Mediziner sieht Bereitschaft zur Organspende gefährdet

Der Berliner Herzchirurg Prof. Roland Hetzer sieht durch das von der Bundesregierung geplante Gewebegesetz die Organspende in Deutschland gefährdet. Er befürchte, dass in der Bevölkerung die Bereitschaft zur Organspende durch die öffentliche Diskussion zurückgehe, wenn die potenziellen Spender befürchten müssten, dass das Organ in Teilen verkauft werde, erklärte Hetzer im Deutschlandradio Kultur.
Hetzer, der Leiter des Berliner Herzzentrums ist, kritisierte vor allem eine befürchtete Kommerzialisierung bei Herzklappen. Man könne nur hoffen, dass das Gesetz in der vorgelegten Form nicht beschlossen werde: "Es würde vor allem für die Patienten zum großen Nachteil werden, denn zum einen würden wir noch weniger Herzklappen zur Verfügung haben, zum anderen würde es auch viel weniger Herzen zur Transplantation geben."

"Nach dem neuen Gewebegesetz sollen Gewebe, wie menschliche Herzklappen, unter die Regularien der Arzneimittel fallen." Dies hätte eine erhebliche Verschärfung der Lagerbedingungen und des Umgangs mit Herzklappen zur Folge. Der Herzchirurg hält das momentane Verfahren im Umgang mit Herzklappen für ausreichend: "Das ist etwas, was wir seit 20 Jahren schon praktizieren."

Die Bundesregierung plant, die Entnahme von menschlichen Zellen und menschlichem Gewebe, zu dem unter anderem auch Herzklappen zählen, in einem so genannten Gewebegesetz zu regeln. Über einen entsprechenden Entwurf hatte heute der Gesundheitsausschuss des Bundestages beraten.

Das gesamte Gespräch mit Roland Hetzer können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.