Mehr als nur eine Filmschönheit

Von Jörg Taszman |
Sie ist wohl derzeit die bekannteste spanische Schauspielerin: Penelope Cruz. Bekannt wurde sie zwar vor allem durch ihre Beziehung zu Hollywood-Star Tom Cruise, aber in dem Film "Volver" von Pedro Almodovar, der jetzt in die Kinos kommt, beweist sie ihr hervorragendes Schauspieltalent. Für ihre Rolle in dem Film erhielt sie in diesem Jahr in Cannes die Goldene Palme für die beste weibliche Hauptrolle.
Es ist die wohl schönste Szene im neuen Film von Pedro Almodovar wenn die von Penelope Cruz gespielte junge Mutter für ein ganzes Filmteam kocht und danach "Volver" singt. Auch wenn es in dieser einen Szene nicht ihre Stimme ist, sondern die von Estrella Morente, so beweist die Cruz allein in dieser Einstellung, dass sie eine wunderbare Schauspielerin sein kann voll Anmut, Ausstrahlung und dabei so sinnlich wie Sophia Loren oder Anna Magnani in ihren besten Filmen.

Völlig gerührt nahm Penelope Cruz in Cannes zusammen mit drei weiteren Schauspielerinnen aus "Volver" den Preis für die beste weibliche Hauptrolle entgegen und dankte einem Mann überschwänglich: ihrem Regisseur Mentor und Freund: Pedro Almodovar. Der gilt als Frauenversteher, aber Penelope Cruz mag keine Verallgemeinerungen.

"Ich glaube nicht, dass seine Sensibilität etwas damit zu tun, dass er schwul ist. Er ist einfach einmalig in seiner Art, das Leben und die Welt zu betrachten. Er kennt Frauen einfach sehr gut, liebt und respektiert sie. Pedro ist sehr neugierig herauszufinden, wie wir fühlen und denken."

"Volver" heißt zurückkehren und es war auch für Penelope Cruz nach Jahren mit mittelmäßigen Rollen in Hollywood eine Heimkehr zu einem Kino, in dem sie zeigen kann, dass sie wirklich eine gute Schauspielerin ist. Im Interview wirkt sie hoch konzentriert, sehr natürlich und mustert den Fragesteller mit ihren intensiven braunen Augen. Sie redet voller Bewunderung und Liebe über Pedro Almodovar, der so tat, als ob er schliefe, als er ihr das erste Mal das Drehbuch von "Volver" zu lesen gab. Als Regisseur gibt er den Schauspielern ebenso viel, wie er fordert.

"Er führt Regie auf eine sehr eigene Art und lässt dich wissen, ob du so gespielt hast, wie er es wollte oder nicht. Er ist sehr dankbar und glücklich, wenn du ihm etwas gibst, was ihm gefällt. Manchmal ruft er mich dann nach den Dreharbeiten noch an, um sich zu bedanken. Das rührt mich wirklich zu Tränen, weil ich weiß, wie beschäftigt er ist, wenn er dreht. Wenn wir abends völlig erschöpft sind, hört er hört nie auf zu arbeiten, schaut sich noch die Muster an, bereitet den nächsten Tag vor. Wenn ihm aber etwas nicht gefällt, lässt er es dich auch wissen. Und dann bleibt für mich die Welt stehen. Ich werde ganz weiß, bin voller Angst. Und doch muss ich es dann so hinbekommen, wie er es sich vorstellt und arbeite daran mit ihm zusammen. Er ist so ehrlich und sagt dir immer die Wahrheit. Wenn alles gut geht, dann ist das ein wunderbares Gefühl."

Penelope Cruz erzählt, wie sie mit 13 Jahren erstmals einen Film von Almodovar sah: "Atame -Fessel mich". Danach war sie so begeistert, dass sie mit dem Tanzen aufhören, und nur noch Schauspielerin werden wollte. Dabei war sie sehr hartnäckig.

"Ich besuchte Kurse an einer Theaterschule und wollte dann eine Agentin haben. Aber sie schickte mich fort und meinte, ich sei zu jung und sollte etwas anderes vorbereiten. Ich hatte eine Szene aus "Casablanca" vorgespielt und fragte sie, warum ich in der Ingrid Bergman Rolle eine 35-Jährige spielen sollte, wenn ich nur 13 bin und ob ich nicht etwas anderes auswählen könnte? So bekam ich eine zweite Chance, aber es war ein Monolog von einer viel reiferen Frau und wieder die falsche Wahl. Die Agentin schickte mich wieder nach Hause und war nicht überzeugt. Wir waren ja insgesamt auch 300 Bewerber. Als ich das 3. Mal wieder vorsprach, war ich so wütend, dass sie mich zweimal nach Hause geschickt hatte, dass ich einen Monolog improvisierte und diese Wut zeigte. Und dann war ich die Einzige von den 300 Bewerbern, die sie in ihre Kartei aufnahm"."

Nach ersten, kleinen Rollen gelang ihr mit 17 dann im durchgeknallten Erotikdrama "Jamon, Jamon" von Spaniens Skandalregisseur Bigas Luna der Durchbruch. An der Seite von Javier Bardem spielte sie ein junges Mädchen, das zwischen einem Muttersöhnchen und Macho schwankt. Penelope Cruz zeigte nicht nur so viel Haut wie später in ihren Filmen nie wieder, sondern auch Talent. Über die Risiken, die sie als junge Schauspielerin mit dieser sehr freizügigen Rolle einging, war sie sich damals nicht wirklich im Klaren.

""Mir war nicht klar, was ich tat. Ich log soviel damals und belog meine Familie und alle um mich herum, dass ich irgendwie diese heiklen Szenen völlig ignorierte. Ich war damals fast 17, aber später sagte ich mir, da warst du ganz schön mutig. Man kann das aber wohl nur spielen, wenn man noch ein wenig "blind" ist. Der Film hat mir aber sehr geholfen, weil diese Rolle sehr viel von mir als Schauspielerin abverlangte. Ich habe es deshalb auch nie bereut"."

In Spanien ging es dann mit der Karriere von Penelope steil bergauf. Am bekanntesten wurden "Belle Epoque" und "Abre los ojos" von Alejandro Amenabar, für den Tom Cruise die amerikanischen Remakerechte erwarb. In "Vanilla Sky" dem ameriaknsichen Remake von Cameron Crowe spielte Penelope Cruz dann 2001 an der Seite des Hollywoodstars und blieb auch privat drei Jahre mit ihm zusammen.

Die Rollen, die sie in nur sehr durchschnittlichen Hollywoodfilmen spielte, forderten sie ebenso wenig wie die französischen Produktionen "Fanfan la Tulipe" oder "Bandidas", beide produziert von Luc Besson. In "Bandidas" spielt sie an der Seite von Salma Hayek in einem Frauenwestern, der leider völlig oberflächlich und vorhersehbar bleibt. Ende August ist dieser eher schwache Film dann auch in Deutschland zu sehen. Spaß machten ihr vor allem die Dreharbeiten mit Salma Hayek, der Mexikanerin, in Hollywood, die zu ihrer besten Freundin wurde. Unnatürlich war es jedoch, "Bandidas" auf Englisch zu drehen.
""Der Film ist eine amerikanisch-französische Koproduktion, deshalb musste auf Englisch gedreht werden. Die Regisseure waren Norweger und redeten Norwegisch. Aber wenn Salma Hayek und ich miteinander Spanisch sprachen, packte sie die Angst. Wir sagten dann immer, eine Sekunde und hielten dann ein kleines Meeting auf Spanisch ab. Und die Regisseure meinten nur, könnt ihr bitte aufhören, immer Spanisch zu reden, wir verstehen nichts. Aber es war so, dass es für uns natürlich war, Spanisch zu sprechen."

Auch in Zukunft wird Penelope Cruz zwischen Madrid und Los Angeles pendeln, demnächst aber für Luc Besson, der neben Tom Cruise und Pedro Almodovar für ihre Karriere sehr wichtig ist, einen Film produzieren. Penelope Cruz bezeichnet sich selbst als "Control Freak" und ist sehr gewissenhaft. Man kann ihr nur wünschen, dass sie nach "Volver" auch von anderen namhaften Regisseuren Rollen erhält, die ihrem Können entsprechen.
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