Mehr Frequenzen und weniger Knistern
CD-, DVD- und MP3-Player zum Trotz: die Schallplatte ist nicht tot zu kriegen. Und die Zahl der Liebhaber wächst. Es sind nicht nur Klassikfans, die ausschließlich auf die schwarze Plastik setzen, auch Popgruppen und Jazzbands entdecken den Reiz des Vinyls wieder. Und bei allen Fans - nicht nur in Deutschland - sind Schallplatten aus Stollberg im Erzgebirge besonders beliebt. Hier hat Carsten Haupt nämlich eine Sorte entwickelt, die mehr Dezibel, mehr Frequenzen und weniger Knistern bietet als die Konkurrenz.
Daumen und Zeigefinger der rechten Hand sind weit gespreizt und packen die quietscheentengelbe Plastikscheibe, die der Papphülle entgleitet, eine blitzschnelle, kaum sichtbare Handbewegung und schon schwebt die Scheibe wie eine Sonne über dem Kopf von Carsten Haupt, der fängt sie lässig auf und lässt sie auf den Plattenteller gleiten.
"Ein DJ, der eine CD einlegt, ist unspektakulär."
So das verächtliche Verdikt von Carsten Haupt. Der bullige Mittdreißiger mit dem kahl geschorenen Schädel ist seit 16 Jahren Schallplattenaufleger:
"Die Platte ist vom Handling viel schneller. Man legt sie drauf, sucht seine Stelle, wo der Mix oder der Break erfolgt. Man kann sofort die Nadel draufsetzen, man kann sofort raufgreifen auf die Platte, Scratchen, vorwärts und rückwärts drehen. Also auch was fürs Auge machen in der Disko. Wenn ich da mit Platten jongliere, manche machen Feuer drauf, manche machen wirklich Kunststücke mit die Dinger, dann ist das Show und das wollen die Leute sehen."
Als jeder Möchtegern-DJ und Drei-Akkord-Gitarrenvirtuose begann, seine eigene CD auf dem Heimcomputer zu brennen, fragte sich der DJ Haupt: warum nicht die eigene Musik auf Vinyl pressen? Beim googeln fand er Senor Ibanez in La Paz, der seine Schallplattenpressen abstoßen möchte. Haupt fliegt mit 60.000 Euro in der Tasche, aber ohne ein Wort spanisch zu können, in die bolivianische Hauptstadt, kauft die Pressen und verschifft sie ins Erzgebirge. Vier weiter Pressen entdeckt er kurz danach im russischen St. Petersburg.
"Also wir wussten vor fünf Jahren noch nicht, was Salpetersäure ist; wir wussten nicht, dass wir einen Dampfkessel brauchen, das wir Hydraulikaggregate brauchen. Und wir haben zweieinhalb Jahre gebraucht, bis wir eine Platte rausgekriegt haben. Das heißt noch lange nicht, dass die geklungen hat , dass der Rand geschnitten war. Wenn ich zurückdenke, wenn wir es nicht geschafft hätten, hätten wie ein Minus von mehreren Millionen, weil wir soviel investiert haben."
Heute spucken die Pressen 60.000 bunte Vinylscheiben aus. Im Monat. Und weil die Stolberger Tüftler bei ihren verzweifelten Versuchen, den Pressen nicht nur schwarze Fladen sondern gut klingende Platten zu entlocken, weil sie dabei die Maschinen buchstäblich bis zur letzten Schraube und Lüsterklemme auseinander nahmen, entdeckten sie so manche Schwachstelle. Schließlich stammen die Pressen aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Jetzt sind sie technisch im 21. Jahrhundert angekommen, sagt Frank Kirschner, dessen Maschinenbaustudium unter den tage- und nächtelange Schraubereien nie zu Ende kam.
"Man kann es vergleichen mit einer Hifi-Anlage, der Verstärker, neu entwickelt mit den Möglichkeit, die die Halbleiterindustrie bietet und dementsprechend optimiert. Und haben dort noch mehr Möglichkeiten einzugreifen, klangtechnisch gesehen ein viel breiteres Frequenzband als bis jetzt der Fall war."
Da spitzen Vinyl-Freaks die Ohren. Während die Erzgebirgspressungen in der Dance-Szene dank ihrer dröhnenden Lautstärke, die fünf Dezibel über der anderer Platten liegt, Kultstatus genießen, schätzen feinhörige Klassik-, Folk, - oder Jazzliebhaber das Plus an Frequenzen.
Und das Fehlen des plattentypischen Knacksen und Knistern.
"Was eben von statischen Aufladungen herkommt. Was aber mittlerweile aber kaum noch der Fall ist, weil wir eben 'ne Pressemasse verwenden, die speziell für uns nur hergestellt wird. "
Trotz 60.000 Platten monatlich wollen die Stollberger keine Massenhersteller werden. Sie setzen auf den besondern Klang ihres Vinyl - und der hat sich weltweit herumgesprochen
"Ja, wir haben mal was für Schweizer gemacht, für Italiener, jetzt was nach Japan geschickt. Das Ausland ist von deutschen Produkten überzeugt, und in der Clubszene relativ gut und deshalb wird sehr viel exportiert. "
"Ein DJ, der eine CD einlegt, ist unspektakulär."
So das verächtliche Verdikt von Carsten Haupt. Der bullige Mittdreißiger mit dem kahl geschorenen Schädel ist seit 16 Jahren Schallplattenaufleger:
"Die Platte ist vom Handling viel schneller. Man legt sie drauf, sucht seine Stelle, wo der Mix oder der Break erfolgt. Man kann sofort die Nadel draufsetzen, man kann sofort raufgreifen auf die Platte, Scratchen, vorwärts und rückwärts drehen. Also auch was fürs Auge machen in der Disko. Wenn ich da mit Platten jongliere, manche machen Feuer drauf, manche machen wirklich Kunststücke mit die Dinger, dann ist das Show und das wollen die Leute sehen."
Als jeder Möchtegern-DJ und Drei-Akkord-Gitarrenvirtuose begann, seine eigene CD auf dem Heimcomputer zu brennen, fragte sich der DJ Haupt: warum nicht die eigene Musik auf Vinyl pressen? Beim googeln fand er Senor Ibanez in La Paz, der seine Schallplattenpressen abstoßen möchte. Haupt fliegt mit 60.000 Euro in der Tasche, aber ohne ein Wort spanisch zu können, in die bolivianische Hauptstadt, kauft die Pressen und verschifft sie ins Erzgebirge. Vier weiter Pressen entdeckt er kurz danach im russischen St. Petersburg.
"Also wir wussten vor fünf Jahren noch nicht, was Salpetersäure ist; wir wussten nicht, dass wir einen Dampfkessel brauchen, das wir Hydraulikaggregate brauchen. Und wir haben zweieinhalb Jahre gebraucht, bis wir eine Platte rausgekriegt haben. Das heißt noch lange nicht, dass die geklungen hat , dass der Rand geschnitten war. Wenn ich zurückdenke, wenn wir es nicht geschafft hätten, hätten wie ein Minus von mehreren Millionen, weil wir soviel investiert haben."
Heute spucken die Pressen 60.000 bunte Vinylscheiben aus. Im Monat. Und weil die Stolberger Tüftler bei ihren verzweifelten Versuchen, den Pressen nicht nur schwarze Fladen sondern gut klingende Platten zu entlocken, weil sie dabei die Maschinen buchstäblich bis zur letzten Schraube und Lüsterklemme auseinander nahmen, entdeckten sie so manche Schwachstelle. Schließlich stammen die Pressen aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Jetzt sind sie technisch im 21. Jahrhundert angekommen, sagt Frank Kirschner, dessen Maschinenbaustudium unter den tage- und nächtelange Schraubereien nie zu Ende kam.
"Man kann es vergleichen mit einer Hifi-Anlage, der Verstärker, neu entwickelt mit den Möglichkeit, die die Halbleiterindustrie bietet und dementsprechend optimiert. Und haben dort noch mehr Möglichkeiten einzugreifen, klangtechnisch gesehen ein viel breiteres Frequenzband als bis jetzt der Fall war."
Da spitzen Vinyl-Freaks die Ohren. Während die Erzgebirgspressungen in der Dance-Szene dank ihrer dröhnenden Lautstärke, die fünf Dezibel über der anderer Platten liegt, Kultstatus genießen, schätzen feinhörige Klassik-, Folk, - oder Jazzliebhaber das Plus an Frequenzen.
Und das Fehlen des plattentypischen Knacksen und Knistern.
"Was eben von statischen Aufladungen herkommt. Was aber mittlerweile aber kaum noch der Fall ist, weil wir eben 'ne Pressemasse verwenden, die speziell für uns nur hergestellt wird. "
Trotz 60.000 Platten monatlich wollen die Stollberger keine Massenhersteller werden. Sie setzen auf den besondern Klang ihres Vinyl - und der hat sich weltweit herumgesprochen
"Ja, wir haben mal was für Schweizer gemacht, für Italiener, jetzt was nach Japan geschickt. Das Ausland ist von deutschen Produkten überzeugt, und in der Clubszene relativ gut und deshalb wird sehr viel exportiert. "