Wenn der Kopf endlich mal still wird
Die Meditation erlebt einen Boom wie zuvor Yoga. Es ginge darum, bei voller Wachheit zum Nicht-Denken zu gelangen, sagt der Zen-Meister und Theologe Alexander Poraj. Meditation verspreche Einsicht und Zufriedenheit im Hier und Jetzt – das sei ein gewaltiger Unterschied etwa zum Christentum.
Im Kino startet heute der Film "Stopping – Wie man die Welt anhält". Er zeigt vier Menschen, die das weite Feld der Meditation erobern wollen. Dafür gehen sie in ein Buddha-Haus, in einen "Achtsamkeitskurs", zu den Anthroposophen oder ins Kloster.
Wird Meditation ähnlich wie Yoga also derzeit zum beliebten Trendsport? "Ich glaube, dass der Begriff Meditation sehr vielversprechend für viele Personen ist", sagte Alexander Poraj, Zen-Meister und spiritueller Leiter des überkonfessionellen Benediktus-Hofes bei Würzburg, im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. "Die tägliche Realität ist dann schon ein bisschen anders, weil Meditation etwas Ungewohntes ist und für die Anfänger nicht gleich mühelos stattfinden kann. Deswegen befürchte ich, dass es doch nicht ganz zu einem Massensport wird – so wie etwa Yoga, wo auch viele andere Aspekte noch mit eine Rolle spielen können und die Personen natürlich dann auch entsprechend befriedigen, also die ganze Körperlichkeit und Fitness und so weiter."
"Bei voller Wachheit ein Nicht-Denken"
Die Anfangsschwierigkeiten bei der Meditation lägen für viele Menschen darin, "bei voller Wachheit ein Nicht-Denken" zu erreichen. "Der wichtigste Bestandteil dessen, was wir im Zen, aber auch in der klassischen christlichen Mystik und in ein paar anderen Richtungen kennen, der Kern ist Zufriedenheit, das heißt: Friede im Kopf", sagte Poraj. "Und das heißt: Wenn der Kopf endlich mal stille wird. Und Sie können sich sehr gut vorstellen, dass dieses zwar oft gewünscht wird, aber alles andere als einfach ist."
Das steigende Interesse an der Meditation erklärt der studierte katholische Theologe so: "Ich gehöre zu den Menschen, die schon in die Tendenz schauen, ob Religion nicht auch eine etwas missverstandene Form dessen ist, was klassisch gesehen Meditation anbietet. Das ist das Erste. Und das Andere ist, dass die Meditation in sich nicht ganz religiös gebunden ist, weil sie etwas verspricht, was die Religionen, vor allem die klassischen monotheistischen, so nicht den Menschen versprechen können, nämlich eine Erfahrung, Einsicht und eine Zufriedenheit hier und jetzt – und nicht ein entsprechendes Leben und die Belohnung nach dem Tod. Und das ist schon, natürlich ein bisschen salopp formuliert, aber ein gewaltiger Unterschied."