Meghan und Harry auf Abwegen

Bruch mit einer archaischen Sehnsucht

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Das Foto zeigt den britischen Prinz Harry und seine Frau Meghan.
Meghan und Harry planen ein eigenes Leben. Sie erhalten dafür viel Beifall - aber auch jede Menge Kritik. © picture alliance / empics / dpa / Daniel Leal-Olivas
Samira El Ouassil im Gespräch mit Kirsten Lemke und Korbinian Frenzel |
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Meghan und Harry wollen gern normale Menschen sein und verzichten auf royale Rechte und Pflichten. Die Aufregung in Großbritannien ist groß. Die Emanzipation der beiden zerstört ein Narrativ, das immer noch große Anziehungskraft besitzt.
Meghan und Harry "flüchten vor der Krone", schreibt die "Bild". In dem Thema, das landauf, landab gerade den Boulevard intensiv beschäftigt, steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Denn es geht um Traditionen, Pflicht, Werte, das Vaterland, Freiheit und eine Erzählung, die eigentlich "zauberhaft" angefangen hatte, wie die Autorin Samira El Ouassil sagt - und die viele Menschen offenbar nach wie vor hören wollen.
Der Rückzug von Harry und seiner Frau Meghan aus dem britischen Königshaus mache die royalen Mechanismen, die für alle Beteiligten zum Teil auch "toxisch" seien, sehr deutlich, so El Ouassil. Es habe mit der Berichterstattung über die Hochzeit der beiden angefangen - später kamen die Fragen, warum man das Baby nicht mehr sehe.

"Es ist auf jeden Fall ein Aufbruch"

Der Werdegang Meghans wurde thematisiert und auch ihre ethnische Herkunft - wobei immer wieder latenter Rassismus in der Berichterstattung mitschwang, so die Publizistin. So habe es zum Beispiel geheißen, dass Meghan "colour", also Farbe, ins Königshaus bringe. Das sei auf Dauer extrem belastend für das junge Paar gewesen, so die Autorin - zumal Harry auch noch unter dem Eindruck des Schicksals seiner Mutter Diana steht, die auf der Flucht vor Paparazzi starb.
Sie könne den Rückzug der beiden gut verstehen, sagt El Ouassil: "Es ist auf jeden Fall ein Aufbruch." Gleichzeitig stelle sich nun die Frage, welchen "gesellschaftlichen Mehrzweck", welche Substanz das britische Königshaus heutzutage noch habe. Das Königshaus sei wie eine Telenovela, "nur im echten Leben". Es gebe offenbar noch eine Sehnsucht der Menschen danach - "aber es ist eine sehr archaische, sehr traditionelle Sehnsucht", so Samira El Ouassil.
(ahe)

Ein Schaden für die Monarchie? Im Streitgespräch schätzt der Historiker Leonhard Horowski den Rückzug von Meghan und Harry als sehr riskant ein. Die Monarchie verabschiede sich von immer mehr Traditionen. Bald unterscheide die Royals nichts mehr von einer bürgerlichen Kleinfamilie. Da Meghan und Harry nun einer normalen Erwerbsarbeit nachgehen wollen, müsse man befürchten, dass sie "in Talkshows oder als Lifestyle-Gurus" enden würden. Die Historikerin Monika Wienfort erkennt in dem Rückzug dagegen eine Chance für die Monarchie. Die Schweden hätten die königliche Familie bereits verkleinert. Wichtig sei, dass die Rollen gut verteilt sind: "Dass es den Langweiligen und Zuverlässigen gibt, dass es den Aufregenden und Spritzigen gibt. Und ganz, ganz wichtig: Monarchie funktioniert heute nicht ohne Frauen."
Das gesamte Streitgespräch können Sie hier nachhören: Audio Player

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