Mehr als nur Verhüllungen
Der Kunsthalle in Rostock gelang es, das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude mit einer Ausstellung nach Rostock zu holen. Den Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Dokumentation der Verhüllung der ältesten Brücke von Paris, "Pont Neuf". Der zweite Teil zeigt Zeichnungen für das geplante Projekt "Over The River", über dem Fluss. Die Bezeichnung "Verhüllungs- oder Verpackungskünstler" hören Jeanne Claude und Christo dabei gar nicht gern. Weil das Verhüllen Vorurteile weckt und eine Schaffensphase der Vergangenheit ist.
Jeanne-Claude: "Die 'Umsäumten Inseln' 1983 in Florida, ein rosafarbener, schwimmender Stoff, lag um die Insel herum, nicht auf der Insel, er schwamm auf dem Wasser, sie waren also nicht verpackt. 'Die Tore' im Central Park waren auch nicht verpackt. Aber die Medien bezeichnen uns weiterhin als Verpackungskünstler. Und das ist nicht richtig!"
Christo: "Wir arbeiten sehr stark daran, dass jedes Projekt seinen eigenen Titel bekommt. Wenn wir sagen, 'eingehüllter Reichstag', dann war der Reichstag eingehüllt. Wenn wir sagen, das war ein 'Vorhang im Tal', dann war es ein Vorhang im Tal und wenn wir sagen, die Küstenlinie von Australien war eingepackt, dann war sie eingepackt. Unsere Titel sind äußerst anschaulich und nicht verwirrend."
Verhüllungen sind zwar ein wichtiger, aber doch nur ein Teil des Gesamtwerkes von Christo und Jeanne-Claude. Und sie gehören schon lange der Vergangenheit an. Zwar wurde zum Beispiel die Verhüllung des Reichstags erst 1995 realisiert, aber die Idee dazu existierte bereits 25 Jahre zuvor. Auch das letzte Vorhaben hat zehn Jahre bis zu seiner Umsetzung gebraucht: Die Verhüllung der ältesten Pariser Brücke, Pont Neuf.
Die Dokumentation dieses Projekts ist der Schwerpunkt der Ausstellung in Rostock. Anhand von Fotos, Verträgen und Zeichnungen wird nicht nur das fertige Kunstwerk gezeigt, sondern auch der Entwicklung. Der Fotograf Wolfgang Volz ist seit 35 Jahren Mitglied in der, wie er es nennt, "Arbeitsfamilie Christo". Er hat den Prozess von der Idee bis zum Ende begleitet.
Volz: "Und der spannendste Moment in diesem ganzen Ablauf kommt dann eigentlich in dem Moment, wenn die Verhüllung so langsam ihrer Vollendung entgegen geht, denn dann sieht man das, was im Kopf war in der Realität und macht natürlich in rasender Geschwindigkeit Vergleiche, ist es so, wie man es sich vorgestellt hat, entspricht das Ergebnis den Vorhersagen? Und da bekommt natürlich die Fotografie die Aufgabe, sozusagen dieses Pendant auf das Papier zu bannen."
Im Fall von Pont Neuf ist es gelungen, Zeichnungen und Fotos stimmen überein.
Volz dokumentiert auch die Herstellung des Gewebes und schrittweise den Prozess der Verhüllung. Doch auf den meisten Fotos geht es um das Kunstwerk selbst: die in champagnerfarbenen Stoff gehüllte Brücke zu verschiedenen Tageszeiten, die wechselnden Farben, von grau über gelb zu rotgold, die Reflektionen im Wasser und die Menschen, die sie als Brücke, aber auch für Veranstaltungen nutzen.
Neben Fotos, Farbe und Licht spielt bei den Kunstwerken von Christo und Jeanne-Claude auch das Gewebe eine entscheidende Rolle: und zwar als sinnliches Material.
Christo: "Der sinnliche Teil unserer Arbeit ist sehr offensichtlich. Zum Beispiel war der Reichstag für 14 Tage eingehüllt und ich denke, tausende oder hunderttausende von Menschen haben die Wände, das Gewebe berührt. Hier wird man keine Leute herumlaufen sehen, die Gebäude berühren. Denn das ist die Fähigkeit des Materials. Wenn Leute unter den Toren des Central Parks spazieren gehen, versuchen sie die Tore zu berühren. Und das liegt natürlich daran, dass das Gewebe nicht kräftig ist, nicht aus Stahl oder Stein besteht oder straff ist. Es bewegt sich, lädt ein, ärgert, provoziert."
Auch für die Projektidee "Over the River", spielt das Gewebe eine zentrale Rolle. Ein kleiner Teil der Ausstellung zeigt, wie sich Christo und Jeanne-Claude diesem Projekt mit Collagen und Zeichnungen künstlerisch nähern. Geplant ist dabei, den Fluss Arkansas, im US-Bundesstaat Colorado, über elf Kilometer mit horizontal frei schwebenden Stoffpaneelen zu überspannen. Das Material, das in Deutschland hergestellt wird, soll dabei leicht, wasser- und lichtdurchlässig sein.
Volz: "Wenn man von oben auf das Gewebe schaut, wird es silbrig glänzend, jeweils nach Tageslichtsituation entweder bläulich vom blauen Himmel oder aber auch bei Sonnenauf- und untergang etwas getönt das Licht reflektieren, während, wenn man darunter, also unter diesem überspannenden Gewebe sein wird, speziell natürlich, wenn man den Fluss mit einem Schlauchboot befährt, dann wird man durch das Gewebe durchschauen können und sowohl die Wolken, als auch die Berge rechts und links des Flusses sehen können. Und das macht natürlich das Ganze unheimlich attraktiv."
Wenn es jetzt mit der Genehmigung für das Projekt klappt, könnte es, wegen der aufwändigen Vorbereitungen frühestens 2010 verwirklicht werden. Insgesamt 37 Projektideen sind bisher von Politikern abgelehnt worden. Doch 19 Großprojekte konnten die Christos bereits durchführen, die sie, um unabhängig zu bleiben, selbst finanziert haben. Allen gemeinsam ist ihre zeitliche Begrenzung.
Christo: "Jedes unserer Projekte ist einzigartig. Das heißt, es ereignet sich einmal im Leben. Dieser besondere, einmalige Moment, zu dem Menschen anwesend waren und sie sahen das und können sagen: Ich habe es gesehen. Wir leben im frühen 21. Jahrhundert mit banalen, unbedeutenden, sich wiederholenden Dingen. Alles dasselbe Zeug."
Jeanne–Claude: "And we love the words: once in a lifetime and once upon a time, es war einmal."
Service: Die Ausstellung ist vom 16. Juli bis 8. Oktober in der Kunsthalle in Rostock zu sehen.
Christo: "Wir arbeiten sehr stark daran, dass jedes Projekt seinen eigenen Titel bekommt. Wenn wir sagen, 'eingehüllter Reichstag', dann war der Reichstag eingehüllt. Wenn wir sagen, das war ein 'Vorhang im Tal', dann war es ein Vorhang im Tal und wenn wir sagen, die Küstenlinie von Australien war eingepackt, dann war sie eingepackt. Unsere Titel sind äußerst anschaulich und nicht verwirrend."
Verhüllungen sind zwar ein wichtiger, aber doch nur ein Teil des Gesamtwerkes von Christo und Jeanne-Claude. Und sie gehören schon lange der Vergangenheit an. Zwar wurde zum Beispiel die Verhüllung des Reichstags erst 1995 realisiert, aber die Idee dazu existierte bereits 25 Jahre zuvor. Auch das letzte Vorhaben hat zehn Jahre bis zu seiner Umsetzung gebraucht: Die Verhüllung der ältesten Pariser Brücke, Pont Neuf.
Die Dokumentation dieses Projekts ist der Schwerpunkt der Ausstellung in Rostock. Anhand von Fotos, Verträgen und Zeichnungen wird nicht nur das fertige Kunstwerk gezeigt, sondern auch der Entwicklung. Der Fotograf Wolfgang Volz ist seit 35 Jahren Mitglied in der, wie er es nennt, "Arbeitsfamilie Christo". Er hat den Prozess von der Idee bis zum Ende begleitet.
Volz: "Und der spannendste Moment in diesem ganzen Ablauf kommt dann eigentlich in dem Moment, wenn die Verhüllung so langsam ihrer Vollendung entgegen geht, denn dann sieht man das, was im Kopf war in der Realität und macht natürlich in rasender Geschwindigkeit Vergleiche, ist es so, wie man es sich vorgestellt hat, entspricht das Ergebnis den Vorhersagen? Und da bekommt natürlich die Fotografie die Aufgabe, sozusagen dieses Pendant auf das Papier zu bannen."
Im Fall von Pont Neuf ist es gelungen, Zeichnungen und Fotos stimmen überein.
Volz dokumentiert auch die Herstellung des Gewebes und schrittweise den Prozess der Verhüllung. Doch auf den meisten Fotos geht es um das Kunstwerk selbst: die in champagnerfarbenen Stoff gehüllte Brücke zu verschiedenen Tageszeiten, die wechselnden Farben, von grau über gelb zu rotgold, die Reflektionen im Wasser und die Menschen, die sie als Brücke, aber auch für Veranstaltungen nutzen.
Neben Fotos, Farbe und Licht spielt bei den Kunstwerken von Christo und Jeanne-Claude auch das Gewebe eine entscheidende Rolle: und zwar als sinnliches Material.
Christo: "Der sinnliche Teil unserer Arbeit ist sehr offensichtlich. Zum Beispiel war der Reichstag für 14 Tage eingehüllt und ich denke, tausende oder hunderttausende von Menschen haben die Wände, das Gewebe berührt. Hier wird man keine Leute herumlaufen sehen, die Gebäude berühren. Denn das ist die Fähigkeit des Materials. Wenn Leute unter den Toren des Central Parks spazieren gehen, versuchen sie die Tore zu berühren. Und das liegt natürlich daran, dass das Gewebe nicht kräftig ist, nicht aus Stahl oder Stein besteht oder straff ist. Es bewegt sich, lädt ein, ärgert, provoziert."
Auch für die Projektidee "Over the River", spielt das Gewebe eine zentrale Rolle. Ein kleiner Teil der Ausstellung zeigt, wie sich Christo und Jeanne-Claude diesem Projekt mit Collagen und Zeichnungen künstlerisch nähern. Geplant ist dabei, den Fluss Arkansas, im US-Bundesstaat Colorado, über elf Kilometer mit horizontal frei schwebenden Stoffpaneelen zu überspannen. Das Material, das in Deutschland hergestellt wird, soll dabei leicht, wasser- und lichtdurchlässig sein.
Volz: "Wenn man von oben auf das Gewebe schaut, wird es silbrig glänzend, jeweils nach Tageslichtsituation entweder bläulich vom blauen Himmel oder aber auch bei Sonnenauf- und untergang etwas getönt das Licht reflektieren, während, wenn man darunter, also unter diesem überspannenden Gewebe sein wird, speziell natürlich, wenn man den Fluss mit einem Schlauchboot befährt, dann wird man durch das Gewebe durchschauen können und sowohl die Wolken, als auch die Berge rechts und links des Flusses sehen können. Und das macht natürlich das Ganze unheimlich attraktiv."
Wenn es jetzt mit der Genehmigung für das Projekt klappt, könnte es, wegen der aufwändigen Vorbereitungen frühestens 2010 verwirklicht werden. Insgesamt 37 Projektideen sind bisher von Politikern abgelehnt worden. Doch 19 Großprojekte konnten die Christos bereits durchführen, die sie, um unabhängig zu bleiben, selbst finanziert haben. Allen gemeinsam ist ihre zeitliche Begrenzung.
Christo: "Jedes unserer Projekte ist einzigartig. Das heißt, es ereignet sich einmal im Leben. Dieser besondere, einmalige Moment, zu dem Menschen anwesend waren und sie sahen das und können sagen: Ich habe es gesehen. Wir leben im frühen 21. Jahrhundert mit banalen, unbedeutenden, sich wiederholenden Dingen. Alles dasselbe Zeug."
Jeanne–Claude: "And we love the words: once in a lifetime and once upon a time, es war einmal."
Service: Die Ausstellung ist vom 16. Juli bis 8. Oktober in der Kunsthalle in Rostock zu sehen.