zu sagen, sondern eher wie ein Mittel zum Zweck für die Ärzte, die solche Studien machen."
Was seiner Meinung nach helfen könnte: Eine Liste, in die nur jene Pharmafirmen aufgenommen werden, die sauber arbeiten, alle Standards nachweisbar erfüllen und auch ethisch einwandfrei arbeiten.