Mehr als nur Klezmer
Wenn es um jüdische Musik geht, denken die meisten Menschen zuerst an Klezmer. Dass es aber noch viel mehr gibt, zeigen die Jüdischen Kulturtage in Berlin. Von Weltmusik, Klassik, Soul und Jazz bis hin zu synagogaler Musik sind hier fast alle Stilrichtungen vertreten.
Furioser Auftakt bei den Jüdischen Kulturtagen Berlin: Gestern Abend animierte der israelische Starbassist Avishai Cohen das Publikum in der ausverkauften Synagoge Rykestraße zum Mitsingen und Mittanzen. In Cohens rockiger Interpretation war das Schabbatlied "Malachei Haschalom - Die Engel des Friedens" der Hit des Abends. Das Konzert begann mit einer halben Stunde Verspätung - weil Hunderte Menschen am Eingang geduldig auf die Sicherheitskontrollen warteten.
Ein Virtuose am Kontrabass - das Publikum lag dem Jazzmusiker Avishai Cohen und seinem Trio zu Füßen. Fast 2000 Plätze hat die Synagoge Rykestraße, eine der größten in Europa. Zu den Gottesdiensten ist der aufwändig restaurierte Backsteinbau, eingeweiht 1904, allerdings so gut wie nie gefüllt. Hermann Simon, Künstlerischer Leiter der Jüdischen Kulturtage, über die Synagoge als Konzertsaal:
"Sie ist sicher hallig und sie ist zu groß, wenn keiner drin ist. Aber wenn die voll ist, dann ist eine solche, mindestens für mich, eine solche tolle Atmosphäre, dass wir froh sind, dass wir irgendwann mal gesagt haben, das ist ein Ort, nicht der Ort, an dem die jüdischen Kulturtage zu Gast sein werden."
Musik - vor allem aus Israel - ist der Schwerpunkt der 26. Jüdischen Kulturtage Berlin. Finanziert werden sie vor allem vom Berliner Senat, aber auch von der Jüdischen Gemeinde und mit Hilfe von Sponsoren. Von Weltmusik, Klassik, Soul und Jazz bis hin zu synagogaler Musik sind fast alle Stilrichtungen vertreten. Nun hoffen die Veranstalter, den Rekord von 25.000 Besuchern im vergangenen Jahr noch einmal zu toppen.
Martin Kranz, Intendant der Jüdischen Kulturtage, kämpft mit seinen Konzerten seit Jahren gegen ein altes Vorurteil:
"Jüdische Musik ist definitiv nicht nur Klezmer, jüdische Musik sind jemenitische Sachen, sind Dinge aus Afrika, aus Spanien, aus den USA, aus Großbritannien - eine Mischung aus der ganzen Welt. Insofern: Jüdische Musik kommt von überall her und trifft sich in Berlin."
An diesem Sonntag spielt die Band "Yemen Blues" in der Rykestraße - eine Neuentdeckung der israelischen Musikszene im vergangenen Jahr. Yemen Blues kombiniert traditionelle jemenitische Melodien, Blues, Jazz und Funk. Musiker aus Tel Aviv und New York haben sich in der Band zusammengefunden. Am kommenden Mittwoch gehört die Bühne dann dem israelischen Altstar David Broza.
In Israel ist Broza seit Langem auch als Friedensaktivist bekannt. Legendär sind seine Songs gegen die Besatzung, aber auch das Lied von der Frau, die keinen Wert auf das Eintauchen in der Mikwe, dem rituellen Bad legt. Vor mehreren Jahren spielte der erklärtermaßen säkulare Musiker zum ersten Mal in der Rykestraße. Nun kehrt er auf eigenen Wunsch zurück. Doch die Jüdischen Kulturtage wollen nicht nur auf Altbekanntes setzen. Auf dem Programm stehen auch eine Ausstellung über Mädchenhandel, eine Diskussion mit zwei Schriftstellern über den iranisch-israelischen Dialog im Internet und "Die gesamte jüdische Geschichte in einer Stunde", präsentiert von dem Kabbalisten David Solomon.
Martin Kranz: "Was wirklich absolut neu ist, weil es ist eine Europapremiere, das ist die Red Band, und zwar am 23. August, am Donnerstag, im Lido, auch ein neuer Ort, den wir uns ein bisschen erobern wollen. Ich sage mal: Muppet Show auf der Bühne, was sehr ungewöhnlich ist, aber sehr witzig, macht viel Spaß und ist in Israel absoluter Kult. Und dann das Abschlusskonzert am Sonntag, 26. August wieder in der Synagoge Rykestraße, die sogenannte Pianistennacht. Wir empfangen drei Pianisten unterschiedlichster Couleur: Maurice el Médioni, Yaron Herman und Omer Klein kommen zu uns."
Und heute? In gut einer halben Stunde beginnt in der Synagoge Rykestraße ein Konzert und ein Gottesdienst in Einem. Auf der Bühne stehen Mitglieder des RIAS-Kammerchors und der Bassbariton Assaf Levitin aus Israel.
Die Freitagabendliturgie von Jakob Dymont - der Komponist gilt als Erneuerer der synagogalen Musik in den 30er-Jahren. Assaf Levitin über das Werk:
"Es ist ein Versuch, näher an den Sinn des Gebets zu kommen, an die Modalitäten, die wirklich traditionsgemäß in der Schabbatliturgie verwendet werden, und mit Männerchor und nicht mit gemischtem Chor, und ohne Orgel, und wieder auf synagogale Musik, wie die sozusagen damals war, zurückzukehren."
Uraufgeführt wurde das Werk 1935 - in der Synagoge Rykestraße.
"Es ist natürlich ein ganz besonderes Gefühl. Ich persönlich beschäftige mich auch als Sänger im weltlichen Bereich mit Komponisten, die wegen des Holocaust nicht mehr gespielt werden. Und die wieder zu entdecken, und ausgerechnet in der Synagoge, wo sie gemeint war, diese Musik wieder aufzuführen, ist eine Freude."
Ein Virtuose am Kontrabass - das Publikum lag dem Jazzmusiker Avishai Cohen und seinem Trio zu Füßen. Fast 2000 Plätze hat die Synagoge Rykestraße, eine der größten in Europa. Zu den Gottesdiensten ist der aufwändig restaurierte Backsteinbau, eingeweiht 1904, allerdings so gut wie nie gefüllt. Hermann Simon, Künstlerischer Leiter der Jüdischen Kulturtage, über die Synagoge als Konzertsaal:
"Sie ist sicher hallig und sie ist zu groß, wenn keiner drin ist. Aber wenn die voll ist, dann ist eine solche, mindestens für mich, eine solche tolle Atmosphäre, dass wir froh sind, dass wir irgendwann mal gesagt haben, das ist ein Ort, nicht der Ort, an dem die jüdischen Kulturtage zu Gast sein werden."
Musik - vor allem aus Israel - ist der Schwerpunkt der 26. Jüdischen Kulturtage Berlin. Finanziert werden sie vor allem vom Berliner Senat, aber auch von der Jüdischen Gemeinde und mit Hilfe von Sponsoren. Von Weltmusik, Klassik, Soul und Jazz bis hin zu synagogaler Musik sind fast alle Stilrichtungen vertreten. Nun hoffen die Veranstalter, den Rekord von 25.000 Besuchern im vergangenen Jahr noch einmal zu toppen.
Martin Kranz, Intendant der Jüdischen Kulturtage, kämpft mit seinen Konzerten seit Jahren gegen ein altes Vorurteil:
"Jüdische Musik ist definitiv nicht nur Klezmer, jüdische Musik sind jemenitische Sachen, sind Dinge aus Afrika, aus Spanien, aus den USA, aus Großbritannien - eine Mischung aus der ganzen Welt. Insofern: Jüdische Musik kommt von überall her und trifft sich in Berlin."
An diesem Sonntag spielt die Band "Yemen Blues" in der Rykestraße - eine Neuentdeckung der israelischen Musikszene im vergangenen Jahr. Yemen Blues kombiniert traditionelle jemenitische Melodien, Blues, Jazz und Funk. Musiker aus Tel Aviv und New York haben sich in der Band zusammengefunden. Am kommenden Mittwoch gehört die Bühne dann dem israelischen Altstar David Broza.
In Israel ist Broza seit Langem auch als Friedensaktivist bekannt. Legendär sind seine Songs gegen die Besatzung, aber auch das Lied von der Frau, die keinen Wert auf das Eintauchen in der Mikwe, dem rituellen Bad legt. Vor mehreren Jahren spielte der erklärtermaßen säkulare Musiker zum ersten Mal in der Rykestraße. Nun kehrt er auf eigenen Wunsch zurück. Doch die Jüdischen Kulturtage wollen nicht nur auf Altbekanntes setzen. Auf dem Programm stehen auch eine Ausstellung über Mädchenhandel, eine Diskussion mit zwei Schriftstellern über den iranisch-israelischen Dialog im Internet und "Die gesamte jüdische Geschichte in einer Stunde", präsentiert von dem Kabbalisten David Solomon.
Martin Kranz: "Was wirklich absolut neu ist, weil es ist eine Europapremiere, das ist die Red Band, und zwar am 23. August, am Donnerstag, im Lido, auch ein neuer Ort, den wir uns ein bisschen erobern wollen. Ich sage mal: Muppet Show auf der Bühne, was sehr ungewöhnlich ist, aber sehr witzig, macht viel Spaß und ist in Israel absoluter Kult. Und dann das Abschlusskonzert am Sonntag, 26. August wieder in der Synagoge Rykestraße, die sogenannte Pianistennacht. Wir empfangen drei Pianisten unterschiedlichster Couleur: Maurice el Médioni, Yaron Herman und Omer Klein kommen zu uns."
Und heute? In gut einer halben Stunde beginnt in der Synagoge Rykestraße ein Konzert und ein Gottesdienst in Einem. Auf der Bühne stehen Mitglieder des RIAS-Kammerchors und der Bassbariton Assaf Levitin aus Israel.
Die Freitagabendliturgie von Jakob Dymont - der Komponist gilt als Erneuerer der synagogalen Musik in den 30er-Jahren. Assaf Levitin über das Werk:
"Es ist ein Versuch, näher an den Sinn des Gebets zu kommen, an die Modalitäten, die wirklich traditionsgemäß in der Schabbatliturgie verwendet werden, und mit Männerchor und nicht mit gemischtem Chor, und ohne Orgel, und wieder auf synagogale Musik, wie die sozusagen damals war, zurückzukehren."
Uraufgeführt wurde das Werk 1935 - in der Synagoge Rykestraße.
"Es ist natürlich ein ganz besonderes Gefühl. Ich persönlich beschäftige mich auch als Sänger im weltlichen Bereich mit Komponisten, die wegen des Holocaust nicht mehr gespielt werden. Und die wieder zu entdecken, und ausgerechnet in der Synagoge, wo sie gemeint war, diese Musik wieder aufzuführen, ist eine Freude."