Hetzjagd auf die Royals
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Seit einiger Zeit nimmt die britische Boulevardpresse Prinz Harrys Ehefrau Meghan Markle mit rassistischen Untertönen aufs Korn. Das Prinzenpaar hat genug davon. Zugleich brauche das Königshaus die Medien fürs Kerngeschäft, sagt Journalist Robert Rotifer.
Am 28. Oktober sendete die ARD eine Dokumentation über den britischen Prinzen Harry und seine Frau, die US-Amerikanerin Meghan Markle. Während einer Reise durch Afrika sprechen sie über ihr Leben und brechen dabei auch mit einem alten Tabu des britischen Königshauses: Sie reden über den Druck, dem sie sich ausgesetzt fühlen und wie sehr die unerbittliche britische Boulevardpresse ihr Leben überschattet.
Trotz des andauernden Streits um den Brexit fanden 72 weibliche britische Parlamentarierinnen aller Parteien Zeit für eine offene Solidarisierung mit dem Prinzenpaar. Die Frauen kritisieren in einem Schreiben vor allem "veraltete" und "koloniale Untertöne" in der Berichterstattung über die ehemalige US-Schauspielerin mit afroamerikanischen Wurzeln. Dies könne nicht hingenommen werden.
Parlamentarierinnen identifizieren sich mit Meghan
Der Journalist Robert Rotifer, der seit vielen Jahren in England lebt, sagt, die weiblichen Unterhausabgeordneten seien "eine Gruppe, die selbst sehr stark sexistischen Attacken ausgesetzt ist". Deshalb würden sie sich, vermutet Rotifer, mit Meghan Markle identifizieren und sich besonders deutlich über die rassistisch-sexistischen Angriffen auf Prinz Harrys Frau empören.
Die britischen Boulevardmedien seien dafür bekannt, nach dem Motto "Build them up and knock them down" (Baue sie zuerst auf – und schlag‘ sie dann zusammen.) zu verfahren. Mit anderen Worten: "Wenn eine Idylle erzeugt wird, muss man sie auch wieder einreißen", so Rotifer. Im Fall von Meghan Markle seien die Journalisten besonders skrupellos vorgegangen, indem sie etwa private Briefe von ihr veröffentlicht hätten.
Allerdings: Monarchie und Publicity seien untrennbar verbunden – das gehöre sozusagen zum "Kerngeschäft des Königshauses". Zwar habe die Boulevardpresse nach dem tragischen Unfalltod von Diana "viel Seife gegessen", doch geben es nach wie vor Hunger nach neuen Geschichten.
(mkn)