Mehr als der "Michael Moore Osteuropas"
Der Filmemacher Stanislaw Mucha hat bereits einige beachtenswerte Dokumentarfilme gedreht. Für "Absolut Warhola", der im Dreiländereck zwischen Ost-Slowakei, Polen und Ukraine nach den Wurzeln von Andy Warhol sucht, erhielt er den Grimme-Preis. Mit "Hope" kommt am 17. Januar der erste Spielfilm des 37-Jährigen in die Kinos.
"Ich wusste von Anfang an, den ersten Spielfilm zu machen, das ist wie ein Manifest schreiben, das heißt, dass nach dem Film bestimmte Drehbücher muss ich nicht mehr lesen, das gab für mich auch so einen Level vor."
Stanislaw Mucha bestellt erst einmal einen doppelten Espresso, bevor er sich’s auf der Couch des Hotelcafés bequem macht. Er habe etwas wenig geschlafen, erklärt der 37-Jährige leicht untersetzte Filmemacher mit den braunen Haaren und den tiefen Ringen unter den müden Augen. Als es aber kurze Zeit später um die Motivation geht, warum er Filme macht, blitzen seine grünen Augen hellwach auf.
"Ich mache das nur für mich, und das ist schrecklich, ich weiß, weil es ist eine ziemlich teure Sache, aber letztendlich das Einzige, was zählt, sind nur Erfahrungen von jedem von uns."
"Hope" sei ein tragikomisches Drama mit Thrillerelementen, erklärt Mucha. In seinem in Warschau und Essen gedrehten Spielfilmdebüt hat der 20-jährige Franciszek zufällig beobachtet, wie ein angesehener Kunstexperte und Galerist ein Altargemälde aus einer Warschauer Kirche klaut. Aber anstatt zur Polizei zu gehen oder den Dieb zu erpressen, fordert der Gerechtigkeitsverfechter lediglich:
Filmszene aus "Hope":
" Franciszek: "Das Bild, das Sie entwendet haben aus unserer Kirche, muss wieder an seinen Platz zurück."
Galerist: "Da führt kein Weg hin, ich kann da nichts mehr machen."
Franciszek: "Dann denken Sie sich einen Umweg aus, der dahin führt." "
Auch als Franciszeks Auto als Warnung der Kunstmafia in die Luft gesprengt wird, fordert der hoffnungsvolle Idealist nur den exakt gleichen Wagen, in der gleichen Farbe, mit dem gleichen Kilometerstand zurück.
"Es gibt darin erpressen zum Guten, wir leben in einer Zeit, wo Leute links und rechts Schlechtes tun, das heißt, man muss sie erpressen heutzutage, dass sie nicht nur Espresso trinken, sondern auch was Gutes tun im Leben (lacht). Dann gibt’s das Thema Gerechtigkeit, natürlich Liebe, die Frage wird gestellt und stellenweise auch die Antwort gegeben, kann man lieben ohne Angst."
Muchas Spielfilmdebüt ist der erste Teil der Trilogie "Hoffnung – Glaube – Liebe" des renommierten polnischen Drehbuchautors Krzysztof Piesiewicz. Auch die anderen beiden Teile würde Mucha, der als sozialkritischer Dokumentarfilmer bekannt geworden ist, gerne verfilmen.
Stanislaw Mucha ist in der polnischen Kleinstadt Nowy Targ aufgewachsen. Seine Mutter arbeitet als Taschendesignerin, sein Vater als Bildhauer. Nach dem Abitur möchte Mucha eigentlich Jura studieren und Anwalt werden. Weil er sich später aber nicht vorwerfen wollte, die Aufnahmeprüfung an der staatlichen Theaterhochschule in Krakau nicht wenigstens versucht zu haben, spielt er dort vor und wird angenommen. Sein Schauspielstudium finanziert er sich durch Nachtschichten beim Radio.
"Und manchmal stand ich beim Fechten um 8 Uhr morgens und brauchte 2 Streichhölzer und 15 Espresso, um mich wachzuhalten, Streichhölzer, für die Augen, damit die nicht zugehen."
Mit 24 hat er ein festes Engagement am renommierten Staatstheater in Krakau, merkt aber, dass es ihn hinter die Kamera zieht. Spontan bewirbt er sich an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg und wird angenommen.
"Wahrscheinlich habe ich mir eingebildet, ich hätte etwas mehr zu sagen, als nur im Namen von einer Idee, im Namen von jemandem zu agieren, auf der Bühne oder im Film, Theater oder so was."
Nach dem Regiestudium zieht Mucha nach Bayern, weil seine deutsche Frau, eine Kunstlehrerin, dort eine Stelle angeboten bekommt. Zehn Jahre leben sie mit ihren beiden Kindern auf Schloss Gumpertsreuth, zehn Autominuten von Hof entfernt – "in der Pampa", wie er lachend erzählt. Per Zufall sind sie dort gelandet.
"Über die Möpse, wir haben ja auch zwei Hunde, haben wir die Barone kennengelernt, die Besitzer von dem Schloss. Und die Mops-Besitzer, die kennen sich halt, eine Hand wäscht die andere, und sie haben uns vorgeschlagen, dort zu wohnen, wie eine Art fast Mäzenat, weil wir haben da Groschen bezahlt für den Lebensunterhalt dort."
In der ehemaligen Schnapsbrennerei des Schlosses schneidet er seine Filme, auch den Dokumentarfilm "Absolut Warhola", für den Stanislaw Mucha 2003 den Grimme-Preis erhält – die begehrte Trophäe mit den kunstvoll ineinanderverschachtelten Bildschirmen auf einem kleinen Marmorsockel.
"Ich habe bis jetzt nur einmal profitiert vom Grimme-Preis, nämlich als unsere Putzfrau den umgestoßen hat auf dem Klo. Er ist zerbrochen und dann hat sie ein wunderbares Essen als Gegenleistung gekocht, und mehr hab ich den nicht gespürt. Aber natürlich, ich freu mich über jeden Preis, das ist logisch."
In der dokumentarischen Komödie "Absolut Warhola" hat Mucha, den Kritiker schon als "Michael Moore Osteuropas" bezeichnet haben, im Dreiländereck zwischen Ost-Slowakei, Polen und Ukraine nach den Wurzeln von Andy Warhol gesucht. Trotz der ernsten Themen, sind sowohl Muchas Dokumentarfilme als auch sein Spielfilmdebüt von einer gewissen Leichtigkeit.
"Was mich auch interessiert, ist natürlich die tragikomische Substanz, daran werde ich festhalten, weil der größte Dokumentarfilmer der Welt ist sowieso für mich Chaplin, und so habe ich auch versucht, zu beweisen, dass die Wirklichkeit trotz der Ernsthaftigkeit des Daseins und eines Themas unterhalten kann und unterhaltsam sein kann."
Vor einem halben Jahr ist Mucha mit seiner Familie aus der einsamen Naturidylle in die Großstadt Berlin gezogen. Mit der Umstellung komme er eigentlich ganz gut zurecht, sagt der 37-Jährige, nur eine Sache vermisse er:
" Am meisten eigentlich Holzhacken. Ich weiß, wenn mir Ideen fehlten beim Schnitt oder beim was Umschreiben oder Schreiben, dann ging ich Holzhacken, habe Holz angemacht, Kaminfeuer und das war wunderbar und dann hatte ich die Idee." "
Service:
Stanislaw Mucha ist mit seinem Spielfilmdebüt "Hope” auf Kinotour: 16.01. Darmstadt, Rex; 17.01. Frankfurt, Harmonie; 18.01. Bielefeld, Lichtwerk + Münster, Cinema; 19.01. Köln, Filmpalette
Stanislaw Mucha bestellt erst einmal einen doppelten Espresso, bevor er sich’s auf der Couch des Hotelcafés bequem macht. Er habe etwas wenig geschlafen, erklärt der 37-Jährige leicht untersetzte Filmemacher mit den braunen Haaren und den tiefen Ringen unter den müden Augen. Als es aber kurze Zeit später um die Motivation geht, warum er Filme macht, blitzen seine grünen Augen hellwach auf.
"Ich mache das nur für mich, und das ist schrecklich, ich weiß, weil es ist eine ziemlich teure Sache, aber letztendlich das Einzige, was zählt, sind nur Erfahrungen von jedem von uns."
"Hope" sei ein tragikomisches Drama mit Thrillerelementen, erklärt Mucha. In seinem in Warschau und Essen gedrehten Spielfilmdebüt hat der 20-jährige Franciszek zufällig beobachtet, wie ein angesehener Kunstexperte und Galerist ein Altargemälde aus einer Warschauer Kirche klaut. Aber anstatt zur Polizei zu gehen oder den Dieb zu erpressen, fordert der Gerechtigkeitsverfechter lediglich:
Filmszene aus "Hope":
" Franciszek: "Das Bild, das Sie entwendet haben aus unserer Kirche, muss wieder an seinen Platz zurück."
Galerist: "Da führt kein Weg hin, ich kann da nichts mehr machen."
Franciszek: "Dann denken Sie sich einen Umweg aus, der dahin führt." "
Auch als Franciszeks Auto als Warnung der Kunstmafia in die Luft gesprengt wird, fordert der hoffnungsvolle Idealist nur den exakt gleichen Wagen, in der gleichen Farbe, mit dem gleichen Kilometerstand zurück.
"Es gibt darin erpressen zum Guten, wir leben in einer Zeit, wo Leute links und rechts Schlechtes tun, das heißt, man muss sie erpressen heutzutage, dass sie nicht nur Espresso trinken, sondern auch was Gutes tun im Leben (lacht). Dann gibt’s das Thema Gerechtigkeit, natürlich Liebe, die Frage wird gestellt und stellenweise auch die Antwort gegeben, kann man lieben ohne Angst."
Muchas Spielfilmdebüt ist der erste Teil der Trilogie "Hoffnung – Glaube – Liebe" des renommierten polnischen Drehbuchautors Krzysztof Piesiewicz. Auch die anderen beiden Teile würde Mucha, der als sozialkritischer Dokumentarfilmer bekannt geworden ist, gerne verfilmen.
Stanislaw Mucha ist in der polnischen Kleinstadt Nowy Targ aufgewachsen. Seine Mutter arbeitet als Taschendesignerin, sein Vater als Bildhauer. Nach dem Abitur möchte Mucha eigentlich Jura studieren und Anwalt werden. Weil er sich später aber nicht vorwerfen wollte, die Aufnahmeprüfung an der staatlichen Theaterhochschule in Krakau nicht wenigstens versucht zu haben, spielt er dort vor und wird angenommen. Sein Schauspielstudium finanziert er sich durch Nachtschichten beim Radio.
"Und manchmal stand ich beim Fechten um 8 Uhr morgens und brauchte 2 Streichhölzer und 15 Espresso, um mich wachzuhalten, Streichhölzer, für die Augen, damit die nicht zugehen."
Mit 24 hat er ein festes Engagement am renommierten Staatstheater in Krakau, merkt aber, dass es ihn hinter die Kamera zieht. Spontan bewirbt er sich an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg und wird angenommen.
"Wahrscheinlich habe ich mir eingebildet, ich hätte etwas mehr zu sagen, als nur im Namen von einer Idee, im Namen von jemandem zu agieren, auf der Bühne oder im Film, Theater oder so was."
Nach dem Regiestudium zieht Mucha nach Bayern, weil seine deutsche Frau, eine Kunstlehrerin, dort eine Stelle angeboten bekommt. Zehn Jahre leben sie mit ihren beiden Kindern auf Schloss Gumpertsreuth, zehn Autominuten von Hof entfernt – "in der Pampa", wie er lachend erzählt. Per Zufall sind sie dort gelandet.
"Über die Möpse, wir haben ja auch zwei Hunde, haben wir die Barone kennengelernt, die Besitzer von dem Schloss. Und die Mops-Besitzer, die kennen sich halt, eine Hand wäscht die andere, und sie haben uns vorgeschlagen, dort zu wohnen, wie eine Art fast Mäzenat, weil wir haben da Groschen bezahlt für den Lebensunterhalt dort."
In der ehemaligen Schnapsbrennerei des Schlosses schneidet er seine Filme, auch den Dokumentarfilm "Absolut Warhola", für den Stanislaw Mucha 2003 den Grimme-Preis erhält – die begehrte Trophäe mit den kunstvoll ineinanderverschachtelten Bildschirmen auf einem kleinen Marmorsockel.
"Ich habe bis jetzt nur einmal profitiert vom Grimme-Preis, nämlich als unsere Putzfrau den umgestoßen hat auf dem Klo. Er ist zerbrochen und dann hat sie ein wunderbares Essen als Gegenleistung gekocht, und mehr hab ich den nicht gespürt. Aber natürlich, ich freu mich über jeden Preis, das ist logisch."
In der dokumentarischen Komödie "Absolut Warhola" hat Mucha, den Kritiker schon als "Michael Moore Osteuropas" bezeichnet haben, im Dreiländereck zwischen Ost-Slowakei, Polen und Ukraine nach den Wurzeln von Andy Warhol gesucht. Trotz der ernsten Themen, sind sowohl Muchas Dokumentarfilme als auch sein Spielfilmdebüt von einer gewissen Leichtigkeit.
"Was mich auch interessiert, ist natürlich die tragikomische Substanz, daran werde ich festhalten, weil der größte Dokumentarfilmer der Welt ist sowieso für mich Chaplin, und so habe ich auch versucht, zu beweisen, dass die Wirklichkeit trotz der Ernsthaftigkeit des Daseins und eines Themas unterhalten kann und unterhaltsam sein kann."
Vor einem halben Jahr ist Mucha mit seiner Familie aus der einsamen Naturidylle in die Großstadt Berlin gezogen. Mit der Umstellung komme er eigentlich ganz gut zurecht, sagt der 37-Jährige, nur eine Sache vermisse er:
" Am meisten eigentlich Holzhacken. Ich weiß, wenn mir Ideen fehlten beim Schnitt oder beim was Umschreiben oder Schreiben, dann ging ich Holzhacken, habe Holz angemacht, Kaminfeuer und das war wunderbar und dann hatte ich die Idee." "
Service:
Stanislaw Mucha ist mit seinem Spielfilmdebüt "Hope” auf Kinotour: 16.01. Darmstadt, Rex; 17.01. Frankfurt, Harmonie; 18.01. Bielefeld, Lichtwerk + Münster, Cinema; 19.01. Köln, Filmpalette