Mehr Diversität bei den Oscars

"Ein Gewinn für die Kreativität"

26:13 Minuten
Der Regisseur Bong Joon-ho präsentiert den Oscar für den besten Film.
Schon ein Schritt Richtung mehr Vielfalt? 2020 gewann die südkoreanische Gesellschaftssatire "Parasite" des Regisseurs Bong Joon-ho den Oscar. © picture alliance / Invision / AP / Evan Agostini
Joshua Kwesi Aikins im Gespräch mit Timo Grampes |
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Die Oscar-Academy will zukünftig Diversitätskriterien bei der Nominierung von Filmen berücksichtigen. Der Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins begrüßt die Entscheidung, die "ein Gewinn für die Kreativität und Kunstfreiheit" sei.
Die Oscar-Academy hat eine geradezu historische Reform beschlossen: Als bester Film kann 2024 nur noch nominiert und dementsprechend ausgezeichnet werden, wenn mindestens zwei Diversitätskriterien erfüllt werden – und zwar aus den vier Bereichen Schauspieler und Schauspielerinnen, Produktions- und Kreativteam, Ausbildung, Marketing und Vertrieb. Es geht also nicht nur um Menschen vor, sondern auch hinter der Kamera.
"Es ist sinnvoll und geboten, dass sich die Academy da auf den Weg macht", begrüßt der Politikwissenschaftler und Menschenrechtsaktivist Joshua Kwesi Aikins den Schritt. Die Kunstfreiheit sieht er durch die neuen Diversitätsvorgaben nicht eingeschränkt, im Gegenteil: "Denn die Kunstfreiheit wird ganz offensichtlich dadurch eingeschränkt, dass Film – auch in Deutschland – ein Bereich ist, in dem es viele Ausschlüsse gibt."

Die gesellschaftliche Realität abbilden

Dies gelte auch für das abendliche Fernsehprogramm: "Dann sieht man da ein Deutschland, das ganz anders aussieht als das, was man sieht, wenn man aus dem Fenster schaut."
Das bedeute, dass nicht alle Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen bei Filmen mitwirken können. "Deswegen ist es ein Gewinn - gerade für die Kreativität und für die Kunstfreiheit -, wenn man diese Barriere abbaut."

Aufbrechen verkrusteter Strukturen

Die Gefahr, dass die Vorgaben den kreativen Prozess einschränken, sieht Aikins ebenfalls nicht: "Da geht es nicht um das Einbetonieren, sondern um das Aufbrechen verkrusteter und diskriminierender Strukturen."
Weil bei den Diversitätskategorien auch Menschen hinter der Kamera berücksichtigt werden, gehe es um Karrierepfade. Langfristig müsse sichergestellt werden, "dass alle Menschen, die in den jeweiligen Gesellschaften vorkommen, auch den Zugang haben, um an so einem wichtigen Medium wie Film mitzuwirken." Solche Menschen können dann dafür sorgen, dass Minderheiten nicht nur holzschnittartig oder als "Alibirollen" vorkommen.
(lkn)
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