Mehr als eine Kleingeldprinzessin
Die Bezeichnung Kleingeldprinzessin stammt noch aus der Zeit, als sie Straßenmusik machte. Inzwischen wird die 27-jährige Berlinerin Dota Kehr auch schon mal als deutsche Astrud Gilberto – Ikone des Bossa Nova – gehandelt. Ihre Lieder versteht sie durchaus als politisch. Nebenher studiert sie noch Medizin.
"Der Raum ist fast leer.
Bis auf die Bilder von der Zeit,
da wir zu zweit hier alles lebten.
Aus Fantasien Zukünfte webten.
Viele Pläne und Träumerein.
" Ach, das ist immer so ein Eiertanz, was machste denn für Musik? "
In Rezensionen wird Dota, die Kleingeldprinzessin, schon als deutsche Astrud Gilberto – Ikone des Bossa Nova – gehandelt. Und, was auf den ersten Blick fast wie ein Widerspruch scheint, als politische Liedermacherin. Denkt man da doch an die 80er Jahre, Anti-Atomkraftbewegung, Kalten Krieg und selbst gestrickte Kratzpullover, Weltuntergangsstimmung und Betroffenheitsmusik.
Immer nur Rosinen
Das ist der Fluch des Schlaraffenlands
" Politisch? Natürlich sind nicht alle Lieder, die ich schreibe, politisch, aber viele beinhalten so eine Reflexion über Ungerechtigkeit, über Gesellschaft, über das, was man so in Kontakt ist, wenn man täglich Nachrichten hört und draußen rum läuft und sich umschaut."
Wir sind die Funktionalisierer, legitimiert durch die Zahlen des Rekordverkaufs
Wir sind die Funktionalisierer, die Belohner ihres lückenlosen Lebenslaufs
Wir sind die Funktionalisierer und sind immer etwas eher am Ziel
Wir sind die Funktionalisierer und bald spielt jeder unser Spiel
Die 27-jährige Berlinerin, schlank, mädchenhaft, die langen Haare zum Zopf nach hinten gebunden, ist das Gegenmodell zu den Sternchen der Castingshows, die aus dem nichts heraus erschaffen werden, um dann schnell wieder in Vergessenheit zu geraten.
Dota ist ihr eigener Chef. Sie komponiert und textet, organisiert Auftritte in ganz Deutschland und hat ein eigenes Label gegründet, auf dem sie ihre Platten herausbringt. Fünf sind es inzwischen schon, 2003 die erste, 2006 "Immer nur Rosinen". In Kreuzberg in einem Hinterhof im 5. Stock wohnt und arbeitet sie. In der Küche und Flur lagern die CDs:
" Knapp 8000 CDs, kann man aber ganz gut unterbringen in der Wohnung, muss man an der Wand stapeln, kann man noch Sachen drauflegen. "
Verantwortung übernehmen für sich und andere, das hat sie schon früh gelernt, als zweitälteste von fünf Geschwistern. In Berlin 1979 geboren, stammt sie aus einer gutbürgerlichen Familie, die Eltern keine Straßenkämpfer, aber auch schon ökologisch sensibilisiert.
Schon früh hat Dota ein Faible für Musik, besonders für brasilianische:
" Als ich klein war, hatten wir einen Babysitter aus Brasilien, Carlos, der ist bei einem Autounfall gestorben, als ich elf war, und ja, ich hab dann irgendwie, was mir so blieb, war die Erinnerung und eine Kassette von Elis Regina, wo sie so Bossa-Stücke von Jobim singt, das war ganz wichtig, hab ich sehr viel gehört, konnte ich alles in Silbensprache nachsingen, ohne ein Wort Portugiesisch zu können. "
Sie lernt Saxophon, macht Straßenmusik – daher der Name Kleingeldprinzessin. Und doch gab es auch den Punkt, wo sie sich vorstellen konnte, als Ärztin zu arbeiten: Mit 20 beginnt sie, Medizin zu studieren, so wie ihr Bruder. Erst mit 22 fängt sie an, Gitarre zu lernen, sucht und findet junge Jazzmusiker für eine Band, um live aufzutreten und ins Studio zu gehen.
2003 fährt sie nach Brasilien, eigentlich für ein Projekt im Rahmen ihres Medizinstudiums. Doch auch dort findet sie Zeit für die Musik und nimmt eine Platte mit brasilianischen Musikern auf.
" Das ist das Stück, das ich gerade übe, von Joao Bosco, Super-Stück, gerade, kann ich’s erst ganz ganz langsam. "
" Eigentlich will ich nichts kopieren, es ist ja auch ein bisschen albern, zu versuchen brasilianischer zu sein als die Brasilianer und die Sachen nachzuspielen. Aber ich lass mich davon gerne beeinflussen und letztlich findet ja alles, was man hört, seinen Weg in die Sachen, die man selber schreibt. "
Die Musik, so sagt sie, ist ihr Lebensmittelpunkt. Seit gut zwei Jahren kann sie auch davon leben. Von den Konzerten, den CD-Verkäufen danach und den Bestellungen, die auf ihrer Internetseite täglich eingehen.
" So geht das Stück, Joao Bosco spielt's ungefähr in zehnfacher Geschwindigkeit. "
Das Medizinstudium will die Kleingeldprinzessin aber trotzdem nicht aufgeben, lässt es nebenher, auf Sparflamme, weiterlaufen. Um nicht unter Druck zu geraten:
" Wenn man davon lebt, was einem einfällt, ist es total beruhigend, dass das nicht das Einzige ist, womit man Erfolg haben muss, das nimmt eine große Last und gibt einem sehr viel mehr Freiheit. "
Freiheit im Kopf. Sie muss sich nicht anpassen. Will sich auch von niemand vereinnahmen lassen. Vor der letzten Bundestagswahl fragten Grüne, Linkspartei und SPD bei ihr an.
" Ich hab aber allen abgesagt, weil ich das nicht so besetzen lassen wollte. "
Auch auf der Bühne will die Liedermacherin keine großen politischen Reden führen. Sondern nur ihre Musik machen:
" Ich finde, ein Konzert ist ein Konzert und das steht für sich."
Bis auf die Bilder von der Zeit,
da wir zu zweit hier alles lebten.
Aus Fantasien Zukünfte webten.
Viele Pläne und Träumerein.
" Ach, das ist immer so ein Eiertanz, was machste denn für Musik? "
In Rezensionen wird Dota, die Kleingeldprinzessin, schon als deutsche Astrud Gilberto – Ikone des Bossa Nova – gehandelt. Und, was auf den ersten Blick fast wie ein Widerspruch scheint, als politische Liedermacherin. Denkt man da doch an die 80er Jahre, Anti-Atomkraftbewegung, Kalten Krieg und selbst gestrickte Kratzpullover, Weltuntergangsstimmung und Betroffenheitsmusik.
Immer nur Rosinen
Das ist der Fluch des Schlaraffenlands
" Politisch? Natürlich sind nicht alle Lieder, die ich schreibe, politisch, aber viele beinhalten so eine Reflexion über Ungerechtigkeit, über Gesellschaft, über das, was man so in Kontakt ist, wenn man täglich Nachrichten hört und draußen rum läuft und sich umschaut."
Wir sind die Funktionalisierer, legitimiert durch die Zahlen des Rekordverkaufs
Wir sind die Funktionalisierer, die Belohner ihres lückenlosen Lebenslaufs
Wir sind die Funktionalisierer und sind immer etwas eher am Ziel
Wir sind die Funktionalisierer und bald spielt jeder unser Spiel
Die 27-jährige Berlinerin, schlank, mädchenhaft, die langen Haare zum Zopf nach hinten gebunden, ist das Gegenmodell zu den Sternchen der Castingshows, die aus dem nichts heraus erschaffen werden, um dann schnell wieder in Vergessenheit zu geraten.
Dota ist ihr eigener Chef. Sie komponiert und textet, organisiert Auftritte in ganz Deutschland und hat ein eigenes Label gegründet, auf dem sie ihre Platten herausbringt. Fünf sind es inzwischen schon, 2003 die erste, 2006 "Immer nur Rosinen". In Kreuzberg in einem Hinterhof im 5. Stock wohnt und arbeitet sie. In der Küche und Flur lagern die CDs:
" Knapp 8000 CDs, kann man aber ganz gut unterbringen in der Wohnung, muss man an der Wand stapeln, kann man noch Sachen drauflegen. "
Verantwortung übernehmen für sich und andere, das hat sie schon früh gelernt, als zweitälteste von fünf Geschwistern. In Berlin 1979 geboren, stammt sie aus einer gutbürgerlichen Familie, die Eltern keine Straßenkämpfer, aber auch schon ökologisch sensibilisiert.
Schon früh hat Dota ein Faible für Musik, besonders für brasilianische:
" Als ich klein war, hatten wir einen Babysitter aus Brasilien, Carlos, der ist bei einem Autounfall gestorben, als ich elf war, und ja, ich hab dann irgendwie, was mir so blieb, war die Erinnerung und eine Kassette von Elis Regina, wo sie so Bossa-Stücke von Jobim singt, das war ganz wichtig, hab ich sehr viel gehört, konnte ich alles in Silbensprache nachsingen, ohne ein Wort Portugiesisch zu können. "
Sie lernt Saxophon, macht Straßenmusik – daher der Name Kleingeldprinzessin. Und doch gab es auch den Punkt, wo sie sich vorstellen konnte, als Ärztin zu arbeiten: Mit 20 beginnt sie, Medizin zu studieren, so wie ihr Bruder. Erst mit 22 fängt sie an, Gitarre zu lernen, sucht und findet junge Jazzmusiker für eine Band, um live aufzutreten und ins Studio zu gehen.
2003 fährt sie nach Brasilien, eigentlich für ein Projekt im Rahmen ihres Medizinstudiums. Doch auch dort findet sie Zeit für die Musik und nimmt eine Platte mit brasilianischen Musikern auf.
" Das ist das Stück, das ich gerade übe, von Joao Bosco, Super-Stück, gerade, kann ich’s erst ganz ganz langsam. "
" Eigentlich will ich nichts kopieren, es ist ja auch ein bisschen albern, zu versuchen brasilianischer zu sein als die Brasilianer und die Sachen nachzuspielen. Aber ich lass mich davon gerne beeinflussen und letztlich findet ja alles, was man hört, seinen Weg in die Sachen, die man selber schreibt. "
Die Musik, so sagt sie, ist ihr Lebensmittelpunkt. Seit gut zwei Jahren kann sie auch davon leben. Von den Konzerten, den CD-Verkäufen danach und den Bestellungen, die auf ihrer Internetseite täglich eingehen.
" So geht das Stück, Joao Bosco spielt's ungefähr in zehnfacher Geschwindigkeit. "
Das Medizinstudium will die Kleingeldprinzessin aber trotzdem nicht aufgeben, lässt es nebenher, auf Sparflamme, weiterlaufen. Um nicht unter Druck zu geraten:
" Wenn man davon lebt, was einem einfällt, ist es total beruhigend, dass das nicht das Einzige ist, womit man Erfolg haben muss, das nimmt eine große Last und gibt einem sehr viel mehr Freiheit. "
Freiheit im Kopf. Sie muss sich nicht anpassen. Will sich auch von niemand vereinnahmen lassen. Vor der letzten Bundestagswahl fragten Grüne, Linkspartei und SPD bei ihr an.
" Ich hab aber allen abgesagt, weil ich das nicht so besetzen lassen wollte. "
Auch auf der Bühne will die Liedermacherin keine großen politischen Reden führen. Sondern nur ihre Musik machen:
" Ich finde, ein Konzert ist ein Konzert und das steht für sich."